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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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ich mit dir«, sagte ich. »Aber ich finde, wir sollten direkt nach Estree fliegen. Vorausgesetzt, das Wetter lässt es zu.«
    »Klingt vernünftig«, sagte Guy erleichtert. Er stand auf und griff nach unseren Gläsern. »Die Runde geht auf mich.«
    Wir tranken bis in den späten Abend und aßen uns an Chips und Erdnüssen satt. Ingrid fielen die Augen zu. »Ich bin müde«, sagte sie lächelnd und ließ sich gegen Guys Schulter fallen. Er richtete sie wieder auf. Sie fiel wieder. Er richtete sie auf. Sie wartete ein paar Sekunden und fiel wieder. Er ließ ihren Kopf an seiner Schulter ruhen.
    Es war ein unschuldiger, beschwipster Scherz, trotzdem ärgerte ich mich. Der Zweck dieser Reise war, dass Ingrid und ich uns näher kamen. Wie sollte das gehen, wenn sie an Guys Schulter lehnte? Und vor allem: Wie sollte es gehen, wenn sie so betrunken war? Ich wollte die Beziehung schließlich nicht damit beginnen, dass ich mit einer Besoffenen ins Bett ging, die nicht in der Lage war, es zu verhindern oder sich später daran zu erinnern.
    Ich sah, wie Mel sich neben mir etwas aufrichtete. »Guy?«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Wo bist du am Dienstag gewesen?«
    »Dienstag? Weiß ich nicht. Warum?«
    »Weil du gesagt hast, dass du am Dienstag zu mir kommst.«
    »Hab ich? Kann ich mich nicht dran erinnern.« Guy war die Unschuld in Person. Eine theatralische, unglaubwürdige Unschuld. Man wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er Schauspieler war.
    »Also, wo warst du?«
    »Ich war mit Davo zusammen. Sag doch was, Davo!«
    Ich erinnerte mich an den Dienstag. Wir waren in einer Bar in Chelsea gewesen. Guy hatte eine rothaarige Amerikanerin aufgegabelt. Ich war früh gegangen. Guy wusste, dass er sich auf mich verlassen konnte. Bei solchen Anlässen deckte ich ihn immer.
    Das war vorbei.
    »Nur am Anfang des Abends. Ich bin um halb acht gegangen.«
    Guy blickte mich ungläubig an. »Das stimmt nicht. Das kann nicht stimmen.«
    »Ich war zu den Neun-Uhr-Nachrichten zu Hause. Ich weiß es genau.«
    Mel bekam genau mit, was hier lief. Sie war nicht dumm. Sie merkte, dass es einen Riss gab zwischen mir und Guy. Und sie trieb einen Keil hinein.
    »Also, was hast du getan, nachdem David gegangen war?«
    Guy zuckte mit den Achseln. »Nach Hause gegangen, nehme ich an. Wahrscheinlich habe ich mir auch die Neun-Uhr-Nachrichten angesehen.«
    Mel hatte jetzt Tränen in den Augen. »Du warst mit einem Mädchen zusammen, nicht wahr?«
    »Unsinn, natürlich nicht«, sagte Guy. »Da war kein Mädchen, Mel.« Er sprach langsam und ruhig und sah ihr offen in die Augen. Ich beobachtete ihn. Er war überzeugend. Vollkommen überzeugend. Sogar ich fragte mich schließlich, ob ich ihn an diesem Abend wirklich mit der Rothaarigen gesehen hatte. Vielleicht war er doch ein guter Schauspieler.
    Mel zögerte, ihre Gewissheit war einen Augenblick lang erschüttert. Dann erneuerte sie ihren Angriff. »Ich habe dich angerufen. Du warst nicht da. Du warst mit einem Mädchen zusammen.«
    Sie wandte sich an mich. »Stimmt doch, David, oder?«
    Ich zuckte mit den Achseln. Guy warf mir einen Blick zu, der so viel besagte wie: »Na, vielen Dank auch, Kumpel.« Aber er war nicht allzu beunruhigt. Schließlich wusste er, dass Mel es wusste.
    Sie musste es schon eine ganze Zeit lang wissen. Trotzdem blieb sie bei ihm. Er spielte mit ihr.
    »Und was war am Freitag davor?«
    »Warte mal ...«:, sagte Guy.
    »War es dasselbe Mädchen?«
    Es war ein anderes Mädchen gewesen. Es war immer eine andere. Aber das konnte ich Mel nicht sagen.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er.
    »Glaubst du, ich bin blöd? Glaubst du das wirklich?«
    Sie starrte ihn an. Ingrid saß jetzt aufrecht und beobachtete sie.
    Guy war etwas zu betrunken. Sein Mundwinkel zuckte. Nur um eine Winzigkeit. Gerade genug, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.
    Mel knallte ihr Glas auf den Tisch. »Du sitzt da und lachst mich aus? Behandelst mich wie irgendeine Tussi, die dir das Bett warm hält, falls du nichts Besseres findest? Hast du dich jemals gefragt, wie ich mich dabei fühle? Hast du eine Ahnung, wie es ist, zu Hause zu sitzen, darauf zu warten, dass du kommst, nie zu wissen, ob du geruhst vorbeizuschauen oder ob du irgendein Schulmädchen bei Burger King abschleppst?«
    »Schulmädchen?«, fragte Guy, als habe sie ihn beschuldigt, es mit Minderjährigen zu treiben.
    »Du bist genauso schlimm wie dein Vater!«, sagte Mel.
    »Schlimmer.«
    »Das kannst du ja wohl beurteilen«, sagte Guy

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