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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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fast unnatürlich.«
    »Es ist unnatürlich«, sagte ich. »Beide sind sie auf ihre Art kaputt und haben das Gefühl, sie können sich auf der großen weiten Welt nur aufeinander verlassen. So ist das schon immer gewesen. Irgendwann haben die anderen Jungs in der Schule begonnen, Owen zu hänseln. Klar, dass sie ihn ausgeguckt haben. Ich glaube, sie nannten ihn den >Unglaublichen Hulke. Wortführer war ein gemeiner kleiner Bursche namens Wheeler. Einer von den Typen, die sich eine starke Stellung in der Gruppe verschaffen, indem sie sie gegen ein Mitglied aufhetzen.«
    »Guy hat ihn zusammengeschlagen?«
    »Schlimmer. Wheeler war ein Wochenende nach Hause gefahren. Am Abend ging Guy in den Schlafsaal und erklärte Wheelers Kumpels, dass Wheeler sie alle manipuliert, indem er die Gruppe nacheinander gegen jeden von ihnen aufhetzt. Guy war cool. Auf Guy hörte man. Als Wheeler in die Schule zurückkehrte, waren seine Sachen kaputt, und keiner sprach mehr mit ihm. Im nächsten Halbjahr verließ er Broadhill.«
    »Mit anderen Worten, Guy beschützt seinen kleinen Bruder.«
    »Immer.«
    Nachdenklich trank Ingrid ihren Cappuccino. »Mag sein, aber Owen muss trotzdem weg. Wir können nicht zulassen, dass er Ninetyminutes ruiniert. Wenn Guy das Problem nicht objektiv sehen kann, wenden wir uns an
    Derek Silverman. Wir haben keine andere Wahl.«
    »Du hast Recht.« Es hatte nichts mit meinen persönlichen Problemen mit Owen zu tun. Er gefährdete die Existenz der Firma.
    »Gehen wir zusammen hin?«
    Ingrid nickte.
    Wir wollten zuerst mit Guy über die Situation bei Ninetyminutes diskutieren. Es ging nicht um persönliche Dinge, sondern ums Geschäft, das wollten wir deutlich machen. Sobald wir wieder in der Firma waren, fragte ich ihn, ob wir uns hinter den geschlossenen Türen des Vorstandszimmers unterhalten könnten.
    Owen sah uns hineingehen.
    Ich teilte Guy unsere Ansicht mit. Wie erwartet protestierte er.
    »Wir können Owen nicht rausschmeißen! Er ist einer der Gründer. Am Anfang hat er das meiste Geld hineingebuttert. Vom ihm stammt die Technik der Site. Und er hat genauso viel gearbeitet wie jeder von uns. Ohne ihn gäbe es heute kein Ninetyminutes.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber mit ihm wird es in Zukunft kein Ninetyminutes geben.«
    »Ach, hör doch auf.«
    »David hat Recht«, sagte Ingrid. »Diese Panne war ganz allein Owens Schuld. Möglicherweise erholen wir uns nie wieder davon. Und das ist kein einmaliger Vorfall. Es werden noch mehr kommen. Und irgendeiner wird uns den Rest geben.«
    »Aber er ist der beste Tüftler, den ich kenne. Er kann den Dcomsult-Leuten jederzeit was vormachen.«
    »Genau das ist der Punkt«, sagte Ingrid. »Er macht ihnen was vor. Tatsache ist, dass wir mit der Expansion der Firma ein Team brauchen, das für die Technik verantwortlich ist. Und da liegt der Hund begraben. Owen ist nicht teamfähig.«
    »Ich kann ihm sagen, dass er ein bisschen umgänglicher sein soll«, sagte Guy.
    »Das nützt gar nichts«, sagte ich. »Du kennst doch Owen.«
    »Was ist, wenn ich nein sage?«
    »Dann gehen wir zu Derek Silverman«, sagte Ingrid.
    »Hinter meinem Rücken?«
    »Nein. Schließlich sprechen wir zuerst mit dir«, sagte ich. »Das ist nicht mehr allein deine Firma, Guy. Wäre sie das noch, könntest du Owen behalten, und du wärst vollkommen im Recht. Doch jetzt gibt es zu viele Leute, die Anteile an der Firma haben. Und deswegen muss er gehen.«
    »Verbündet ihr euch gegen mich?«, sagte Guy. »Ihr und euer alter Kumpel Henry Bufton-Tufton?«
    »Nein«, sagte Ingrid. »Dir sind nur die Hände gebunden, weil er dein Bruder ist. Deshalb müssen wir zum Vorstandsvorsitzenden gehen.«
    Guy holte tief Luft. »Ich bin der leitende Direktor dieser Gesellschaft, und ich treffe die Entscheidungen. Owen bleibt. Er war am Anfang dabei, und er wird am Ende dabei sein, egal, wann das ist. Und jetzt ist es Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.«
    Ich ging an Ingrids Schreibtisch und rief Derek Silvermans Sekretärin an. Als ich auflegte, hatte ich einen Termin bei Silverman. In zwei Tagen.
    Wie üblich besorgte ich mir auf dem Rückweg zu meiner
    Wohnung in Notting Hill eine Mahlzeit zum Mitnehmen. Irgendwas Schnelles aus dem Imbiss. Manchmal machte ich mir auch zu Hause ein Fertiggericht warm. Zu mehr reichte die Zeit selten in diesen Tagen. Ich sah mich in meiner Wohnung um. Stellenweise sauber. Ich bezahlte eine Frau, die einmal in der Woche kam, um zu putzen. Doch das Gesamtbild war

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