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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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befanden uns wenige Sekunden später in den Wolken. Noch eine Minute, und wir schwebten über ihnen.
    Guy hatte auf Autopilot geschaltet, so glitten wir fünfzig Meter über den Wolken dahin, unsichtbar darunter das Rückgrat Englands, während wir von einem Fluglotsen der Royal Air Force zum nächsten weitergereicht wurden. Wir hätten sie gar nicht gebraucht. So früh am Morgen waren wir das einzige Flugzeug am Himmel. Ich hatte erst ein paar Flugstunden hinter mir und wartete noch auf meinen ersten Alleinflug, fand es aber faszinierend, Guy zu beobachten. Er hatte mir schon viel von der Cessna erzählt und zeigte mir jetzt weitere Einzelheiten.
    Als wir den Clyde erreichten, zerrissen die Wolken, und Guy ging tiefer. In dem grauen Licht folgten wir dem Firth of Clyde, flogen in geringer Höhe über ein Atom-U-Boot und den begleitenden Hubschrauber hinweg, schlüpften beim Crinan Canal durch eine Lücke in den Hügeln und kamen hinaus in strahlenden Sonnenschein. Plötzlich wechselte die Farbe des Meeres von schmutzigem Grau zu strahlendem Blau, mit türkis- und zyanfarbenen Tupfern dazwischen. Wo wir hinblickten, waren Meer, Küste, Felsen, Wasserarme und Berge. Es ließ sich kaum entscheiden, was Festland und was Insel war. Die beiden Frauen auf den Rücksitzen hörten auf, sich zu unterhalten, und schauten stumm hinaus. Das Panorama war von berückender Schönheit.
    Wir erreichten die Südküste von Mull und folgten ihr, bis wir das Kloster Iona erreichten, eine Gruppe weißer und grauer Gebäude, die am Rand der Welt klebten. Guy ging noch hundert Meter tiefer, und wir rasten über die Wasseroberfläche auf die Insel Staffa mit der Fingal’s Cave zu. Aus dieser Höhe konnten wir die schwarzen Basaltsäulen in der Höhle erkennen. Unter uns schaukelten zwei Ausflugsschiffe. Erschrocken stob ein Schwarm rosa Vögel auf. Wir folgten der Nordküste von Mull, glitten ganz niedrig über eine Burg von unwirklicher Romantik hinweg und kletterten dann in Richtung Oban, wo Brennstoff für Mensch und Maschine gefasst werden sollte. Guy umflog den Berg, der unserem Anflug im Wege stand, und landete die Cessna perfekt, sodass die Räder nicht das leiseste Geräusch von sich gaben.
    Zu Mittag aßen wir in einem Hotel neben dem Flugplatz. Die Mädchen, die Symptome fortgeschrittener Langeweile hatten erkennen lassen, als wir über Englands Wolken dröhnten, erwachten wieder zum Leben. Wir aßen auf der Gartenterrasse, ließen uns von der Sonne bescheinen, deren Hitze durch die Meeresbrise gemildert wurde, und beglückwünschten uns, dass wir nicht in London saßen. Am Nachmittag wollte Guy mit uns zwischen den Inneren Hebriden und dem Festland nach Broadford fliegen, einem kleinen Flugplatz auf der Isle of Skye. Wir hatten vor, dort am folgenden Tag eine längere Wanderung zu machen, um abends nach Barra hinüberzufliegen, einer Insel, die zu den Äußeren Hebriden gehört, und dort den Abend zu verbringen, bevor wir am folgenden Tag den Rückflug antraten.
    Etwas nervös nahm ich zur Kenntnis, dass Guy zwei halbe Liter trank. Gleichzeitig fühlte ich mich wie ein Idiot. Schließlich wusste ich, dass Guy ein erfahrener Pilot war und mit Alkohol umgehen konnte. Trotzdem war klar, dass er gegen die Regeln verstieß. Natürlich, das war der Unterschied zwischen uns beiden. Er verstieß gegen die Regeln und ich nicht. Obwohl ich als Flugschüler keine Maschine fliegen durfte, wenn nicht ein ausgebildeter Fluglehrer dabei war, begnügte ich mich mit einer Cola, als würde es etwas nützen, wenn der durchschnittliche Alkoholkonsum im Cockpit eingeschränkt wurde.
    Dann kehrten wir auf das Rollfeld zurück und tankten die Maschine auf. Ich holte die Wetterdaten. Ich hatte den meteorologischen Teil des Flugkurses gerade abgeschlossen, ein Thema, das mich faszinierte. Doch was ich hier las, beunruhigte mich. Ich ging zu Guy aufs Vorfeld.
    »Schau dir das mal an«, sagte ich.
    Er folgte mir in den Wohnwagen, der als Kontrollturm diente, und warf einen Blick auf die Daten. Unter Inverness stand zu lesen:
    »PROB 30 TEMPO TSRA BKN0010CB«.
    »Und?«, sagte Guy.
    »Ist das nicht eine Gewitterwarnung?«
    »Nein, Davo, es heißt lediglich: In Inverness besteht eine dreißigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass es vorübergehend zu Gewittern kommt. Inverness ist an der Ostküste, und wir fliegen nach Westen.«
    »Aber ist Inverness nicht auf dem Wetter-Fax der Ort, der Skye am nächsten liegt?«
    Guy zögerte. »Mag sein. Aber sieh doch mal

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