Fatal Error
Ergebnis zufrieden zu sein.
Wir mussten die Kosten reduzieren. Also folgten wir Amys Vorschlag und gaben uns in diesem Monat alle mit einem Gehalt von fünfhundert Pfund zufrieden. Zu Beginn der neuen Fußballsaison im August musste die Seite fertig und im Netz sein. Das wäre zwar auch mit eingeschränktem Budget gegangen, aber die Werbung, die wir eigentlich geplant hatten, hätte erheblich beschnitten werden müssen. Viel zu sehr beschnitten. Wenn wir nicht wollten, das ninetyminutes.com einfach eine aufpolierte Neuauflage von Gaz’ Site Sick As A Parrot wurde, brauchten wir mehr Geldmittel. Und zwar rasch.
Zwei weitere Absagen trafen von den Venture-Kapitalisten ein. Fünf Nieten. Uns blieb nur noch eine
Chance.
Dann kam der Tag unseres Treffens mit Henry Broughton-Jones. Orchestra Ventures war ein relativ neuer Venture-Fonds, der von drei Partnern gegründet worden war, die eine etabliertere Venture-Kapitalfirma drei Jahre zuvor verlassen hatten. Henry war einer ihrer ersten Mitarbeiter gewesen und vor kurzem zum Partner ernannt worden. Er hatte seinen eigenen Glaskasten mit Sesseln und Konferenztisch, hieß uns freundlich willkommen und forderte Guy auf zu sprechen.
Guy lieferte die Zwanzig-Minuten-Version und machte seine Sache gut. Erneut überzeugte er mich, sodass ich hoffte, es gelänge ihm auch bei Henry. Der stellte hinterher die richtigen Fragen, die Guy schlüssig beantwortete. Als Henry die Frage des Managements anschnitt, gab Guy seinen Mangel an Erfahrung zu, wies aber darauf hin, dass Amy, Owen und ich einschlägige Erfahrungen besaßen.
Dann war unsere Stunde um; Henry brachte uns zur Tür und versprach, uns seine Entscheidung telefonisch mitzuteilen.
Das tat er, am nächsten Tag.
Sie lautete nein.
Ich fluchte stumm, zählte bis drei und fragte ihn nach seinen Gründen.
»Es spricht vieles dafür. Die Idee leuchtet mir ein. Vor allem, wenn ihr tatsächlich Kleidung über das Web verkaufen könnt. So, wie sich das Internet entwickelt, brauchen Online-Händler gute Inhalte, um ihre Produkte an den Mann zu bringen, und gute Inhalte können nur angeboten werden, wenn es in irgendeiner Weise gelingt, an den Besuchern zu verdienen. Das ist die richtige Mischung. Das eigentliche Problem ist das Management.«
»Das Management?«
»Kennst du nicht den Spruch, dass es bei Entscheidungen über Venture-Kapital immer nur um Management, Management und nochmals Management geht? Nun, der trifft hundertprozentig zu. Besonders auf eure Firma. Guy Jourdan ist sehr überzeugend, aber er hat keinerlei Erfahrung in der Leitung von solchen Unternehmen. Genauso wenig wie ihr alle, obwohl ihr auf euren Spezialgebieten sicherlich sehr gut seid. Ich würde ja gerne helfen, aber wenn ich den Fall meinen Partnern vortrüge, würden die mich in der Luft zerreißen.«
»Du bist dir ganz sicher?«
»Ganz sicher. Tut mir Leid, Alter.«
Ich seufzte. »Ist schon okay, Henry. Vielen Dank, dass du dir die Sache angeschaut hast.«
»Gern geschehen. Und viel Glück.«
Ich wandte mich Guy zu, der selbst gerade den Hörer auflegte.
Er sah meine Miene. »Oh nein!«
»Leider«, sagte ich.
»Warum? Ich dachte, ich hätte ihn in der Tasche. Warum hat er nein gesagt?«
»Management.«
»Management? Also ich?«
Ich nickte.
»Zum Teufel, was erwarten diese Leute? Das ist ja wie in Catch 22. Sie geben dir kein Geld, wenn du keinen großen Erfolg vorzuweisen hast, aber du kannst keinen großen Erfolg landen, wenn sie dir kein Geld geben. Das ist doch absurd. Ich werde ihm das sagen.« Guy griff nach dem Hörer.
»He! Warte einen Moment. Er wird seine Meinung nicht ändern, nur weil du ihn anschreist. Er hat uns geduldig zugehört, mehr können wir nicht verlangen.«
Guy zog die Hand zurück. »In Ordnung. Was bleibt uns noch?«
»Gar nichts.«
»Na, hör mal. Es gibt doch noch ’ne Menge Venture-Kapitalisten. Lass uns in die Website der British Venture Capital Association schauen.« Er begann die Adresse einzugeben.
»Nein, Guy.«
»Davo! Wir brauchen das Geld!«
Ich nickte. »Aber wir bekommen es bestimmt nicht von Venture-Kapitalisten. Jedenfalls noch nicht.«
Guy las in meinem Gesicht wie in einem offenen Buch. Er wusste genau, was ich dachte. »Nein, Davo. Auf keinen Fall.«
»Du musst es auf jeden Fall versuchen. Es ist unsere letzte Chance.«
»Ich habe dir gesagt, ich versuche es ohne ihn oder gar nicht.«
»Das war in Ordnung, als wir vor einem Monat darüber gesprochen haben«, sagte ich. »Aber jetzt
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