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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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eben nur eine Zeit lang.«
    »Ich weiß«, sagte ich und dachte an Dominique. Ihren
    Körper. Den Sex mit ihr. Die lächerliche Euphorie danach. Dann die Nachricht von ihrem Tod. Und die Schuldgefühle. Die verdammten Schuldgefühle.
    Diese Woche hatte bei uns allen Wunden hinterlassen: bei Mel, bei mir. Und bei Guy.
    »Vorhin hast du eine komische Bemerkung gemacht«, sagte ich.
    »Über Guy und seine Geheimnisse. Und über irgendwelche Vertuschungsmanöver.«
    »Vergiss es.«
    »Komm schon«, sagte ich. »Da steckt mehr dahinter. Er hat höllisch Angst gekriegt.«
    »Du hast Recht, es steckt mehr dahinter.« Wir gingen schweigend weiter, während Mel überlegte. »Weißt du, warum der Gärtner weggelaufen ist?«
    »Klar. Er hat Dominique umgebracht. Er wollte nicht abwarten, bis er eingelocht wurde.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein. Er hat fürs Weglaufen Geld bekommen. Von Hoyle und Guy.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe gehört, wie sie darüber gesprochen haben. Sie waren im Esszimmer, und ich stand vor dem Fenster.«
    »Ich erinnere mich«, sagte ich. »Ich hab dich da getroffen.«
    »Hast du? Weiß ich gar nicht mehr. Aber ich weiß noch, was sie gesagt haben.«
    »Was?«
    »Dass sie dem Gärtner fünfhunderttausend Francs für sein Verschwinden zahlen wollten. Offenbar hatte Owen ihn beobachtet, wie er Sex mit Dominique hatte, und da kamen sie - kam Guy - auf die Idee, das der Polizei zu erzählen. Sobald er verschwunden sei, würde der Inspektor ihn bestimmt des Mordes verdächtigen. Vor allem, wenn Dominiques Schmuck fehlte.«
    »Was für eine miese Nummer!«
    »Natürlich war der Gärtner am Nachmittag verschwunden. Und die Polizei hat ihn nie gefunden.«
    »Bis vor ein paar Wochen.«
    »Was?«
    »Ja. Hast du es nicht gewusst? Eigentlich kein Wunder, dass Guy es dir nicht erzählt hat. Sie haben ihn vor ein paar Wochen in einer Mülltonne in Marseille gefunden.«
    »Wie schrecklich!«
    »Der Gärtner war also der Sündenbock, der den Verdacht vom wirklichen Mörder lenken sollte?«
    »Jedenfalls den Verdacht von jemand anderem, ja.«
    »Was war mit der Schmuckkassette, die man in seinem Zimmer gefunden hat?«
    »Die hat dort jemand hingelegt, um den Verdacht auf ihn zu lenken.«
    »Hoyle?«
    »Vermutlich. Oder er hat jemanden beauftragt.«
    »Mein Gott!«
    Die Straße war leer. Es wurde jetzt dunkel. Ein paar Meter von uns entfernt sammelte sich die Dämmerung über dem Wasser. Ich ließ mir durch den Kopf gehen, was Mel erzählt hatte. Es passte alles zusammen. Wiederholt hatte ich Hoyle den Namen des Gärtners nennen hören. Durchaus möglich, dass Mel den Rest gehört hatte. Ich erinnerte mich an Ingrids Kommentar, als wir Les
    Sarrasins verließen: Das Verschwinden des Gärtners passe den Jourdans in den Kram. Laut Mel war es Guys Idee gewesen, und Hoyle hatte sie ausgeführt. Das klang sehr plausibel.
    »Dann haben sie also versucht, Tony zu decken? Den Verdacht der Polizei von ihm auf den Gärtner zu lenken?«
    »Das habe ich angenommen«, sagte Mel. »Lange Zeit.«
    »Lange Zeit?«
    »Gelegentlich, in Augenblicken wie diesem, bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    »Wie meinst du das?«
    »Manchmal frage ich mich, ob wirklich Tony seine Frau umgebracht hat. Ob Guy nicht versucht hat, jemand anders zu decken.«
    »Sich selbst?«
    »Wie gesagt, manchmal habe ich so meine Zweifel.«
    »Das ist unmöglich«, sagte ich. Bei Tony konnte ich mir vorstellen, dass er Dominique umgebracht hatte. Aber nicht bei Guy. Bei Guy auf keinen Fall. »Du bist einfach sauer auf ihn.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Mel.
    »Hast du der Polizei nichts davon erzählt?«
    »Nein. Guy hat versucht, seinen Vater zu decken. Warum sollte ich ihm einen Strich durch die Rechnung machen?«
    »Was ist mit Guy? Hast du mit ihm darüber gesprochen?«
    »Er weiß nicht, dass ich es weiß, der Scheißkerl.«
    Wir näherten uns einigen Reihenhäusern, von denen eines ein diskretes B & B-Zeichen trug. Mrs. Campbell hieß Mel trotz der späten Stunde sehr liebenswürdig
    willkommen. Ich überließ Mel ihrer freundlichen Wirtin und schlenderte durch die rasch einfallende Dunkelheit zurück zum Hotel und dachte über die Dinge nach, die ich eben erfahren hatte.
    War es denkbar, dass Guy tatsächlich Dominiques Mörder war?
    Ich war mir sicher, dass Mel die Wahrheit gesagt hatte in Bezug auf das, was sie gehört hatte. Nur mit ihren Schlussfolgerungen war ich nicht einverstanden. Sie war natürlich sauer auf Guy. Es war doch

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