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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Gegen die Kräfte, die uns im Griff hatten, vermochten die Befehle, die Guy dem Flugwerk erteilte, nicht das Geringste auszurichten. Ich warf einen Blick auf den Höhenmesser. Wir wurden auf eine Höhe von mehr als sechshundert Meter getragen. Gegenstände flogen durch die Kabine: die Karte, ein Piloten-Kniebrett, ein
    Flugführer. Ich fühlte einen Schlag gegen den Hinterkopf, im nächsten Augenblick sah ich Ingrids Tasche gegen die Decke prallen. Die Orientierung war mir gänzlich abhanden gekommen. Draußen fiel eine dichte Wasserdecke auf uns herab und ergoss sich über die Windschutzscheibe. Das war völlig egal. In der pechschwarzen Wolke konnten wir ohnehin nichts sehen.
    Mel begann zu schreien. Ich wandte mich um. Sie war außer sich vor Angst.
    »Sag ihr, sie soll das Maul halten«, knurrte Guy neben mir. Er war blass und schwitzte, während er mit dem Steuerknüppel kämpfte.
    »Mel!«, schrie ich. »Mel!«
    Es war zwecklos. Ich konnte das arme Mädchen nicht am Schreien hindern, aber ich konnte die Gegensprechanlage abdrehen, die für die Verständigung mit den Rücksitzen sorgte. Das half.
    Plötzlich war alles in ein blendendes weißes Licht getaucht, dann folgte eine Explosion. Es war, als befanden wir uns im Zentrum des Donnerschlags. Ich schaute nach den Tragflächen. Unglaublicherweise saßen sie noch immer am Rumpf.
    »Was ist mit den Bergen?«, rief ich. Wir hatten zu beiden Seiten Berge, konnten aber nichts sehen. Jeden Augenblick konnten wir rechts oder links in eine Felswand
    krachen.
    »Ich weiß«, sagte Guy. »Aber wirf mal einen Blick auf den Höhenmesser. Wir sind fast neunhundert Meter hoch. Da befinden wir uns über den meisten Gipfeln.«
    Ich tat, wie mir geheißen, und während mein Blick auf dem Instrumentenfeld ruhte, begann der Höhenmesser sich in die andere Richtung zu bewegen. Wir befanden uns in einer rasanten Abwärtsbewegung. Sechshundert. Dreihundert. Keine vier Kilometer von unserem Flugweg entfernt befanden sich viele Hügel von dieser Höhe. Ich starrte hinaus in den Regen und die Dunkelheit. Die Kuppen konnten sich direkt vor uns befinden, das ließ sich nicht entscheiden.
    Dann zerriss die Dunkelheit, und wir waren draußen. Unter uns war Wasser, vor uns lag die braune Flanke eines Berges. Das Wasser teilte sich, ein Arm führte nach links, einer nach rechts. Guy hatte nur eine Sekunde, um sich zu entscheiden. Er nahm den rechten Arm.
    »Gott sei Dank«, sagte ich.
    »Wo ist die Karte?«, schrie Guy.
    Sie hatte sich unter einem Süllrahmen über dem Instrumentenbrett eingeklemmt. Ich gab sie Guy. Er blickte sich um und dann auf die Karte. Wir befanden uns in einer Schlucht, die vielleicht drei Kilometer breit war. Vor uns und etwas höher lag eine Art Sattel, ein enger Pass zwischen zwei Bergen. Hinter uns tobte das Gewitter.
    »Wir sind jetzt über Skye«, sagte Guy. »Der Flugplatz liegt gleich hinter diesem Sattel.«
    Er gab Vollgas und begann zu steigen. Die Cessna 182 hat einen leistungsstarken Motor und kann normalerweise dreihundert Meter in der Minute klettern, doch wir schafften weit weniger. Mit Glück würden wir es bei diesem Tempo gerade über den Sattel schaffen. Wir stiegen nämlich gegen den Fallwind, der vom Berg herunterfegte.
    Mel hatte aufgehört zu schreien.
    Ich blickte hinab. Wir überflogen einen kleinen, halbmondförmigen Loch. Ich nahm die Karte und suchte ihn. Mir war klar, wo wir uns Guys Meinung nach befanden: unmittelbar südlich von Broadford auf der Isle of Skye. Dort gab es keinen halbmondförmigen Loch. Fieberhaft suchte ich die Karte ab, bis ich ihn gefunden hatte. Da war er! Auf dem Festland. Auf halber Strecke eines lang gestreckten Tals, an dessen Ende ein neunhundert Meter hoher Berg auf uns wartete.
    »Guy, ich glaube nicht, dass wir über Skye sind.«
    »Natürlich sind wir dort«, entgegnete er.
    »Aber der Loch dort unten, der ist auf dem Festland. Wir müssen umkehren, oder wir krachen in diesen Berg.« Ich versuchte ihm die Karte zu zeigen, aber er fegte sie zur Seite, »Auf keinen Fall fliege ich noch mal durch das Gewitter«, sagte Guy. »Und der Flugplatz ist nur ein paar Kilometer vor uns.«
    »Das ist er nicht. Schau auf den Kompass. Wir fliegen in nordöstliche Richtung, nicht in nördliche.«
    »Der Kompass ist hin. Der hat das Gewitter nicht überstanden. Hör zu! Ich bin der Pilot. Ich hab die Fluglizenz. Und du hältst jetzt endlich dein verdammtes Maul!«
    Ich hielt es. Hinter dem Sattel lag eine Wolke. Sie konnte

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