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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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widerwärtig – du verworfenes, vertiertes Geschöpf...du bist genau wie deine Mutter... Ihr seid eine üble Sippschaft... ich hab schon immer gewusst, dass ihr eine üble Sippschaft seid... zutiefst verkommen... Und du bist nicht nur eine Ehebrecherin – du bist auch eine Mörderin. O ja, das bist du. Ich weiß, was ich weiß!«
    »Und was weißt du? Mach dich nicht lächerlich, Tante Mildred.«
    »Ich bin nicht deine Tante, Gott sei Dank. Wir sind nicht blutsverwandt. Du weißt ja nicht mal, wer deine Mutter war oder woher sie kam! Aber du weißt sehr gut, wie mein Vater war und meine Mutter. Was für ein Kind, meinst du, hätten die beiden adoptiert? Wahrscheinlich das Kind einer Verbrecherin oder einer Prostituierten! So waren sie nun mal. Sie hätten wissen müssen, dass das Blut immer durchkommt. Obwohl ich sagen muss, dass es die Italienerin in dir ist, die dich zum Gift greifen lässt.«
    »Wie kannst du so was sagen?«
    »Ich sage, was ich will. Du kannst doch jetzt nicht mehr abstreiten, dass jemand versucht hat, Mutter zu vergiften, oder? Und wer kommt da als Erster in Frage? Wer erbt ein riesiges Vermögen, wenn Mutter stirbt? Du, Gina, und du kannst dich darauf verlassen, dass die Polizei diesen Umstand nicht übersehen hat.«
    Immer noch zitternd, entfernte Mildred sich rasch.
    »Pathologisch«, sagte Alex. »Eindeutig pathologisch. Aber eigentlich höchst interessant. Bringt einen auf Gedanken, den Kanonikus Strete betreffend, Gott hab ihn selig. Religiöse Skrupel vielleicht? Oder meinst du, er war impotent?«
    »Sei nicht so geschmacklos, Alex. Oh, ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie.«
    Gina rang die Hände und bebte vor Wut.
    »Nur gut, dass du kein Messer im Strumpf hattest«, sagte Alex. »Sonst hätte Mildred Strete mit Mord aus der Perspektive des Opfers Bekanntschaft gemacht. Beruhige dich, Gina. Schau nicht so melodramatisch drein wie die Heroine einer italienischen Oper.«
    »Wie kann sie behaupten, ich hätte versucht, Grandam zu vergiften?«
    »Tja, meine Liebe, irgendwer hat es ja versucht. Und was das Motiv angeht, da bringst du nun mal die besten Voraussetzungen mit.«
    »Alex!« Gina starrte ihn entsetzt an. »Ist das die Meinung der Polizei?«
    »Wer weiß schon, was die Polizei denkt. Die verstehen sich vorzüglich darauf, sich nichts anmerken zu lassen. Die sind nämlich alles andere als blöd, weißt du. Dabei fällt mir ein...«
    »Wo willst du hin?«
    »Ich muss an einer Idee von mir arbeiten.«

Siebzehntes Kapitel

I
     
    » D u sagst, jemand will mich vergiften?«
    Vor schierem Entsetzen versagte ihr fast die Stimme. »Also weißt du«, sagte sie, »das kann ich gar nicht glauben...« Sie schwieg ein Weilchen, die Augen halb geschlossen.
    Liebevoll sagte Lewis: »Ich wollte, ich hätte dir das ersparen können, Liebste.«
    Geistesabwesend streckte sie ihm die Hand hin, und er nahm sie.
    Miss Marple, die dicht neben ihr saß, schüttelte mitfühlend den Kopf.
    Carrie Louise öffnete die Augen. »Ist das wirklich wahr, Jane?«
    »Ja, leider, meine Liebe.«
    »Dann ist ja alles –«Carrie Louise brach ab. Dann sprach sie weiter. »Ich habe immer geglaubt, ich wüsste, was wirklich ist und was nicht. Das kommt mir unwirklich vor, aber es ist Wirklichkeit... Also irre ich mich vielleicht auch in allem anderen … Aber wer könnte mir denn so etwas antun wollen? Es ist doch niemand hier im Haus, der mich – umbringen will?« Sie war noch immer fassungslos.
    »Das dachte ich auch«, sagte Lewis. »Aber ich habe mich geirrt.«
    »Und Christian hat davon gewusst? Das erklärt alles.«
    »Was erklärt es?«, fragte Lewis.
    »Sein Betragen«, sagte Carrie Louise. »Es war sehr seltsam, weißt du. Er war wie ausgewechselt. Ich hatte das Gefühl, dass er sich um mich sorgte – er wollte mir etwas sagen, hat es dann aber doch nicht getan. Und er hat mich gefragt, ob mein Herz in Ordnung sei. Und ob es mir in letzter Zeit gut gegangen sei. Vielleicht wollte er mir einen Wink geben. Aber warum hat er es dann nicht ohne Umschweife gesagt? Es ist doch so viel einfacher, die Dinge beim Namen zu nennen.«
    »Er wollte dir nicht wehtun, Caroline.«
    »Mir wehtun? Aber warum – ah, ich verstehe...« Ihre Augen wurden groß. »Du meinst also... Aber da liegst du falsch, Lewis, völlig falsch, das kann ich dir versichern.«
    Ihr Mann wich ihrem Blick aus.
    »Tut mir Leid«, sagte Mrs Serrocold nach einer Weile, »aber ich kann nicht glauben, dass irgendetwas von dem, was in der letzten

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