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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Grund, an ihm zu zweifeln. Sie und Mel sind sich regelrecht in die Haare geraten. Silverman musste eingreifen. Trotzdem, Cläre hat gewonnen. Mel musste den Mund halten.«
    »Also will Orchestra verkaufen.«
    »Ja.«
    »Super! Und Silverman?«
    »Du weißt doch, wie die Gesellschaftervereinbarung mit Orchestra ist. In Zeiten wie diesen hat Orchestra das Sagen. Silverman weiß das und schlug sich auf Cläres Seite.«
    »Und du?«
    »Ich habe mich der Stimme enthalten«, grinste Ingrid. »Das schien mir unter den gegebenen Umständen das Beste zu sein.«
    »Dann haben sie das Angebot also angenommen?«
    »Noch nicht. Sie haben Guy eine Frist bis Donnerstag eingeräumt. Wenn er bis dahin einen Kapitalgeber findet und ein verbindliches, bedingungsloses Angebot schwarz auf weiß vorlegen kann, wollen sie sich die Sache noch
    einmal überlegen. Sonst akzeptieren sie.«
    »Das wird ihm doch niemals gelingen, oder?«
    Ingrid zuckte die Achseln. »Unterschätze Guy nicht! Er will heute Nachmittag zu Mercia Metro TV in Birmingham. Nach seiner Meinung wäre der Sender der ideale Partner für Ninetyminutes.«
    Ingrid hatte Recht, man durfte Guy nicht unterschätzen. Doch ich spürte, wie mich eine Woge der Erleichterung überkam. Es sah so aus, als sei meine Einlage gerettet. Noch wichtiger, mein Vater würde kein Geld verlieren. Und meine Ansicht hatte sich durchgesetzt. Guy würde natürlich am Boden zerstört sein, aber nach unserem Treffen am Morgen kümmerte mich das nicht mehr allzu sehr. Ehrlich gesagt, es freute mich sogar. Es freute mich auch für das Team, besonders für Gaz, dessen Website erhalten bleiben würde.
    Als wir das Bistro verließen, gingen wir in Richtung der U-Bahn-Station Baker Street. Wir blieben stehen, um die Straße zu überqueren; Ingrid schaute, ob ein Auto kam, und krallte sich plötzlich in meinen Arm.
    »Um Gottes willen!«
    »Was?«
    »Da!«
    Suchend blickte ich mich um. Zwanzig Schritte hinter uns kam eine massige Gestalt in Ninetyminutes-T-Shirt und mit Baseballmütze leicht watschelnd auf uns zu: Owen.
    Er blieb vor uns stehen und blickte uns ausdruckslos an. In diesem Augenblick bog ein unbesetztes Taxi in die Marylebone Road ein. Ich riss den Arm hoch, das Taxi kam mit quietschenden Bremsen zum Stehen, und ich stieß Ingrid hinein.
    Dann fuhr ich herum, um nach Owen zu sehen. Er war fort.
    Anne Glazier war eine zierliche, viel beschäftigte Frau von ungefähr dreißig Jahren, die ein englisches Kostüm und einen Hermes-Schal trug. Das rasche Klackern ihrer Absätze auf dem Steinfußboden hallte hohl durch das Foyer von Coward Tuners neuem Bürogebäude, als sie auf mich zukam, einen gewichtigen Aktenkoffer in der Hand. Unbequem hockten wir uns auf die lederbezogenen Scheiben, die als Sitzgelegenheiten für die Besucher der riesigen Kanzlei gedacht waren.
    »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben«, sagte ich.
    »Keine Ursache«, sagte sie energisch. »Ein Mord ist eine ernste Angelegenheit.«
    »In der Tat.«
    »Ich nehme an, die Polizei hat noch nicht herausgefunden, wer Tony Jourdan getötet hat.«
    »Nein.«
    »Sie wissen, dass ich damals lange vernommen wurde.«
    »Ja. Aber wie ich Ihnen am Telefon gesagt habe, bin ich Guy Jourdans Partner. Die Ungewissheit, in die diese ganze Angelegenheit gehüllt ist, wirkt sich nachteilig auf unsere Firma aus, deshalb versuche ich, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Ich wollte persönlich mit Ihnen sprechen. Ich denke, Sie wissen, wie wichtig es ist, dass über die Einzelheiten Klarheit herrscht.«
    Einen Augenblick runzelte sie die Stirn, doch dann nickte sie. Sie sah aus wie jemand, dem sehr daran gelegen ist, dass über alle Einzelheiten Klarheit herrscht.
    »Können Sie mir erzählen, was an jenem Abend
    geschah?«
    »Na gut. Mel ist eine alte Freundin aus Manchester. Wir haben zusammen Jura studiert. Hin und wieder, wenn ich in London bin, übernachte ich bei ihr. Sie macht dasselbe in Paris. Wir sehen uns vielleicht zweimal im Jahr. Jedenfalls schaute ich an diesem Nachmittag bei ihr im Büro vorbei und holte mir den Schlüssel für ihre Wohnung ab. Sie sagte, sie käme später nach. Außerdem sagte sie, ihr Freund sei vielleicht dort.«
    Ich meinte, einen Anflug von Missbilligung in Annes Stimme zu hören. »Sie waren nicht davon angetan?«
    »Nicht besonders. Vor allem, als ich hörte, wer es war. Ich erinnerte mich, Guy einige Jahre zuvor kennen gelernt zu haben. Das war keine gute Nachricht. Ich weiß, er ist ein

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