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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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eine dunkle Wolke über dem Esstisch, der uns allen als Schreibtisch diente.
    Entschlossen, den Fehler vom Vorabend wieder auszubügeln, schickte ich unseren Unternehmensplan an die drei Venture-Kapitalisten, die ich dort getroffen hatte, also auch an Henry. Für den Begleitbrief an ihn brauchte ich einige Zeit. Ich versuchte es zunächst mit umständlichen Entschuldigungen, in denen ich darlegte, warum wir plötzlich unseren Geldbedarf entdeckt hatten, nachdem ich ihm noch am Tag zuvor erklärt hatte, wir hätten keinen. Schließlich schilderte ich ihm jedoch die Wahrheit, die ohnehin glaubhafter klang. Er hatte eben ausgesehen, als wollte er nicht noch eine FahrstuhlVersion hören.
    Anschließend ging ich auf die Website der British Venture Capital Association, entdeckte noch drei einigermaßen Erfolg versprechende Namen und schickte den Plan auch an diese Firmen.
    Nun konnte ich nicht mehr tun, als abzuwarten.
    »Kaffee?«, fragte Guy, nachdem wir uns etwa eine Stunde lang angeschwiegen hatten.
    »Gern«, sagte ich.
    Zwei Minuten später kam er mit einem Becher wieder. »Tut mir Leid, dass ich so in die Luft gegangen bin«, sagte er. »Ich weiß, du hast dein Bestes gegeben.« Sein Lächeln sagte: >Wieder Freunde?<, und war unwiderstehlich.
    »Nein, nein, du hast vollkommen Recht. Es wäre gut, wenn du hingegangen wärst. Du hättest es sicherlich besser gemacht als ich.«
    »Das nächste Mal.« Er schlürfte seinen Kaffee. Ich war froh, dass die Spannung etwas nachgelassen hatte. Wir konnten uns das nicht leisten, dazu hockten wir zu eng aufeinander.
    »Rate mal, wen ich gestern getroffen habe«, sagte ich.
    »Wen?«
    »Mel.«
    »Mel Dean?«
    »Sie ist die einzige Mel, die ich kenne.«
    »Nun«, sagte Guy, »ich erinnere mich. Wie sieht sie aus? Hat sie sich sehr verändert?«
    »Sie ist ein bisschen gealtert.«
    »Tun sie das nicht alle? Was ist mit ihren geilen Dingern?«
    »Nach wie vor in toller Form.«
    »Schön zu wissen. Es waren immer zwei Musterexemplare.«
    »Sie ist noch immer Anwältin«, sagte ich. »Offenbar arbeitet sie viel mit Internet-Start-ups zusammen. Ich habe ihr gerade unsere Gesellschaftervereinbarung zugefaxt. Du weißt ja, ich hab da so meine Zweifel.«
    »Du hast sie Mel gefaxt?«
    »Sie hat gesagt, sie wirft einen Blick darauf und ruft mich dann an.«
    »Zeitverschwendung.«
    »Warten wir’s ab«, sagte ich und merkte, dass mir schon wieder die Galle hochkam, aber ich beherrschte mich.
    Es war keine Zeitverschwendung. Mel rief mich am späten Nachmittag an. »Du hattest Recht«, sagte sie. »Ich glaube, der Vertrag hat ein paar üble Mängel. Für eine kleine Firma mit ein paar Aktionären würde er reichen, aber bei einer Gesellschaft, die zu einem Venture-finanzierten Unternehmen expandiert, hätte er katastrophale Folgen.«
    »Oh, du meinst, er ist nicht skalierbar«, sagte ich, mich an einen Begriff aus Owens Wortschatz erinnernd.
    Sie lachte. »Genau«, sagte sie. »Ich sehe, du hast den Jargon schon drauf.«
    »Ein bisschen. Können diese Probleme im Vertrag warten, bis wir mehr Geld haben?«
    »Zur Not, aber es wäre schwierig. Besser, ihr beginnt mit einer sauberen Struktur.«
    »Könntest du eine bessere Vereinbarung aufsetzen?«
    »Natürlich. Aber ich müsste die anderen Unterlagen des Unternehmens sehen. Und wahrscheinlich müsste ich es euch auch berechnen.«
    »Glaubst du, du kannst mit Guy zusammenarbeiten?«, fragte ich so leise wie möglich.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Schließlich antwortete sie: »Du arbeitest doch auch mit ihm zusammen.«
    »Das stimmt.«
    »Und? Kommst du damit klar?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Okay. Wenn du es kannst, kann ich es auch.«
    »In Ordnung. Ich rede mit ihm. In zwei Minuten rufe ich zurück.«
    »Das nenne ich eine kurze Bedenkzeit«, sagte Mel.
    Ich legte auf und wandte mich an Guy.
    »Ich habe das meiste mitgehört«, sagte er.
    »Unsere Gesellschaftervereinbarung ist beschissen.«
    »Sagt Mel.«
    »Sagt Mel.«
    »Und du glaubst ihr?«
    »Ja.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Die andere Kanzlei zum Teufel jagen und Mel beauftragen.«
    Guy schnaubte verächtlich. »Himmel! Wir reden hier über Mel. Die ist doch vollkommen hohl. Das weiß jeder.«
    »Ich meine mich zu erinnern, dass sie in der Schule ziemlich helle war. Da kam sie mir durchaus nicht hohl vor.«
    »Sie hat mich betrogen.«
    »Richtig.«
    Guy seufzte. »Bist du dir sicher?«
    Ich nickte.
    Wir waren ein Team. Die

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