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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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nachgehen. Wahrscheinlich haben sie inzwischen gemerkt, dass sie hinter dem falschen Mann her sind.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass Dominique ermordet wurde. Es ist so irreal. Tony und ich haben schon in mancher Klemme gesteckt, aber in so einer noch nie.«
    Ich nickte zustimmend. Auch ich empfand das Ganze als unwirklich.
    Hoyle blickte auf die Uhr. »Ich muss nach Beaulieu zurück. Ich habe Tony einen Strafverteidiger besorgt, den besten in Nizza. Aber ich will dafür sorgen, dass sie ihn nicht über Nacht dabehalten.«
    Damit erhob er sich mühsam von der Sessellehne und g in g.
    Und tatsächlich kam er eine Stunde später mit einem erschöpft aussehenden Tony zurück. Sie beachteten uns nicht und schlossen sich im Arbeitszimmer ein. Offenbar war Tony noch nicht aus dem Schneider.
    Ich ging ins Bett, lag aber noch wach und las. Guy kam gegen elf. Er überhörte meinen Gruß, zog sich rasch aus und ließ sich ins Bett fallen.
    Ich las weiter.
    Nach etwa einer Minute stützte sich Guy auf die Ellenbogen und blickte mich finster an. »Mach das verdammte Licht aus, Lane.«
    Ich machte das Licht aus. Wieder dauerte es lange, bis ich eingeschlafen war.
    Heftiges Klopfen weckte mich. Ich öffnete die Augen und sah, wie die Tür aufgestoßen wurde. Inspektor Sauville erschien in Begleitung zweier uniformierter Polizisten. Hinter ihnen ergoss sich die Morgensonne ins Zimmer.
    »Was, zum ...?«, begann Guy.
    Sauvilles Blick suchte den Fußboden ab und entdeckte ein Paar Turnschuhe. Er nahm einen auf und schaute sich die Sohle an.
    »Ist das Ihrer?«, fragte er Guy.
    »Äh ... Ja.« »Ziehen Sie sich an, und begleiten Sie mich zur Polizeidienststelle. Sie sind verhaftet.«
    Guy setzte sich kerzengerade auf. »Ich bin was?«
    »Sie haben mich ganz richtig verstanden.«
    »Das ist doch vollkommen verrückt!«, protestierte Guy. »Es gibt überhaupt keinen Grund, mich zu verhaften. Ich habe niemanden umgebracht.«
    Sauville hob einige der Kleidungsstücke auf, die am Fußende von Guys Bett lagen, und warf sie ihm zu. »Ziehen Sie sich an!«
    Guy stand auf und kleidete sich an, wobei er den Inspektor unverwandt anstarrte.
    Leise sagte Sauville etwas auf Französisch zu dem hinter ihm stehenden Polizisten. Der Mann holte ein Paar Handschellen heraus und bedeutete Guy durch eine Geste, die Arme auszustrecken. Guy starrte die Handschellen an, als würde ihm erst jetzt klar, was mit ihm geschah, und folgte dann langsam der Aufforderung. Mit einem metallischen Klicken schlossen sich die stählernen Ringe um seine Handgelenke.
    »Viel Glück«, sagte ich.
    Guy wandte sich zu mir um. Einen Augenblick lang glaubte ich, er würde mich wieder demonstrativ ignorieren. Doch dann sagte er: »Das ist alles Mist. Sie können gar nichts gegen mich in der Hand haben.«
    »Das werden wir sehen«, sagte Sauville, während der Polizist Guy am Ellenbogen ergriff und unsanft aus dem Zimmer schob.
Mai 1999, Wapping, London
    »Na, wie ist es gestern Abend gelaufen?«, fragte mich Guy. Zusammen mit Owen machten wir uns wieder an die Arbeit in der Wohnung in Wapping, die inzwischen aus allen Nähten platzte. Es war der Mittwoch nach dem First Tuesday.
    »Nicht besonders. Das reinste Chaos. Ich konnte kaum ein Wort einwerfen.«
    »Wie viele Karten hast du bekommen?«
    »Nur drei.«
    »Drei! Das ist allerdings kläglich. Du musst dich durchsetzen, Davo. Du darfst dich nicht einfach unterbuttern lassen.«
    »Ich habe einen Venture-Kapitalisten getroffen, den ich aus meinen Wirtschaftsprüferzeiten kenne. Mit dem habe ich mich ein bisschen unterhalten.«
    »Hat ihm die Idee gefallen?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Es schien mir nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.«
    »Nicht der richtige Zeitpunkt! Was glaubst du, warum du dort gewesen bist? Warum er dort war?« Guy schüttelte den Kopf.
    »Wär ich doch bloß selber hingegangen«, murmelte er.
    Ich spürte einen jähen Anflug von Ärger, biss mir aber auf die Zunge und versuchte, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Guy hatte Recht, das wusste ich, und
    deshalb war ich ärgerlich. Ich machte mir Vorwürfe. Ich hatte versagt. Guy hatte mich eingestellt, damit ich Geld für ihn auftrieb. Er verließ sich auf mich. Ich wollte ihn nicht enttäuschen, vor allem nicht in diesem frühen Stadium.
    Guy und ich arbeiteten in verbissenem Schweigen. Natürlich schwieg auch Owen bei seiner Arbeit, aber das war normal. Die Spannung sammelte sich in der kleinen Wohnung und hing wie

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