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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Gesellschaftervereinbarung gehörte eher in meinen Zuständigkeitsbereich. Plötzlich war es mir sehr wichtig, dass er das durch sein Verhalten zum Ausdruck brachte.
    Er schwieg. Dachte nach. Lächelte dann.
    »Ruf sie an.«
    Endlich gelang es Guy, sich mit Torsten zu verabreden. Sie trafen sich in Hamburg zu einer Besprechung, die zu einem feucht-fröhlichen Abend ausuferte. Das gehörte zum Plan.
    Am nächsten Morgen holte ich Guy am City Airport ab. Ich sah ihn schon in der Abfertigungshalle. Nach den Strapazen des Vorabends sah er zwar müde aus, grinste aber.
    »Hat er ja gesagt?«
    »Nicht ganz, aber fast.«
    »Was heißt das: >nicht ganz    »Beruhig dich, Alter. Alles im grünen Bereich. Die Sache gefällt ihm. Sogar sehr. Aber er würde Geld aus dem Familienvermögen investieren. Das heißt, sein Vater muss zustimmen.«
    »Wie wahrscheinlich ist das?«
    »Torsten sagt, es ist kein Problem.«
    »Hoffentlich hat er Recht. Über welche Summe reden wir?«
    »Fünf Millionen Mark.«
    »Das würde reichen.« Fünf Millionen Mark waren knapp zwei Millionen Pfund. Nicht ganz so viel, wie wir gehofft hatten, aber genug, um erst mal loszulegen. »Damit kämen wir gut hin.«
    Guys Lächeln wurde noch breiter. »Ob sich in diesem Flughafen wohl irgendwo eine Flasche Champagner auftreiben lässt?«
    Nachdem uns das Geld sicher zu sein schien, wollte Guy nun aufs Tempo drücken. Ich hatte so meine Bedenken. In der Schule war Torsten ziemlich unzuverlässig gewesen. Warum sollte er sich geändert haben? Doch Guy meinte, das sei ein Risiko, das wir eingehen müssten. Und wenn Torsten nicht zahlte, könnte es immer noch bei einem der halben Dutzend Venture-Kapitalisten klappen, denen
    unser Unternehmensplan vorliege.
    Er überzeugte mich. Ich wusste, dass ich mein Risikoverhalten von Grund auf ändern musste. In diesem Stadium von Ninetyminutes ließen sich Risiken nicht vermeiden.
    So begannen wir, Leute einzustellen. Wir suchten jemanden fürs Merchandising, um den Online-Verkauf in Gang zu bringen. Außerdem brauchten Owen und Gaz beide Hilfe. Um alle Mitarbeiter unterzubringen, waren Büroräume erforderlich. In der Wohnung in Wapping war nicht genügend Platz für Gaz, daher arbeitete er in Hemel Hempstead und korrespondierte mit uns per E-Mail. Das würde zu Schwierigkeiten führen, wenn unser Team wuchs. Daher begannen wir uns nach einem Büro umzusehen.
    Mel setzte eine neue Gesellschaftervereinbarung auf und formulierte Zusätze zu den Satzungen. Sie hatte sich entschieden, sie persönlich vorbeizubringen. Ich war ziemlich überrascht, als ich die Tür öffnete und sah, dass sie sich die Haare blond gefärbt hatte. Sie war auch nicht mehr ganz so konservativ gekleidet wie am First Tuesday.
    »Sehr hübsch«, sagte ich und fragte mich, ob das neue Outfit für Guy bestimmt war.
    »Danke. Mir war klar, dass ich was tun musste, aber zu so einem radikalen Schritt wie du konnte ich mich nicht entschließen.«
    »Wieder Zeit für eine Rasur«, sagte ich und fuhr mit den Fingern durch mein Haar, das inzwischen gut einen Zentimeter lang war.
    »Hallo, Guy«, sagte sie gelassen, als sie ins Wohnbüro trat.
    »Mel! Schön, dich zu sehen! Davo hat gesagt, du seist genau die Anwältin, die wir brauchen. Und den persönlichen Botendienst gibt’s obendrauf.«
    »Ich lege Wert darauf, meine Mandanten persönlich kennen zu lernen.«
    »Gut. Ich würde dich gern im Büro herumführen, aber mehr Büro gibt es nicht. Das da drüben ist Owen. Wink der hübschen Lady zu, Owen.«
    Owen hob grüßend die Hand, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.
    »Hier, David«, sagte Mel und nahm einen Umschlag aus ihrem Aktenkoffer. »Ich denke, du wirst sehen, dass der Vertrag besser ist als der alte.« Ich nahm ihn entgegen.
    »Möchtest du eine Tasse Tee oder so?«, fragte ich.
    Mel zögerte, warf Guy einen Blick zu und schaute dann auf die Uhr. »Nein, ich habe noch eine Verabredung im Westend. Ich sollte mich lieber auf den Weg machen.«
    »Ich dachte, sie hat graue Haare«, sagte Guy, als Mel fort war.
    »Das war letzte Woche.«
    »Was ihre Brüste angeht, hattest du Recht.«
    »Ich dachte, das mit den Frauen sei vorbei.«
    »Ja, aber hier geht es ja nur um Mel. Was war das eigentlich für ’ne komische Nummer? Verdammt langer Weg, um nur zwei Minuten zu bleiben. Sie hätte die Papiere auch mit einem Kurier schicken können.«
    »Hm«, sagte ich.
    »Macht nichts. Hauptsache, sie ist eine gute

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