Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
keinen Vater hatte. Sie haben gesagt, ich wär ein kleiner Bastard – und das war ich ja auch. Mura war meistens betrunken, und sie hatte andauernd Männerbesuch. Mein Vater war ein ausländischer Matrose, glaube ich. Das Haus war immer dreckig, die reinste Hölle. Und dann hab ich mir irgendwann gedacht, angenommen, mein Vater wär gar nicht bloß ein ausländischer Matrose, sondern irgendein Prominenter gewesen – und ich hab mir ein paar Sachen ausgedacht. Kinderkram am Anfang – bei der Geburt vertauscht, eigentlich der rechtmäßige Erbe, so Zeug. Und dann bin ich an eine neue Schule gekommen und hab ein paar Mal probiert, entsprechende Andeutungen zu machen. Hab gesagt, mein Vater wär eigentlich Admiral in der Marine. Mit der Zeit hab ich's selber geglaubt. Von da an ist es mir besser gegangen.«
    Er machte eine Pause und fuhr dann fort: »Und dann – später – bin ich auf andere Ideen gekommen. Ich hab mich immer in Hotels aufgehalten und alle möglichen albernen Geschichten darüber erzählt, dass ich Kampfflieger bin – oder einer vom militärischen Geheimdienst. Ich war völlig durcheinander. Ich konnte gar nicht mehr aufhören mit dem Lügen.
    Aber ich hab nie wirklich versucht, damit Geld zu machen. Ich hab mich nur aufgespielt, damit die anderen eine bessere Meinung von mir bekommen. Ich wollte nicht unehrlich sein. Mr Serrocold kann es Ihnen bestätigen – und Dr. Maverick –, die haben die ganzen Unterlagen über mich.«
    Inspektor Curry nickte. Er hatte Edgars Fallgeschichte und seine Polizeiakte bereits studiert.
    »Mr Serrocold hat mich dann da rausgeholt und mich hierher gebracht. Er hat gesagt, dass er einen Sekretär braucht, der ihm hilft – und ich hab ihm geholfen! Wirklich! Nur die anderen haben mich ausgelacht. Sie haben ständig über mich gelacht.«
    »Welche anderen? Mrs Serrocold?«
    »Nein, Mrs Serrocold nicht. Sie ist eine Lady – sie ist immer verständnisvoll und freundlich. Nein, aber Gina hat mich wie Dreck behandelt. Und Stephen Restarick. Und Mrs Strete hat mich verachtet, weil ich kein Gentleman bin. Und Miss Bellever genauso – und was ist sie? Eine bezahlte Gesellschafterin, oder?«
    Curry bemerkte die Anzeichen zunehmender Erregung. »Sie fanden sie also nicht besonders verständnisvoll?«
    »Das lag daran, dass ich ein Bastard bin. Wenn ich einen richtigen Vater hätte, dann wären sie nicht so zu mir gewesen.«
    »Und da haben Sie sich den einen oder anderen berühmten Vater zugelegt?«
    Edgar wurde rot. »Irgendwie lande ich anscheinend immer wieder beim Lügen«, murmelte er.
    »Und am Schluss haben Sie dann behauptet, Mr Serrocold sei Ihr Vater. Warum?«
    »Weil ich gedacht hab, damit könnte ich ihnen ein für alle Mal den Mund stopfen. Wenn er mein Vater wäre, könnten sie mir nichts mehr tun.«
    »Ja. Aber Sie haben ihn beschuldigt, dass er Ihr Feind ist – dass er Sie verfolgt.«
    »Ich weiß – « Er rieb sich die Stirn. »Ich hab alles falsch gemacht. Es gibt Zeiten, da mache ich – da mache ich nichts richtig. Ich werde ganz konfus.«
    »Und den Revolver haben Sie aus Mr Walter Hudds Zimmer geholt?«
    Edgar wirkte verblüfft. »So? Da hab ich ihn her?«
    »Wissen Sie denn nicht mehr, woher Sie ihn hatten?«
    »Ich wollte Mr Serrocold damit bedrohen«, sagte Edgar. »Ich wollte ihm Angst machen. Wieder der alte Kinderkram.«
    Geduldig wiederholte Inspektor Curry: »Wo hatten Sie den Revolver her?«
    »Sie haben es doch eben gesagt – aus Walters Zimmer.«
    »Jetzt erinnern Sie sich also wieder?«
    »Ich muss ihn aus seinem Zimmer geholt haben. Anders wäre ich doch nicht an ihn rangekommen, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Inspektor Curry. »Jemand – könnte ihn Ihnen gegeben haben.«
    Edgar schwieg. Seine Miene war ausdruckslos.
    »Ist es so gewesen?«
    Erregt sagte Edgar: »Ich weiß es nicht mehr. Ich war völlig außer mir. Ich bin im Garten rumgelaufen und hab nur noch rot gesehen. Ich dachte, dass mich irgendwelche Leute bespitzeln, beobachten, mich zur Strecke bringen wollen. Sogar diese nette weißhaarige alte Dame... Ich kann mir das alles nicht mehr erklären. Ich muss den Verstand verloren haben. Teilweise weiß ich nicht mehr, wo ich war und was ich getan habe.«
    »Aber Sie erinnern sich sicher, wer Ihnen gesagt hat, Mr Serrocold sei Ihr Vater?«
    Edgars Miene blieb ausdruckslos. »Das hat mir niemand gesagt«, sagte er verdrossen. »Es ist mir einfach so in den Sinn gekommen.«
    Inspektor Curry seufzte. Er war nicht

Weitere Kostenlose Bücher