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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dass unsereins eigentlich ein kleines Schwarzes haben und es mit Perlen tragen sollte. Aber ich will nicht. Ich hasse Schwarz. Ich finde es scheußlich und bin der Meinung, dass nur Empfangschefs, Hausdamen und solche Leute es tragen sollten. Außerdem war Christian Gulbrandsen eigentlich kein Verwandter von mir. Er ist der Stiefsohn meiner Großmutter.«
    »Und ich nehme an, Sie kannten ihn nicht besonders gut?«
    Gina schüttelte den Kopf. »Er war drei- oder viermal hier, als ich ein Kind war, aber im Krieg war ich dann in Amerika, und ich bin erst vor sechs Monaten zurückgekommen, um wieder hier zu leben.«
    »Sie wollen definitiv wieder hier leben? Sie sind nicht nur auf Besuch da?«
    »Das hab ich mir eigentlich noch nicht überlegt«, sagte Gina.
    »Sie waren gestern Abend in der Großen Halle, als Mr Gulbrandsen in sein Zimmer ging?«
    »Ja. Er hat gute Nacht gesagt und ist gegangen. Grandam hat gefragt, ob er alles hätte, was er braucht, und er hat bejaht – Jolly hätte ihn bestens versorgt. Nicht mit diesen Worten, aber dem Sinn nach. Er wollte noch Briefe schreiben.«
    »Und dann?«
    Gina schilderte die Szene zwischen Lewis und Edgar Lawson. Es war dieselbe Geschichte, die Inspektor Curry inzwischen schon viele Male gehört hatte, aber in Ginas Darstellung bekam sie zusätzliche Farbe, einen neuen Charakter. Sie wurde zum Drama.
    »Es war Wallys Revolver«, sagte sie. »Stellen Sie sich vor: Edgar musste den Mumm aufbringen, sie aus seinem Zimmer zu klauen. Hätt ich ihm nie zugetraut, dass er den Mumm zu so was aufbringen würde.«
    »Waren Sie beunruhigt, als die beiden ins Arbeitszimmer gingen und Edgar Lawson die Tür abschloss?«
    »Aber nein«, sagte Gina und riss ihre riesigen braunen Augen weit auf. »Ich hab's genossen. Es war so abgedroschen, wissen Sie, und so irre theatralisch. Alles, was Edgar macht, ist lächerlich. Den darf man keine Sekunde ernst nehmen.«
    »Aber er hat doch geschossen?«
    »Ja. Da dachten wir alle, er hätte Lewis tatsächlich erschossen.«
    »Und, hat Ihnen das auch gefallen?« Inspektor Curry konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    »Aber nein. In dem Moment war ich entsetzt. Wie wir alle, bis auf Grandam. Die hat mit keiner Wimper gezuckt.«
    »Sehr merkwürdig.«
    »Eigentlich nicht. Sie ist nun mal so. Nicht ganz von dieser Welt. Sie ist eine von denen, die nie glauben, dass irgendetwas Schlimmes passieren kann. Sie ist ein Schatz.«
    »Und wer alles war während dieser Szene in der Halle?«
    »Ach, wir waren alle da. Bis auf Onkel Christian, natürlich.«
    »Nicht ganz, Mrs Hudd. Es sind welche hinausgegangen und wieder hereingekommen.«
    »Ach ja?«, fragte Gina ohne besonderes Interesse.
    »Ihr Mann ist zum Beispiel hinausgegangen, um die Sicherung auszuwechseln.«
    »Stimmt. Wally repariert alles.«
    »Als er draußen war, fiel ein Schuss, hat man mir gesagt. Ein Schuss, von dem alle dachten, er sei im Park abgegeben worden.«
    »Daran erinnere ich mich nicht... Ah, doch, ja, das war gleich nachdem die Lichter wieder angegangen waren und Wally zurückgekommen war.«
    »Hat sonst noch jemand die Halle verlassen?«
    »Ich glaube nicht. Ich erinnere mich nicht.«
    »Wo haben Sie gesessen, Mrs Hudd?«
    »Am Fenster.«
    »Bei der Tür zur Bibliothek?«
    »Ja.«
    »Haben Sie selbst die Halle einmal verlassen?«
    »Verlassen? Wo es so aufregend war? Natürlich nicht.« Gina schien empört über den Gedanken.
    »Wo haben die anderen gesessen?«
    »Die meisten am Kamin, glaube ich. Tante Mildred hat gestrickt, Tante Jane ebenso – Miss Marple, meine ich. Grandam hat nur dagesessen.«
    »Und Mr Stephen Restarick?«
    »Stephen? Am Anfang hat er Klavier gespielt. Wo er dann hingegangen ist, weiß ich nicht.«
    »Und Miss Bellever?«
    »Die hat unnötigen Wirbel gemacht, wie immer. Sie setzt sich praktisch nie hin. Sie hat nach Schlüsseln gesucht oder so.« Sie sah den Inspektor an. Plötzlich sagte sie: »Was hat eigentlich der ganze Wirbel um Grandams Medizin zu bedeuten? Hat der Apotheker was falsch gemacht oder so?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil die Fläschchen plötzlich verschwunden waren und Jolly wie eine Verrückte rumgerannt ist und danach gesucht hat. Alex hat ihr gesagt, die Polizei hätte sie mitgenommen. Stimmt das?«
    Anstatt die Frage zu beantworten, sagte Inspektor Curry: »Miss Bellever war aufgeregt, sagen Sie?«
    »Ja, aber die regt sich über alles auf«, sagte Gina wegwerfend. »Die braucht das. Ich frage mich manchmal, wie Grandam das

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