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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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war entschlossen, mir nicht wehtun zu lassen. Auf keinen Fall würde ich es ihm zeigen.
    »Man braucht mehr als Phantasie und Ideen, um ein erfolgreicher Unternehmer zu werden, Guy«, sagte ich. »Du musst sehen, was um dich herum vorgeht. Die Welt hat sich in den letzten Monaten verändert. Mit dem Internet lässt sich kein Geld verdienen. Ich sehe das. Die cleveren Anleger auch. Wenn du es nicht siehst, ist das dein Problem.«
    »Himmelherrgott noch mal! Red du mit ihm, Mel, ich kann es nicht«, sagte Guy.
    Mel tat, wie ihr geheißen. »Ich möchte dich hiermit davon in Kenntnis setzen, David, dass du verpflichtet bist, deine Anteile an Ninetyminutes dem Unternehmen zum Nennwert zu verkaufen.«
    »Sie verkaufen? Warum?«
    »Weil du aus begründetem Anlass< entlassen worden bist.«
    »Was heißt das?«
    »Es heißt, dass du vertrauliche Informationen an ein anderes Unternehmen weitergegeben hast, Informationen, die anschließend gegen Ninetyminutes verwendet wurden. Damit hatte Guy allen Grund, dich zu entlassen. Unter diesen Umständen kann Ninetyminutes verlangen, dass du deine Anteile zum Nennwert veräußerst. Der übrigens einen Penny beträgt.«
    »Einen Penny?«
    »Das heißt, du bekommst fünfzigtausend Pence«, sagte Guy mit hässlichem Lächeln.
    »Das ist lächerlich. Ich habe erst mit Champion Starsat gesprochen, als Guy mich schon entlassen hatte.«
    »Du hast dir vertrauliche Informationen beschafft, während du bei Ninetyminutes gearbeitet hast, mit der Absicht, sie gegen das Unternehmen zu verwenden.«
    »Unsinn. Das kannst du nicht beweisen.«
    »Ach, wirklich nicht?«, sagte Mel.
    »Nein, ich nehme mir einen Anwalt.«
    »Ich kann dir nur raten, einen guten zu suchen, einen sehr guten.«
    »Das werde ich.« Ich stand auf. »Du richtest Ninetyminutes zugrunde, Guy. Wenn du mir eins auswischst, wird das die Firma nicht retten.«
    Kochend vor Wut verließ ich das Gebäude. Guy konnte sich meine Einlage von fünfzigtausend Pfund nicht für fünfhundert unter den Nagel reißen. Das war schreiendes Unrecht.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass Mel und Guy so gut wie nichts gegen mich in der Hand hatten. Sie versuchten nur, mich einzuschüchtern oder auf die Palme zu bringen oder beides. Trotzdem würde ich einen Anwalt aufsuchen.
    Mel hatte das Ganze offensichtlich genossen. Sie saß da, wo sie schon immer hatte sitzen wollen - an Guys Seite. Ingrid hatte Recht: Mel hatte meine Rolle übernommen, die des vertrauten Ratgebers, und sie war überglücklich damit. Früher waren Mel und ich auf derselben Seite gewesen. Ich bedauerte, dass sie jetzt meine Gegnerin war. Aber wenn ich Guys Feind war, war ich auch der ihre. Das leuchtete mir ein.
    Zum Lunch traf ich mich mit Ingrid in einem Bistro in der Nähe der Baker Street, zwei U-Bahn-Stationen von Farrington entfernt. Wir wollten unbedingt vermeiden, irgendjemandem aus der Firma zu begegnen. Ich erzählte ihr von Mel und Guy und fragte sie, wie die Vorstandssitzung verlaufen sei.
    »Sehr angespannt«, sagte Ingrid. »Guy war sauer nach der Begegnung mit dir. Wir fingen an mit dem Beschluss, dich aus dem Vorstand zu entfernen. Eigentlich sollte es nur eine Formalität sein, doch Guy hat sich fürchterlich aufgeregt und endlose Monologe darüber gehalten, was du für ein Verräter seist. Silverman musste ihn beruhigen, damit wir uns auf das Angebot von Champion Starsat konzentrieren konnten.«
    »War Cläre dabei?«
    »Aber ja, wir waren zu viert: Guy, Silverman, Cläre und ich. Und Mel war als Justitiarin des Unternehmens dabei.«
    »Und, was ist passiert?«
    »Silverman unterrichtete uns über das Angebot. Champion Starsat ist bereit, nach Überprüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse für das ganze Unternehmen achtzehn Millionen Pfund zu zahlen. Guy kann bleiben, wenn er möchte, aber Champion Starsat hat die Absicht, ninetyminutes.com in ihre vorhandenen Internet-Dienste zu integrieren. Das Angebot gilt bis Donnerstag um Mitternacht.«
    »Donnerstag um Mitternacht? Aber das sind ja nur zwei Tage.«
    »Genau. Madden will uns kräftig unter Druck setzen.«
    »Hat sich der Vorstand dafür entschieden?«
    »Guy hat ein leidenschaftliches Plädoyer für die Unabhängigkeit gehalten. Du kennst das ja, aber er war wirklich sehr überzeugend. Dann versuchte Mel, Fallen in dem Angebot von Champion Starsat aufzudecken. Doch davon wollte Cläre nichts hören. Sie sagte, der Vorschlag sei absolut ehrlich, und es gebe überhaupt keinen

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