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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Donnerstagabend war sie bei Cheryl gewesen. Danach hatte Cheryl Amy eine E-Mail geschickt, in der stand, dass Ellen sie sehen wollte. Der Freitag war also der Tag, nachdem Amy die Mail ihrer Schwester erhalten hatte. Ellen schwante nichts Gutes. Man musste nur noch eins und eins zusammenzählen.
    »Warum ist das alles so wichtig? Glauben Sie, Rob Moore hat etwas mit Amys Rückfall zu tun?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Ellen, aber eigentlich glaubte sie, die Antwort zu kennen. Aber sie Rose anvertrauen? Das war alles zu absurd. Oder doch nicht? Amys Tod hatte mit ihrem Besuch bei Cheryl zu tun. Sie selbst hatte die Lawine ins Rollen gebracht. Rob Moore steckte hinter Amys Tod.
    »Was ist los?«
    »Oh, Entschuldigung.« Ellen sah auf ihre Armbanduhr und sprang ein wenig theatralisch auf. »Um Gottes willen, bin ich spät dran. Ich muss weg. Vielen Dank für alles.«
    »Jetzt? Aber wir sind mitten im Gespräch.«
    »Ich weiß, aber …« Ellen griff nach Mantel und Handtasche. »Ich verfolge die Sache weiter und halte Sie auf dem Laufenden.«

    »Sollten wir vielleicht die Polizei verständigen?«
    »Nein«, sagte Ellen, etwas zu schnell. »Bis jetzt ist alles nur Spekulation. Entschuldigen Sie, ich muss wirklich gehen. Vielen Dank noch mal.«
    Sie drehte sich um und suchte das Weite.

68
    Ellen fühlte sich schwindlig, als sie das Lokal verließ. Mit zitternder Hand zog sie ihren Mantel fester zu, und beinahe wäre sie mit zwei Studenten zusammengestoßen, die gerade aus einer Buchhandlung kamen. Hastig ging sie weiter; sie atmete stoßweise, und ihre Augen brannten, wofür sie einzig die Kälte verantwortlich machte. Endlich saß sie in ihrem Wagen und konnte sich schlingernd in den Verkehr einordnen.
    Ein Lkw hinter ihr hupte wütend, aber sie drehte sich nicht um. Es wurde schon dunkel an diesem frostigen Spätnachmittag. Die Autos hatten bereits die Scheinwerfer eingeschaltet. Die Straße war verstopft. Doch Ellen war so aufgewühlt, dass sie die Außenwelt kaum wahrnahm.
    Sie hatte geglaubt, dass Will für alle Zeiten zu ihr gehörte. Irgendwo gab es zwar eine junge Mutter und einen Vater, die sich aus dem Staub gemacht hatten, aber mit diesem Paar, das einen Fehler begangen hatte, würde sie nie etwas zu tun bekommen. Das hatte sie geglaubt. Aber sie hatte sich getäuscht. Es war nur ein Wunschtraum gewesen, ein Trugbild. Jetzt sah sie der Wahrheit ins Gesicht - und es machte ihr Angst.

    Sie hielt sich am Lenkrad fest. Ihr Herz schrie um Hilfe. Die Straße war eisglatt. Das rote Licht einer Ampel brannte sich wie Feuer in ihr Bewusstsein. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wo sollte sie hin? Was sollte sie tun? Zur Polizei gehen konnte sie nicht, denn sie wollte Will nicht verlieren. Doch eines war klar: Sie brauchte Hilfe, und zwar sofort. Zu lange hatte sie sich niemandem anvertraut. Sie griff zu ihrem Handy und wählte eine Nummer.
    »Bitte, nimm ab!«, betete sie stumm.

69
    »Komm herein. Was ist denn los?« Ellen stürzte in die Wohnung. Rannte sie vor etwas weg, oder rannte sie zu jemandem hin? Die Fahrt zu dem Haus in Queens Village hatte über eine Stunde gedauert - aber die Zeit war trotzdem zu kurz gewesen. Sie war so verwirrt und erschüttert wie vorher. Als sie Connie angerufen und gebeten hatte, länger zu bleiben, hatte sie sich sehr anstrengen müssen, um ihre Panik zu verbergen.
    »Ich habe ein Problem, aber … Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.« Ellen fuhr sich mit der Hand durchs Haar und tigerte durch Marcelos Wohnzimmer. Die schwarzen Ledermöbel, die Glastische und die kahlen Steinwände verschwammen vor ihren Augen. Marcelo schloss die Eingangstür. Sie streckte sich, um ihm in die Augen sehen zu können. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    »Geht schon in Ordnung«, sagte Marcelo mit sanfter
Stimme und sah sie mit seinen dunklen Augen unverwandt an. »Leg einfach los.«
    »Nein, das kann ich nicht.« Ob es richtig gewesen war, hierherzukommen? Aber sie musste mit jemandem reden. »Ich stecke ganz schön in der Klemme.«
    »Etwas Illegales?«
    »Ja und nein.« Ellen wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, ihre Finger gruben sich in ihre Wangen. »Ich bin da in etwas hineingeraten … Und jetzt ist das Schlimmste passiert, was überhaupt passieren kann.«
    »So schlimm ist es bestimmt nicht«, sagte Marcelo und fasste sie bei den Schultern. »Raus mit der Sprache.«
    »Es ist so schrecklich, es ist …« Ellen wagte

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