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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Ernst!«
    »Mein voller Ernst.«
    »Und du willst uns das Geld so einfach geben?«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Henry. »Wir wollen euer Unternehmen studieren, euch über den Tisch ziehen und dann schlucken. Schließlich sind wir Venture-Kapitalisten.«
    »Henry?«, sagte ich.
    »Ja?« »Deine Kundenwerbung ist scheiße.«
    »Echt?« Er lächelte listig. Henry war kein Narr. Er wusste, dass er bei mir mit Offenheit weit besser fuhr als mit dem üblichen Venture-Gelaber.
    »Was ist mit dem Management-Problem?«, fragte ich.
    »Die Bedingungen haben sich geändert. Ihr habt die erste Zeit hinter euch. Die Site sieht prächtig aus. Und ihr habt Tony Jourdan an Bord. Der hat schon bewiesen, dass er Geld machen kann. Außerdem kenne ich dich: Du bist eine ehrliche Haut.«
    Diese Bezeichnung schmeckte mir gar nicht. Sie mochte ja stimmen, aber ich wollte nicht mehr als »ehrliche Haut« firmieren. Ich wollte ein erfolgreicher, kreativer Großverdiener sein. Warte nur, Henry, dachte ich, dir werde ich’s schon zeigen.
    »Übrigens«, sagte er, »ich wusste gar nicht, dass Guy Tony Jourdans Sohn ist.«
    »Tut mir Leid. Wir haben überlegt, ob wir es dir sagen sollten, aber Guy war strikt dagegen. Er wollte das Geld aus eigener Kraft auftreiben.«
    »Nobel, wirklich«, sagte Henry und ließ den Wein mit Kennermiene auf der Zunge zergehen. »Also. Wie geht es weiter mit Ninetyminutes?«
    Ich legte es ihm dar, wobei ich Guys Ideen für eine beschleunigte Expansion auf den Kontinent und den frühen Beginn des Merchandising einbezog. Als ich ihm die Besucherzahlen nannte, extrapolierte ich sie großzügig.
    »Mann, David«, sagte er schließlich. »So echauffiert habe ich dich ja noch nie gesehen.«
    Ich lächelte. »Wirklich?« Und nach kurzer Überlegung: »Wahrscheinlich hast du Recht.« »Wie viel braucht ihr?«
    »Um das alles auf die Beine zu stellen, brauchen wir zehn Millionen Pfund jetzt und noch mal zwanzig in sechs Monaten.«
    »Okay, wenn Orchestra mit der Kohle rüberkommt, gründen wir dann im Frühjahr eine Gesellschaft?«
    »Das wird gehen. Bis dahin dürften wir einen Riesenschritt weiter sein.«
    »Hört sich gut an. Haben wir die Vorhand bei dem Geschäft?«
    Ich musste lachen. Da bat mich ein Venture-Kapitalist um ein Geschäft.
    »Hör mal, das ist nicht fair!«, protestierte er.
    »Du hast ja Recht«, sagte ich. »Ich spreche mit Guy darüber.«
    »Und du sagst mir Bescheid?«
    »Ich sag dir Bescheid, Henry.«
    Guy war einverstanden. Am nächsten Montag erschien Henry mit seiner Mitarbeiterin Cläre Douglas, einer nüchternen Schottin, klein, schlank, mit strähnigem Haar und durchdringenden Augen. Sie wichen uns nicht von den Fersen und stellten Fragen zu jedem und allem. Henrys Gründlichkeit beeindruckte mich, aber Cläre war noch besser vorbereitet. Offenbar hatte sie das ganze Wochenende im Internet gesurft und sich jede Site angesehen, die im Entferntesten mit Fußball zu tun hatte. Sie war eine gnadenlose Fragenstellerin, die jedes Zögern oder Ausweichen bemerkte und so lange nachfasste, bis alle Unklarheiten beseitigt waren.
    Henry bat Guy, mich, Ingrid, Gaz und Owen um Referenzen, die wir ihm gerne gaben, bis auf Guy. Ich hörte mit, wie sich die beiden darüber unterhielten. Guy weigerte sich. Er sagte, da er vorher Schauspieler gewesen sei, gebe es niemanden, der einschlägige Auskunft über ihn erteilen könne. Henry gab nicht nach, im Gegenteil, er wurde noch hartnäckiger. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Guy ihm die Telefonnummern seiner Agenten in London und Hollywood gab. Henry gab Ruhe, sah aber nicht zufrieden aus.
    Ich auch nicht.
    Nachdem Henry gegangen war, und während Cläre noch immer Sanjay befragte, teilte ich Guy meine Befürchtungen mit. »Henry denkt, dass du ihm etwas verheimlichst.«
    Guy nickte.
    »Und?«
    Er blickte mich an. »Machen wir einen Spaziergang?«
    Wir traten auf die kleine Straße hinaus, die im sanften Sonnenlicht des Spätsommers lag, und wandten uns nach Norden, in Richtung Clerkenwell Green.
    »Also?«, sagte ich.
    »Die Zeit in LA war schlimm«, sagte Guy.
    »Die in London war doch auch nicht besonders.«
    »Ja, aber die in LA war schlimmer. Ich bin vollkommen abgerutscht. Nicht nur Alkohol, sondern auch Drogen. Jede Menge Drogen. Kaum Arbeit. Ich war down, vollkommen down. Klinische Depression haben sie es genannt. Ich bin zu einer Seelenklempnerin gegangen.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Eine Menge. Ich habe Probleme, Davo. Probleme mit

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