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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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beschlossen, noch einmal zu seinem Vater zu gehen und mit ihm über Ninetyminutes zu sprechen. Dann hatte er ihn auf der Straße gesehen, war in seinem angetrunkenen Zustand von plötzlichem Zorn übermannt worden und hatte das Gaspedal durchgetreten. Das klang wahrscheinlich. Beängstigend wahrscheinlich.
    Der Gedanke bestürzte mich. Meine kurze Euphorie, dass meine Nachforschungen endlich ein Ergebnis gebracht hatten, verflüchtigte sich rasch. Mein Freund hatte mich angelogen. In einem Punkt von entscheidender Bedeutung angelogen.
    Möglicherweise hatte er sogar einen Menschen umgebracht.
    Sobald ich wieder im Büro war, rief ich Donnelly an und fragte ihn, ob er einen metallicblauen Porsche auf der Straße vor Tonys Wohnung gesehen hatte. Guys Wagen war so auffällig, dass Donnelly ihn vielleicht bemerkt hatte.
    Einen Augenblick lang machte er Ausflüchte, bemüht, noch einmal Geld herauszuschlagen, aber ich weigerte mich. Schließlich beantwortete er meine Frage.
    Nein.
    Natürlich konnte Guy in einem anderen Auto da gewesen sein. Möglicherweise war der Porsche Donnelly auch nicht aufgefallen. Schließlich war die Gegend dort reichlich gesegnet mit dieser Marke.
    Der Haken war nur, dass ich es nicht wusste.
    Ich saß an meinem Schreibtisch und überlegte, was zu tun sei. Es war schwierig. Natürlich konnte ich Guy noch einmal zur Rede stellen, doch das erschien mir ziemlich sinnlos. Wenn er es getan hatte, würde er es wieder sehr überzeugend abstreiten. War er unschuldig, würde er tief gekränkt sein, dass ich hinter ihm hergeschnüffelt hatte. Er würde aus der Haut fahren. Und ein ernsthafter Streit war das Letzte, was Ninetyminutes im Augenblick brauchte.
    Die Situation in der Firma spitzte sich nämlich zu. Der Besucherstrom wuchs stetig an, aber der vorgesehene Zeitpunkt für den Beginn des Online-Verkaufs rückte drohend näher. Es stand keineswegs fest, dass wir es schaffen würden.
    Irgendwann würde ich mich der Frage stellen müssen, ob Guy es getan hatte oder nicht, das wusste ich. Doch im
    Augenblick beschloss ich, sie erst einmal zurückzustellen. Es gab so viel anderes zu tun.
    Amy hatte großartige Arbeit geleistet: Wir hatten eine lange Liste von Produkten, die wir online vertreiben wollten. Da waren die Klassiker - Vereinstrikots und die Trikots der Nationalmannschaft - und dann unsere eigene Kollektion mit dem Logo, das Mandrill vor fünf Monaten entwickelt hatte. Amy hatte alles organisiert, Designer, Hersteller, Lagerhaltung und Vertrieb. Von daher konnte es jederzeit losgehen.
    Die Technik war natürlich unsere größte Sorge. Der Betrieb einer Website, auf der Waren verkauft werden, verlangt einen weit größeren technischen Aufwand als eine Site, die sich die Besucher nur anschauen. Eigene Computer oder »Server« sind erforderlich für Produktinformationen und Preise, Informationen über Kunden und Transaktionen, finanzielle Daten und Kontenführung sowie zur Überprüfung der Kreditkarten. Zwischen diesen Rechnern und dem Kunden befindet sich ein Web-Server, der mit dem Computer des Kunden über das Internet kommuniziert und dafür sorgt, dass jede Anfrage in Echtzeit in alle anderen Systeme integriert wird. Firewalls, Proxy-Server und Routers sind erforderlich, um das ganze System zu schützen, sorgen für die Datensicherung und steuern den Web-Verkehr.
    Am Anfang der Internet-Zeit musste ein Unternehmen, das seine Waren übers Netz verkaufen wollte, das alles selbst entwickeln. Das Problem bestand darin, die verschiedenen Systeme dazu zu bringen, miteinander zu reden. Glücklicherweise konnte man zu dem Zeitpunkt, als wir Ninetyminutes’ E-Commerce einrichten wollten, schon alle erforderlichen Betriebssysteme fertig kaufen. Das ersparte uns Zeit und war seinen Preis wert, allerdings schränkte es die Möglichkeiten der Site etwas ein.
    Das störte Owen. In Kalifornien hatte er an Online-Katalogen großer Einzelhändler gearbeitet und dabei einige interessante technische Fortschritte erzielt. Als er sie uns zeigte, waren wir alle sehr beeindruckt. Natürlich wollte er sie in die Site von Ninetyminutes einbauen. Und natürlich passten sie nicht.
    Zunächst schlug Owen vor, den Start der Verkaufs-Site um einen Monat hinauszuschieben, damit er seine Programmteile dem Betriebssystem einpassen könne. Das wäre nach Weihnachten gewesen. Guy sagte nein. Ohne jemandem Bescheid zu sagen, begann Owen, ein Anwendungsprogramm zu schreiben, das als Schnittstelle zwischen seinen

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