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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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liegen die Dinge anders. Alle, die sich in diesem Raum befinden, haben fast alles, was sie haben, in Ninetyminutes gesteckt. Ich auch. Es geht nicht mehr nur um dich. Es geht um uns alle.«
    »Er wird nein sagen.«
    »Das wissen wir erst, wenn wir es versucht haben.«
    Guy schloss die Augen und wandte das Gesicht zur Decke. Ich ließ ihn die Sache mit sich selbst abmachen.
    Schließlich hatte er sich zu einer Entscheidung durchgerungen.
    »Okay«, sagte er. »Wir suchen ihn auf. Aber du kommst mit.«
    »Er hasst mich mehr als dich.«
    »Ich weiß. Trotzdem gehe ich da nicht allein hin.«
    Dieses Mal holte uns Tony Jourdan nicht am Flughafen von Nizza ab. Wir nahmen ein Taxi. Auf einer breiten Hauptstraße durchquerten wir die Stadtmitte und befanden uns kurz darauf auf der steilen Corniche. Beim Anblick des Meeres, der Bäume und der felsigen Klippen war mir plötzlich die Woche vor zwölf Jahren wieder gegenwärtig. Es lief mir kalt den Rücken hinunter. Und ich dachte an Tonys Drohung mir gegenüber. Wie konnte ich mir einbilden, dass er mit mir reden würde, auch wenn inzwischen zwölf Jahre verstrichen waren?
    Miguel, der noch kleiner aussah, als ich ihn in Erinnerung hatte, öffnete uns die Tür. Höflich begrüßte er Guy und führte uns durch das Haus auf die Terrasse. Wie damals verschlug mir die Aussicht den Atem. Grün, üppig und reich erstreckte sich Cap Ferrat ins Mittelmeer hinaus, mit seinen prachtvollen Villen und der Flotte von weißen, sündhaft teuren Jachten, die vor seiner Küste kreuzten. Wir hatten Frühsommer, daher prahlte der Himmel mit einem noch klareren Blau als damals. Ich konnte es mir nicht verkneifen, einen raschen Blick in Richtung Korsika zu werfen, und meinte tatsächlich einen grauen Fleck am Horizont wahrzunehmen.
    Tony erhob sich zu unserer Begrüßung aus einem Stuhl. Die Fältchen um seine Augen waren tiefer geworden, und sein sandfarbenes Haar begann sich von den Rändern her grau einzufärben. Aber er sah immer noch schlank und sportlich aus. Zumindest bekundete er keine offene
    Feindseligkeit. Höflich lächelnd machte er mich mit der dunkelhaarigen Frau an seiner Seite bekannt. Als sie aufstand, überragte sie ihn um mindestens sieben Zentimeter. Natürlich war sie schön, wenn auch auf eine etwas zartere, subtilere Art als Dominique.
    »Sabina, das ist David Lane, ein alter Schulkamerad von Guy.«
    »Hallo«, sagte sie mit freundlichem Lächeln. Sie reichte mir die Hand und küsste Guy auf beide Wangen. Drinnen begann ein Baby zu schreien. Das Geräusch verblüffte mich, es erschien mir vollkommen deplatziert in diesem Ambiente.
    »Ich muss nach Andreas sehen«, sagte Sabina mit deutschem Akzent. »Schau dir unbedingt deinen kleinen Bruder an, bevor du gehst, Guy.«
    »Mach ich.«
    Als wir uns gesetzt hatten, ließ ich meinen Blick umherwandern. Am Haus empor zu Dominiques Schlafzimmer, wo jetzt vermutlich Tony und Sabina schliefen, dem Ort, wo ich meine Unschuld und sie ihr Leben verloren hatte. Zum Gästehaus, in dem ich auf die Verhöre durch die französische Polizei gewartet hatte. Zum alten römischen Wachturm, wo Tony Mel verführt hatte und wo mir der Hass seines Sohnes entgegengeschlagen war.
    Tony beobachtete mich. »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, dass ich Sie nie wieder sehen will«, sagte er. Doch er sagte es ohne Feindseligkeit, als wolle er unseren früheren Ärger zu Protokoll geben, um ihn ad acta legen zu können.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Es tut mir auch Leid. Aber es handelt sich um keinen Anstandsbesuch.«
    »Natürlich nicht. Du brauchst mal wieder Geld, nicht
    wahr, Guy?«
    »Ja«, sagte er.
    »Und warum sollte ich es dir geben?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Guy. »Deswegen habe ich dich ja auch nicht früher gebeten. Tatsächlich wollte ich dich überhaupt nicht fragen, aber David hat darauf bestanden.«
    »Ach ja?«, sagte Tony und warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Guy wollte Sie nicht um Geld bitten, weil Sie ihm nicht schon wieder aus der Patsche helfen sollten«, sagte ich. »Aber ich will Sie auch nicht bitten, Guy aus der Patsche zu helfen. Ich biete Ihnen an, in eine Sache zu investieren, die Ihnen einen hübschen Gewinn bringen kann.«
    »Hm.« Tony nahm die Zeitung vom Tisch, und darunter kam der Unternehmensplan zum Vorschein, den wir ihm am Tag zuvor durch Kurier hatten zukommen lassen. Er nahm ihn in die Hand und blätterte darin. »Haben Sie ihn geschrieben?«, fragte er mich.
    »Einen Teil. Das meiste stammt jedoch

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