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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Freund von Ihnen, aber ich bin sicher, Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich nickte.
    »Außerdem hätte ich den Abend gern mit Mel allein verbracht. Schließlich war das der Grund meines Besuchs. Aber Mel war so aus dem Häuschen, dass es geradezu peinlich wirkte. Sie kennen sie, normalerweise ist sie sehr beherrscht. Offenbar hatte Guy die Nacht zuvor bei ihr verbracht, und sie war augenscheinlich der Meinung, es sei der Beginn einer ernsten Beziehung.«
    Aus Annes Ton schloss ich, dass sie davon weniger überzeugt war.
    »Dann waren Sie also den ganzen Abend in Mels Wohnung?«
    »Ja, so etwa ab sieben Uhr. Ich ließ meine Sachen dort und ging spazieren. Gegen sieben kam ich zurück.«
    »Und dann tauchte Guy auf.«
    »Ja.« »Wann war das?«
    »Ich weiß nicht mehr genau. Das habe ich auch der Polizei gesagt. Es war ziemlich spät.«
    Mein Interesse erwachte. »Sie sind also nicht sicher, wann es war?«
    »Jetzt nicht mehr. Schließlich ist es ein halbes Jahr her. Aber damals habe ich sicherlich die genaue Zeit genannt.«
    »Halb zehn?«, fragte ich in Erinnerung an mein Gespräch mit Spedding.
    »Ja, ich glaube.«
    »Woher wussten Sie so genau, wie spät es war?«
    Anne machte ein etwas unwirsches Gesicht, als missfalle ihr die Andeutung, es könnte Augenblicke in ihrem Leben geben, wo ihre Genauigkeit zu wünschen übrig lasse.
    »Ich habe auf die Uhr gesehen. Mel war noch bei der Arbeit. Das ärgerte mich. Wie gesagt, ich war ihretwegen gekommen. Ich dachte, wir würden ausgehen, zum Essen oder so.«
    »Also war sie nicht da, als Guy auftauchte?«
    »Nein, ich habe ihn hereingelassen.«
    »Wie war er?«
    »Betrunken. Nicht nur betrunken, sondern völlig weggetreten. Er hat kaum etwas gesagt, nur >Hallo< und >Wo ist Mel?<. Dann hat er die Wohnung nach Alkohol durchsucht, eine Flasche Wein entdeckt, sie geöffnet, sich aufs Sofa geworfen und auf sie gewartet.«
    »Was geschah, als Mel zurückkam?«
    »Sie war nicht viel besser drauf. Ich meine, sie hat ein paar Worte mit mir gewechselt und sich dann nur noch um Guy gekümmert. Ihn getröstet und ihm noch mehr zu trinken gegeben. Sie hat mich überhaupt nicht beachtet.
    Ich ließ die beiden allein und zog mich in mein Zimmer zurück. Als ich auf dem Weg zum Flughafen war, rief Mel mich auf meinem Handy an und sagte, Guys Vater sei getötet worden. Die Polizei wolle mit mir reden.«
    »Wissen Sie, worüber Mel und Guy gesprochen haben?«
    »Nein, ich sollte es nicht hören.«
    »Könnte es etwas mit Tony Jourdans Tod zu tun gehabt haben?«
    »Nein, sie wussten es zu dem Zeitpunkt noch nicht.« Annie sah mich offen an. »Wie Sie sich vorstellen können, habe ich nicht gerade einen Narren an Guy Jourdan gefressen und, um ganz ehrlich zu sein, auch an Mel nicht, wenn sie mit ihm zusammen ist, aber nichts, was sie gesagt oder getan haben, lässt darauf schließen, dass er etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun hatte. Laut der Polizei hätte er es ja auch gar nicht sein können. Der Zeitpunkt, zu dem er in Mels Wohnung erschien, schließt das aus.«
    »Das stimmt«, sagte ich.
    »Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen helfen«, sagte Anne und blickte auf die Uhr. »Ich muss jetzt nach oben und mich auf meine Besprechung vorbereiten.«
    Ich sah ihr nach, wie sie auf die Liftreihe zuging. Ihre Hacken schlugen einen harten Rhythmus dazu, während sich meine Gedanken damit beschäftigten, was sie mir erzählt hatte.
    Es wurde unwahrscheinlicher, dass Guy seinen Vater umgebracht hatte. Weder hatte er die Zeit gehabt, es selbst zu tun, noch sah es so aus, als hätte er jemanden damit beauftragt - wenn Sergeant Spedding Recht mit seiner Annahme hatte, dass Tonys Tod unmöglich das Werk eines professionellen Killers sein konnte.
    Das war zumindest eine gute Nachricht. Oder hätte es eigentlich sein müssen. Doch meine Gefühle gegenüber Guy wurden immer verworrener, besonders nach dem Vorwurf, ich hätte ihn verraten, und dem Versuch, mich um meinen Anteil an Ninetyminutes zu bringen. War er der Freund, den ich immer in ihm gesehen hatte? Oder war er jemand ganz anderes? Hatte ich tatsächlich ein Jahr meines Lebens vergeudet und meine Karriere ruiniert, indem ich auf ihn gehört hatte?
    Und wenn weder Guy noch Owen ihren Vater umgebracht hatten, wer, zum Teufel, hatte es dann getan?
    Ich wollte Ingrid nicht wieder zu Ninetyminutes lassen, nachdem Owen uns zusammen gesehen hatte, aber sie war nicht davon abzubringen. Sie wollte sehen, was vor sich g in g.
    Und das war

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