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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Gespräch. Torsten hatte es eilig, seinen Freund abzuwimmeln.
    Guy knallte den Hörer auf. »Scheiße!«
    Einen Augenblick lang schloss ich die Augen. Dann öffnete ich sie wieder. »Hat er gesagt, warum?«
    »Nicht genau, aber ich kann es erraten.«
    »Was?«
    »Daddy. Herr Schollenberger wünscht nicht, dass sein braver, blauäugiger Junge Geld in mich investiert.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar. Ich kenn doch Torsten. Er hat versucht, so zu tun, als wäre es seine Entscheidung. Aber das stimmt nicht.
    Torsten weiß genau, dass er auf seinen Vater angewiesen ist. Wenn der sagt >Spring<, dann springt er. Und wenn er nein sagt, dann ...« Guy breitete die Arme in einer Geste der Hoffnungslosigkeit aus.
    »Keine Aussicht, dass er seine Meinung ändert?«
    »Keine. Vollkommen ausgeschlossen.«
    Ich stützte das Gesicht in beide Hände. Plötzlich wurden mir all die Leute bewusst, die um uns herum tätig waren. Leute, die gut bezahlte, viel versprechende Jobs aufgegeben hatten, um zu uns zu kommen. Und nach zwei Wochen mussten wir ihnen sagen: Tut uns Leid, es war alles nur ein großer Fehler. Ihr wisst doch, dass wir eigentlich bald zwei Millionen Pfund kriegen sollten? War leider nichts. Game over.
    Und was war mit meinem Vater? Zwar war mir die ganze Zeit klar gewesen, dass er sein Geld verlieren könnte, aber ich hatte nie angenommen, dass er es in weniger als einem Monat loswerden würde. Für welchen Idioten musste er mich halten? Und meine Mutter? Er hatte die Investition vor ihr geheim gehalten. Irgendwann musste er ihr beichten, dass er das Geld dem Goldjungen David gegeben hatte, der es in drei Wochen durchgebracht hatte. Junge, würde sie wütend sein. Und mit Recht!
    Ich sah Guy an. »Was machen wir nun?«
    »Keine Ahnung.« Er erwiderte meinen Blick. »Ich habe absolut keine Ahnung.«
    Wir beschlossen, es den anderen sofort zu sagen. Sie hatten uns alle vertraut, und wir durften ihnen nicht das Gefühl geben, wir würden ihnen irgendetwas verheimlichen.
    Guy trat in die Mitte des großen Raums. »Hört mal her, Leute.«
    Alle wandten sich ihm zu. Ich beobachtete ihre Gesichter, als Guy ihnen die Neuigkeit mitteilte. Schock. Bestürzung.
    »Wie viel Geld haben wir noch?«, fragte Amy.
    Guy blickte mich an.
    »Zwölftausendsechshundertvierunddreißig Pfund«, antwortete ich. »Das bringt uns über die nächsten zehn Tage. Wir haben keine Chance, die Gehälter am Ende des Monats zu zahlen.«
    »Und wenn wir unser eigenes Geld reinstecken?«, fragte Michelle. »Ich habe zweitausend gespart. Eigentlich wollte ich damit verreisen, aber das kann warten. Das hier ist wichtiger.«
    Guy bedachte Michelle mit seinem freundlichsten Lächeln.
    »Danke, Michelle. Aber wir brauchen mehr als zweitausend.«
    »Schätze, ich kann meinen Bruder dazu bringen, ein paar Tausender lockerzumachen«, sagte Neil. »Er hält sich für einen gerissenen Geschäftsmann.«
    »Ich kann noch zehntausend aufbringen«, hörte ich mich zu meiner eigenen Überraschung sagen. Ich hatte einen Teil meiner Ersparnisse zur Seite gelegt, für den Fall, dass sich Ninetyminutes als Flop erwies. Und als es nun tatsächlich zu floppen drohte, war ich bereit, mein letztes Hemd zu opfern. Zum Teufel damit. Schließlich war es nur Geld.
    »Vielleicht können wir uns diesen Monat mit Minimalgehältern begnügen«, sagte Amy. »Gerade genug, um über die Runden zu kommen.«
    Mit wieder erwachter Begeisterung blickte Guy in die Runde.
    »Wunderbar. Das sollte uns genügend Zeit verschaffen, um uns das nötige Geld woanders zu besorgen. Erzählt David, wie viel ihr aufbringen könnt, und ich arbeite einen Plan aus, woher wir weitere Finanzmittel bekommen können. Auf jeden Fall verspreche ich euch, dass wir euch auf dem Laufenden halten.«
    Damit gingen wir auseinander.
    In den nächsten Tagen wurden alle zu Geldbeschaffern. Und sie machten ihre Sache verdammt gut. Am Montagmorgen hatte ich Schecks, die sich auf insgesamt siebenundsechzigtausend Pfund beliefen. Neil hatte unglaubliche Zwanzigtausend aufgetrieben, überwiegend von seinem Bruder in Birmingham, dessen Firma für Schädlingsbekämpfung ziemlich gut ging. Dann waren da meine zehn, sieben von Owen, der damit praktisch blank war, zwei von Michelle, drei von Gaz, zehn von Amy, fünf von Sanjay und sogar von Mel zehn. Ich nahm eine Reihe komplizierter Berechnungen vor, die sicherstellten, dass jeder einen Aktienanteil bekam, der seiner Investition entsprach. Es war schwierig, aber alle schienen mit dem

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