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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gangster.«
    »Aber das wäre doch noch kein Grund, Christian Gulbrandsen umzubringen, oder? Warum hätte er das tun sollen?«
    »Weil Christian etwas über ihn herausgefunden hatte. Das war der Grund, warum er schon so bald nach seinem letzten Besuch wieder hierher gekommen ist.«
    »Sind Sie sich da sicher, Mrs Strete?«
    »Für mich liegt auch das auf der Hand. Er hat uns in dem Glauben gelassen, sein Besuch stehe im Zusammenhang mit der Stiftung – aber das ist Unsinn. Zu dem Zweck war er erst vor einem Monat hier. Und inzwischen hat sich nichts Wichtiges getan. Er muss also in Privatangelegenheiten unterwegs gewesen sein. Bei seinem letzten Besuch hat er Walter kennen gelernt, und vielleicht hat er ihn wieder erkannt oder in den Staaten Erkundigungen eingezogen – er hat natürlich überall seine Zuträger – und irgendetwas sehr Bedenkliches über ihn in Erfahrung gebracht. Gina ist albern und naiv. Schon immer gewesen. Es sieht ihr ähnlich, einen Mann zu heiraten, von dem sie nichts weiß – sie war schon immer verrückt! Womöglich einen, der von der Polizei gesucht wird oder der schon verheiratet ist, oder einen schrägen Vogel aus der Unterwelt. Aber mein Bruder Christian war nicht so leicht zu täuschen. Bestimmt ist er gekommen, um die ganze Geschichte zu bereinigen. Um Walter bloßzustellen, ihn zu entlarven. Also musste Walter ihn natürlich erschießen.«
    Inspektor Curry verpasste einer der Katzen auf seinem Block noch ein paar überdimensionale Schnurrhaare und sagte: »Jjj-ja.«
    »Meinen Sie nicht auch, dass es so gewesen sein muss?«
    »Doch, gewiss – ja«, räumte der Inspektor ein.
    »Welche andere Lösung wäre denn denkbar? Christian hatte keine Feinde. Was ich nicht verstehe: Warum haben Sie Walter nicht längst verhaftet?«
    »Na ja, wissen Sie, Mrs Strete, dafür brauchen wir Beweise.«
    »Die könnten Sie sich ohne weiteres besorgen. Wenn Sie nach Amerika telegrafieren –«
    »Stimmt, wir werden Mr Walter Hudd überprüfen lassen. Darauf können Sie sich verlassen. Aber solange wir ihm kein Motiv nachweisen können, haben wir nicht viel in der Hand. Was natürlich die Gelegenheit angeht –«
    »Er ist gleich nach Christian hinausgegangen, angeblich, weil eine Sicherung durchgebrannt war –«
    »Die ist wirklich durchgebrannt.«
    »Das kann er ohne weiteres arrangiert haben.«
    »Stimmt.«
    »Das hat ihm den Vorwand geliefert. Er ist Christian in dessen Zimmer nachgegangen und hat ihn erschossen. Dann hat er die Sicherung ausgewechselt und ist in die Halle zurückgekommen.«
    »Seine Frau sagt, er sei zurückgekommen, bevor draußen der Schuss gefallen ist.«
    »Ausgeschlossen! Gina würde alles aussagen. Die Italiener nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau. Außerdem ist sie katholisch.«
    Inspektor Curry ging auf den kirchlichen Blickwinkel nicht ein.
    »Sie meinen also, seine Frau steckt mit ihm unter einer Decke?«
    Mildred Strete zögerte einen Moment. »Nein – nein, das glaube ich nicht.« Sie schien enttäuscht darüber, dass sie das nicht dachte. Sie fuhr fort: »Das muss zum Teil sein Motiv gewesen sein – zu verhindern, dass Gina die Wahrheit über ihn erfährt. Gina ist immerhin seine einzige Geldquelle.«
    »Und eine sehr schöne Frau.«
    »O ja. Ich habe schon immer gesagt, dass Gina gut aussieht. In Italien natürlich ein sehr gängiger Typ. Aber wenn Sie mich fragen, ist Walter vor allem hinter ihrem Geld her. Deswegen ist er mit ihr herübergekommen, um auf Kosten der Serrocolds zu leben.«
    »Mrs Hudd ist sehr vermögend, nehme ich an?«
    »Im Augenblick nicht. Mein Vater hat Ginas Mutter dieselbe Summe ausgesetzt wie mir. Aber Pippa hatte natürlich die Staatsangehörigkeit ihres Mannes angenommen (ich glaube, das Gesetz wurde inzwischen geändert), und infolge der Kriegswirren und weil ihr Vater Faschist war, ist Gina zurzeit eher knapp bei Kasse. Meine Mutter verwöhnt sie, und ihre amerikanische Tante, Mrs Van Rydock, hat Unsummen ausgegeben und ihr in den Kriegsjahren alles gekauft, was sie sich eingebildet hat. Trotzdem, Walter steht vor der Tatsache, dass er nicht viel in die Hände bekommt, bis zum Tod meiner Mutter. Dann allerdings fällt Gina ein riesiges Erbe zu.«
    »Und Ihnen auch, Mrs Strete!«
    Eine leichte Röte erschien auf Mildred Stretes Wangen.
    »Auch mir, ganz recht. Mein Mann und ich haben immer sehr zurückgezogen gelebt. Er hat wenig Geld gebraucht, außer für Bücher – er war ein großer Gelehrter. Mein eigenes Vermögen hat sich

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