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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Millionen?«
    »Diese Summe ist nur eine Vermutung. Deshalb brauche ich dich ja. Damit du mir sagst, wie viel ich tatsächlich benötige und woher ich es kriege.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte ich.
    »Klar kannst du das.« Gelassen blickte er mich an. Er meinte es ehrlich. Guy glaubte wirklich, ich könnte das Geld auftreiben, das er brauchte, um seine Firma aufzuziehen.
    »Weißt du, was an der Idee wirklich gut ist?«, fragte er.
    »Was?«
    »Die Amerikaner können es nicht. Es geht um Fußball. Das Spiel werden die Amerikaner nie begreifen. Alles andere im Internet können sie sich unter den Nagel reißen, aber nicht den Fußball. Wenn es jemals eine globale Fußball-Site im Internet geben sollte, dann kommt sie aus Europa.«
    »Das stimmt vermutlich.«
    »Gib’s schon zu: Die Idee ist gut!«
    »Womöglich«, räumte ich ein. Sie war tatsächlich gut.
    Es ließ sich nicht leugnen, dass das Internet exponentiell wuchs. Und Fußball war Unterhaltung für Millionen Menschen in aller Welt. Doch ich konnte mir nicht recht vorstellen, dass Guy der richtige Mann für die Sache war.
    »Du hast ja vollkommen Recht«, fuhr Guy fort. »Es kann nur klappen, wenn jemand einen Haufen begabter Leute überredet, sich auf ein vollkommen Ungewisses Projekt einzulassen. Und ich spreche hier nicht nur von Mitarbeitern. Wir brauchen Partner in allen Bereichen -Technik, Marketing, Content, Merchandising, Finanzen. Und da komme ich ins Spiel. Ich kann Leute dazu überreden, Dinge zu tun, die sie eigentlich gar nicht tun wollen.«
    »Kannst du das?«, fragte ich.
    »Etwa nicht?«
    Ich leerte mein Glas. Ich merkte, dass ich schon fast an seinem Haken hing, und wollte weg, bevor es zu spät war. »Tut mir Leid. Ich muss los.«
    »Sieh es doch mal so: Wenn es klappt, verdienen wir Millionen. Und wenn es in die Hose geht, haben wir wenigstens ’ne Menge Spaß gehabt.«
    »Mach’s gut, Guy.«
    Aus einer Umhängetasche zog er einen braunen DIN-A4-Umschlag und warf ihn mir zu. »Ich ruf dich morgen an.«
    Ich ließ ihn am Tisch zurück und drängte mich durch die angeheiterten Gäste zur Tower Hill Station. Es war kein Papierkorb da, in den ich den Umschlag hätte werfen können, daher stopfte ich ihn in meinen Aktenkoffer.
    Für Guy arbeiten? Nie im Leben.
    Ich ließ mich auf den einzigen freien Sitz im Abteil fallen. Ein Wunder. Normalerweise machte es mir nichts aus zu stehen, aber an diesem Morgen hatte ich das Gefühl, die Welt schulde mir etwas. Nicht viel. Vielleicht eine Fahrt im Monat, bei der ich für den Preis meiner U-Bahn-Karte einen Sitzplatz bekam. Der Weg zur Arbeit war immer ein Alptraum. Zurück war es nicht ganz so schlimm: Meist verließ ich das Büro erst, wenn sich der Andrang gelegt hatte.
    Ich öffnete den Aktenkoffer, um die Financial Times hervorzuholen, und sah den braunen Umschlag. Richtig, Guy hatte ihn mir am Vorabend in die Hand gedrückt. Ich zögerte, eigentlich hatte ich ihn ja wegwerfen wollen. Aber ich war neugierig. Neugierig zu sehen, was Guy da ausgearbeitet hatte, und neugierig, wie er es realisieren wollte. Guy war bestimmt kein Geschäftsmann, daher erwartete ich nicht viel, als ich den Umschlag herausholte und öffnete. Darin befand sich ein sauber gebundener Unternehmensplan von ungefähr zwanzig Seiten. Ich begann zu lesen.
    Zunächst kam ein zweiseitiges Abstract, das im Wesentlichen Guys »Fahrstuhl-Version« entsprach. Ausführlicher ging es dann um den potenziellen Markt, Einnahmen schaffende Modelle, Technologie und Durchführung. Abgerundet wurde das Ganze durch einige sehr skizzenhafte Passagen über Management und Finanzanalyse. Von den beiden letzten Abschnitten abgesehen, war der Plan gut. Sehr gut. Jedes Mal, wenn ich eine Frage hatte, wurde sie auf der nächsten Seite beantwortet. Wie bei einem guten Roman las ich mich
    fest. Der Plan war sorgfältig recherchiert und, von zwei vollmundigen Versprechungen auf der ersten Seite abgesehen, stapelte er eher tief, was ihn umso glaubwürdiger machte. Ich war überrascht von der Qualität der Arbeit und ein bisschen beschämt, weil ich den Autor unterschätzt hatte.
    Zu drei Vierteln hatte ich den Plan durch, als die Bahn in die Station Bank einfuhr. Ich suchte meinen Weg durch Londons labyrinthischste U-Bahn-Station an die Oberwelt und begab mich in mein Stammcafe. Statt den Cappuccino wie üblich mitzunehmen, entschied ich mich, ihn auf einem Hocker am Fenster zu trinken und den Bericht zu Ende zu lesen.
    Die meisten

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