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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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einen Berg verhüllen oder auch nicht. Das Tal verjüngte sich. Noch ein bisschen weiter, und wir konnten nicht mehr wenden, ohne die Hänge zu beiden Seiten zu touchieren. Langsam gewannen wir an Höhe. Es sah so aus, als würde unsere Steigung uns gerade über den Sattel tragen. Aber was kam dahinter? Wenn ich Recht hatte und es kein Flugplatz, sondern ein Berg war, befanden wir uns auf einer Einbahnstraße, die an der Bergwand endete.
    Wieder blickte ich hinab. Noch ein winziger Loch, von Bäumen umstanden. Ich verglich die Karte. Genau, drei Kilometer hinter dem halbmondförmigen Loch kam ein blauer Punkt und daneben ein grüner Fleck.
    »Guy, dreh um! Ich bin mir absolut sicher, dass vor uns ein Berg ist!«
    »Nein! Sei endlich still!«
    Guy wollte glauben, dass jenseits des Bergsattels die sichere Zuflucht wartete. Er wünschte es sich so sehnlich, dass er alles, was dagegen sprach, einfach ausblendete. Der Sattel befand sich jetzt unmittelbar vor uns. Auch die Seiten des Tals waren bedrohlich nahe gerückt. Vielleicht schafften wir jetzt gerade noch eine Kehrtwendung, aber in zehn Sekunden ...
    Ich tat, was ich tun musste. Ich ergriff den Steuerknüppel vor mir und riss ihn nach rechts. Guy versuchte, mit seinem Steuerknüppel dagegen zu halten, aber ich war kräftiger. Die Maschine neigte sich steil zur Seite und wendete. Einen Augenblick hielten wir auf den seitlichen Berghang zu.
    »Lass los, Guy, oder wir landen im Berg!«, rief ich. Wenn es Guy gelungen wäre, die Kehrtwendung zu verzögern, wären wir direkt in die Bergwand hineingeflogen. Er ließ los.
    Ich sah Felsen, Bäume, Farn, einen Wasserfall. Näher und näher. Wie waren nur noch wenige Meter von dem Fels entfernt. Obwohl die Wendung so eng war, schienen wir uns nur unendlich langsam zu drehen. Komm schon! Dann schwenkte die Nase weiter, fort von der Felswand, und wir waren wieder auf dem Weg, auf dem wir gekommen waren. Wir flogen noch immer mit Vollgas,
    und ich zog die Maschine hoch.
    »Was fällt dir ein!«, schrie Guy. »Bist du verrückt geworden? Du hättest uns fast umgebracht!«
    Ich warf einen Blick über die Schulter zurück. Über dem Sattel teilten sich die Wolken einen Augenblick. Und durch die Lücke sah man einen Berg.
    Hätte ich die Maschine nicht gewendet, wären wir an ihm zerschellt. So sicher wie das Amen in der Kirche.
    Guy hatte es auch gesehen. Er keuchte. »Oh, mein Gott!« Er wurde blass, und seine Lippen begannen zu zittern. »Oh, mein Gott!«
    Wir stiegen weiter. Die Luft war zwar noch immer unruhig, aber ich konnte klaren Himmel zwischen Gewitter und Gebirge erkennen. Auf diese Lücke richtete ich die Nase des Flugzeugs. Ich wusste nicht, ob die Einstellungen alle hundertprozentig korrekt waren, aber das Flugzeug hielt ruhig und kraftvoll nach oben, und das war alles, was zählte.
    Die Isle of Skye war in Wolken gehüllt, doch ich konnte der Küste zurück nach Mallaig folgen, wo der Himmel klar war.
    »Mein Gott«, sagte Guy. »Es tut mir Leid, Davo. Himmel, ich kann es nicht glauben.«
    Ich blickte zu ihm hinüber. Er war aschfahl und schien unter Schock zu stehen. Mir wurde klar, dass ich die Maschine fliegen musste. Ich hatte erst zwölf Flugstunden absolviert und noch nie etwas geflogen, das annähernd so viel Pferdestärken hatte wie die Cessna. Aber ich konnte sie steuern, und der Gashebel schien im Großen und Ganzen genauso zu funktionieren wie in der AA-5. Ich hätte die Flugsicherung über Funk anrufen können, war mir aber nicht sicher, ob meine Erfahrungen im Funkverkehr ausreichten. Ich entschied mich für das
    Minimalprogramm: Oban anfliegen und Guy die Landung überlassen.
    Ich schaltete die Gegensprechanlage wieder an und hörte Mel schluchzen. Ingrid versuchte, sie zu trösten.
    »Ist es vorbei?«, fragte sie.
    »Ich glaube«, sagte ich.
    Das stimmte nicht ganz. Ich hielt mich rechts von der Küste, bis ich den weißen Leuchtturm von Ardnamurchan erreichte, und folgte dann dem Sound of Mull, um so auf Oban zu stoßen. Doch was sich da vor mir auftürmte, war eine weitere drohende Gewitterwolke. In die Nähe eines solchen Ungeheuers würde ich mich auf keinen Fall noch einmal wagen. Ich erinnerte mich, dass wir vorhin an einem grasbewachsenen Behelfslandeplatz an der Nordküste von Mull vorbeigekommen waren. Nach ein paar Kilometern hatte ich ihn gefunden.
    Ich wandte mich Guy zu. In sich zusammengesunken, stierte er aus dem Fenster.
    »Kannst du sie jetzt landen, Guy?«, fragte ich.
    »Tu du es«,

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