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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Programmkomponenten und unseren fertig gekauften Betriebssystemen dienen sollte.
    Dcomsult, die neue Beratungsfirma, die wir beauftragt hatten, das System einzurichten, bemerkte es und war alles andere als begeistert. Aber Owen schaltete auf stur. Guy und mir blieb nicht verborgen, dass es Probleme zwischen Owen und Dcomsult gab, aber wir nahmen an, sie seien einfach wieder auf Owens sattsam bekannte Fähigkeit zurückzuführen, jeden auf die Palme zu bringen, mit dem er zusammenarbeitete. Guy neigte ihm gegenüber zur Nachsicht, und ich wollte mit ihm so wenig wie möglich zu tun haben.
    Zwei Tage bevor die Site ins Netz ging, machten wir einen Probelauf, indem wir das System mit fiktiven Kleiderbestellungen bombardierten. Es funktionierte traumhaft. Und der Online-Katalog sah richtig gut aus.
    Der Starttag kam. Wir hatten viel Geld aufgewendet, um ihn zu einer Jahreszeit anzukündigen, wo Werbung am kostspieligsten ist. Die Presse war gespannt. Die Modejournalistin einer großen Tageszeitung beabsichtigte, einige Käufe zu tätigen. Durch ihren Artikel konnten wir wunderbar jene Frauen erreichen, die sich den Kopf darüber zerbrachen, was sie ihren fußballverrückten Freunden oder Ehemännern zu Weihnachten schenken sollten.
    Um zehn Uhr morgens eröffneten wir die Site. Sofort waren die ersten Besucher da. Der Verkehr nahm zu, und die Leute begannen zu bestellen. Das System brach nicht zusammen. Um siebzehn Uhr arbeitete es seit sieben Stunden fehlerlos, also begaben wir uns alle zu Smiths, einer Bar in einem alten Lagerhaus gegenüber von Smiths Fleischmarkt, einem Lokal, das sich beim Internet-Volk größter Beliebtheit erfreute. Guy bestellte Champagner. Nach etwa einer Stunde ging ich nach Hause und überließ es anderen, wieder in die Firma zurückzukehren und das System zu überprüfen.
    Als ich am nächsten Morgen, etwas später als gewöhnlich, ins Büro kam, herrschte Chaos. Amy, Owen, Sanjay, Guy und die Leute von Dcomsult hatten sich die Nacht um die Ohren geschlagen. Die Stapeldatei mit allen Informationen über die Käufe des Tages war völlig verstümmelt bei unserem Großhändler eingetroffen. Mit anderen Worten, der Großhändler konnte nicht erkennen, welche Waren er wem liefern sollte. Amy schien nicht herausfinden zu können, warum die Datei beschädigt war. Owen wusste es offenbar, sagte aber, er sei zu beschäftigt, um es erklären zu können, und verbot Sanjay, irgendetwas anderes zu tun, als sich um das Problem zu kümmern.
    Weitere Bestellungen gingen ein. Wir konnten sie nicht aufnehmen. Um zehn Uhr versammelte Guy ein paar von uns. Er fragte Owen, ob er garantieren könne, dass das Problem innerhalb der nächsten Stunde gelöst sei. Owen verneinte es. Daraufhin ordnete Guy an, den E-Commerce-Sektor der Site zu schließen.
    Amy rief die Modejournalistin an, fragte sie, was sie bestellt habe, und versprach ihr, dass die Sachen umgehend geliefert würden. Die Redakteurin zeigte sich wenig beeindruckt, obwohl sie ihre Chance witterte. Am folgenden Tag kam ninetyminutes.com zum ersten Mal auf die Titelseite. »Bauen Sie für Ihre Weihnachtseinkäufe nicht aufs Internet«, lautete die Botschaft. Genau die Art von Werbung, die wir brauchten. Schlimmer noch, wir schädigten das Image der ganzen Branche.
    Wir mussten den ganzen Tag und die folgende Nacht durcharbeiten, um von Hand zu ermitteln, wer was bestellt hatte, und unserem Großhändler diese Informationen per Kurier zukommen zu lassen. Die Ware wurde ausgeliefert, doch unsere Glaubwürdigkeit hatte beträchtlichen und möglicherweise irreparablen Schaden erlitten.
    Es ging nicht nur um unsere Glaubwürdigkeit. Amy hatte versucht, die Produktlinie möglichst einfach zu halten, trotzdem hatten wir erhebliche Bestände bei unseren Herstellern ordern müssen. Kleidung, für die wir bezahlen mussten. Wenn wir sie nicht größtenteils vor Weihnachten verkaufen konnten, kam ein Riesenverlust auf uns zu.
    Erst Guy fand heraus, was geschehen war. Der Fehler steckte in der API, der Anwendungsprogrammierschnittstelle, die Owen geschrieben hatte. Die Leute von Dcomsult wiesen natürlich wortreich darauf hin, dass sie es gleich gesagt hätten. Owen warf ihnen vor, sie hätten nicht begriffen, was er vorhatte. Guy versuchte, den gegenseitigen Schuldzuweisungen ein Ende zu setzen und alle dazu zu bringen, sich wieder auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren - die Site wieder online zu schalten. Es war ein schwieriges Unterfangen. Owen war nicht

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