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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sehr weiblich, liebste Gina.«
    »Wie bösartig du sein kannst, liebster Alex.«
    »Weil ich mich von dir nicht einwickeln lasse? Du bist sehr von dir angetan, Gina, hab ich Recht? Du hast uns alle da, wo du uns haben willst. Mich, Stephen und deinen baumlangen Simpel von Mann.«
    »Du redest Unsinn.«
    »O nein, keineswegs. Stephen ist in dich verliebt. Ich bin ich dich verliebt, und Wally ist todunglücklich. Was kann sich eine Frau mehr wünschen?«
    Gina sah ihn an und lachte.
    Alex nickte heftig. »Immerhin hast du noch einen Rest Ehrlichkeit, wie ich zu meiner Freude feststelle. Das ist die Römerin in dir. Du machst dir gar nicht die Mühe vorzugeben, dass du nicht attraktiv für Männer bist – oder dass es dir schrecklich Leid tut, wenn sie sich zu dir hingezogen fühlen. Es gefällt dir, wenn Männer in dich verliebt sind, gib's zu, grausame Gina. Sogar bei dem kleinen Edgar Lawson, diesem armen Teufel!«
    Gina sah ihn unverwandt an. Ruhig und ernst sagte sie: »Das ist nicht von Dauer, weißt du. Frauen haben es im Leben viel schwerer als Männer. Sie sind verletzlicher. Sie bekommen Kinder, und sie nehmen ihre Kinder schrecklich wichtig. Sobald sie nicht mehr gut aussehen, lieben die Männer sie nicht mehr. Sie werden betrogen und verlassen und beiseite geschoben. Ich kann es den Männern nicht verdenken. Ich wäre genauso. Ich mag keine Menschen, die alt oder hässlich oder krank sind oder die über ihre Wehwehchen jammern oder sich so lächerlich aufführen wie Edgar, der herumstolziert und so tut, als wäre er ein wichtiger, interessanter Mann. Ich bin grausam, sagst du? Die Welt ist grausam! Früher oder später wird sie auch zu mir grausam sein! Aber jetzt bin ich noch jung und sehe hübsch aus, und die Leute finden mich attraktiv.« Ihre Zähne blitzten in ihrem charakteristisch warmen, sonnigen Lächeln auf. »Ja, ich genieße es, Alex. Warum auch nicht?«
    »Sicher, nur zu«, sagte Alex. »Was ich gern wissen möchte: Was willst du unternehmen? Wirst du Stephen heiraten, oder wirst du mich heiraten?«
    »Ich bin mit Wally verheiratet.«
    »Vorerst noch. Jede Frau darf beim Heiraten einen Fehler machen – aber es gibt keinen Grund, darauf zu beharren. Wenn man das Stück in der Provinz getestet hat, muss man es ins West End bringen.«
    »Und du bist das West End?«
    »Zweifellos.«
    »Willst du mich wirklich heiraten? Ich kann mir dich nicht als Ehemann vorstellen.«
    »Ich bestehe auf Heirat. Affären sind so was Altmodisches, finde ich. Scherereien mit Pässen und Hotels und so weiter. Ich werde nie eine Geliebte haben, außer ich kriege die Frau nicht anders!«
    Ginas Lachen war frisch und glockenhell.
    »Du bist wirklich amüsant, Alex.«
    »Das ist meine größte Stärke. Stephen sieht viel besser aus als ich. Er ist ein Bild von einem Mann und sehr ernsthaft, was Frauen natürlich anbetungswürdig finden. Aber in der Ehe ist Ernsthaftigkeit ermüdend. Mit mir, Gina, wirst du das Leben unterhaltsam finden.«
    »Willst du nicht sagen, dass du mich bis zum Wahnsinn liebst?«
    »So sehr das auch zutreffen mag, werde ich mich doch hüten, es auszusprechen. Das wäre ein Pluspunkt für dich und ein Minuspunkt für mich. Nein, das Einzige, wozu ich bereit bin, ist ein geschäftlich-nüchternes Heiratsangebot.«
    »Da muss ich erst drüber nachdenken«, sagte Gina lächelnd.
    »Natürlich. Außerdem musst du erst Wally von seinem Unglück erlösen. Ich habe viel Mitgefühl mit Wally. Es muss die Hölle für ihn sein, mit dir verheiratet zu sein und sich an den Rädern deines Streitwagens in diese bedrückende Familienatmosphäre der Philanthropie schleifen zu lassen.«
    »Was bist du doch für ein boshafter Kerl, Alex!«
    »Aber ein scharfblickender.«
    »Manchmal denke ich«, sagte Gina, »dass Wally sich überhaupt nichts aus mir macht. Er nimmt mich gar nicht mehr wahr.«
    »Du hast ihn mit einem Stöckchen aufgerührt, und er reagiert nicht. Wie ärgerlich!«
    Blitzartig hob Gina die Hand und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
    »Touche!«, rief Alex.
    Mit einer raschen, geschickten Bewegung nahm er sie in die Arme, und ehe sie Widerstand leisten konnte, verschmolzen seine Lippen mit ihren in einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Zuerst wehrte sie sich, doch dann ließ sie es geschehen...
    »Gina!«
    Sie fuhren auseinander. Mildred Strete, das Gesicht hochrot, die Lippen zitternd, sah die beiden hasserfüllt an. Sie war so erregt, dass sie nur stammeln konnte. »Widerwärtig –

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