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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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du eine Menge Arbeit in das Projekt investiert hast, aber du musst dich daran gewöhnen, dass aus solchen Sachen manchmal nichts wird.«
    »Oh, ich gewöhne mich allmählich daran. Der wievielte Flop ist das in ununterbrochener Reihe? Der fünfzigste?«
    Giles machte ein gequältes Gesicht. »Das gibt uns die Möglichkeit, uns um das Abwasserprojekt in Malaysia zu kümmern. Am Freitag fliegen wir nach Düsseldorf und machen das Geschäft perfekt.«
    »Das Geschäft perfekt machen! Sieh doch den Tatsachen ins Gesicht, Giles, du hast noch nie ein Geschäft perfekt gemacht.«
    Ich war zu weit gegangen. Ich hatte Recht, gewiss, aber gerade weil ich Recht hatte, hätte ich es nicht sagen dürfen. Giles schien eher verletzt als wütend zu sein.
    »Tut mir Leid«, sagte ich.
    Giles schloss einen Augenblick lang die Augen, sichtlich mit sich und der Situation beschäftigt. Dann öffnete er sie wieder. »Sag Michelle, sie soll die Flüge buchen, okay?«
    Wir saßen da und blickten uns an. Wir würden das malaysische Geschäft nie unter Dach und Fach bringen. Ich wusste es, und Giles wusste es. Plötzlich war alles ganz klar.
    »Giles.«
    »Ja?«
    »Ich kündige.«

Juli 1987, Côte d’Azur, Frankreich
    Gegen neun Uhr morgens wachte ich mit dem schlimmsten Kater auf, den ich in meiner kurzen Alkoholkarriere je erlebt hatte. Guy schlief noch, und ich versuchte, im Bett zu bleiben, doch nachdem ich aufgewacht war, gab es keinen Weg mehr zurück. Im Übrigen musste ich irgendetwas für meinen Kopf tun. Ich war mir nicht sicher, was - Wasser, Kaffee, Essen, Tabletten -, doch irgendetwas musste passieren.
    Ich zog T-Shirt und Shorts an und wankte aus dem Gästehaus hinaus. Die Morgensonne war gnadenlos hell, und ich stand, leicht schwankend, eine ganze Minute mit geschlossenen Augen da. Als ich sie vorsichtig öffnete, sah ich, dass der Tisch, an dem wir gestern zu Abend gegessen hatten, jetzt fürs Frühstück gedeckt war. Ingrid saß schon bei Kaffee und Croissants. Ich schlurfte hinüber.
    »Morgen«, sagte sie.
    »...« Ich öffnete den Mund, kriegte aber keinen Laut heraus. Ein zweiter Versuch. »Morgen.« Es war ein erbärmliches Krächzen.
    Ingrid versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Bist du morgens immer so munter?«
    »Himmel«, sagte ich. »Nie wieder ein Tropfen Pimm’s. Wie kommt es, dass du so gut aussiehst?«
    Das tat sie wirklich. Sie trug einen leichten Jeansanzug. In der Morgensonne hatte ihre Haut einen goldenen Schimmer, und ihre blassblauen Augen lächelten mich an.
    »Übung.«
    »Echt?«
    »Nicht wirklich. Ich glaube, ich hab den richtigen Kopf dafür. Ich hab mich letztes Jahr durchs Trinken in ’ne Menge Schwierigkeiten gebracht, daher versuche ich, die Finger davon zu lassen.«
    »Schwierigkeiten? Was für welche?«
    »Große Schwierigkeiten. Ich bin aus dem Cheltenham Ladies’ College geflogen.«
    »Tatsächlich?« Das erklärte, warum sie kurz vorm Abitur zu uns gekommen war. Ich blinzelte sie im grellen Morgenlicht an. »Eigentlich hast du wenig Ähnlichkeit mit einer Cheltenham Lady.«
    »Findest du? Du hast mich noch nicht in meiner Uniform gesehen.«
    »Das ist wahr.« In Broadhill gab es keine Schuluniform. Oder eigentlich doch, aber eine, die von den Schülern verordnet wurde und die viel zu komplizierten Regeln gehorchte, als dass man sie schriftlich hätte festhalten können. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie begriff. Guy tat es, natürlich. Mel auch. »Ich wette, deine Eltern waren verdammt stolz auf dich.«
    »Ich glaube, meine Mutter fand es eher lustig. Doch mein Vater war wütend. Und da meine Mutter nicht mehr mit meinem Vater spricht, hat mir ihre Unterstützung wenig genützt. Es war ein bisschen ungerecht. Schließlich war es mein erstes Vergehen, und es passierte an meinem Geburtstag.«
    »Und Broadhill machte es nichts aus?«
    »Erinnerst du dich an den Spendenaufruf für die neue Bibliothek?« »Ja.«
    »Die Schule hat eine ziemlich große anonyme Spende erhalten.«
    »Ach so.«
    Der nordafrikanische Gärtner tauchte auf der anderen Seite des Pools auf und begann, Unkraut zu jäten. Mit nacktem Oberkörper. Hingebungsvoll beobachtete Ingrid ihn. Ich schloss die Augen. Rosa sickerte die Sonne durch meine Lider. Ganz in der Nähe begann eine Grille zu singen. Ich zuckte zusammen. »Ist schon jemand auf?«
    »Mel. Aber sie ist noch mit Restaurationsarbeiten beschäftigt. Auch ihre Verfassung ist nicht die beste. Tony und Dominique habe ich noch nicht gesehen. Owen auch

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