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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hoch und drückte ihn an ihre Schulter.

    »Mama?«
    »Hallo, mein Schatz.« Sie rieb ihm den Rücken. »Schlaf ruhig weiter. Ich will dir nur etwas Wärmeres anziehen.«
    Will legte die Arme um ihren Hals. Sie ging zur Kommode und holte aus der untersten Schublade einen seiner Schneeanzüge. Auf dem Bett faltete sie ihn auseinander und schob vorsichtig zuerst Wills linkes, dann sein rechtes Bein hinein.
    »Mama, was ist los?«
    »Nichts, mein Schatz. Wir gehen nur ein bisschen weg.« Ellen zog den Schneeanzug hoch, löste Wills Arme von ihrem Hals und steckte sie in die Ärmel. »Jetzt halte dich wieder an meinem Hals fest. Wir fahren weg.«
    »Okay«, sagte Will verschlafen und legte die Arme noch fester um sie. Sie stieg mit ihm die Treppe hinunter. Die Uhr am DVD-Recorder sprang gerade auf 22 Uhr 15. Höchste Zeit. Da fiel ihr ein, dass sie Bargeld brauchte. In einer Küchenschublade lagen immer zweihundert Dollar für den Notfall bereit.
    Sie sah zum Fenster hinaus. Bei den Coffmans war es dunkel. Ihr Kombi stand auch nicht in der Einfahrt. Zum Glück waren sie nicht zu Hause. Sie hätten sich gewundert, Ellen mit ihrem Kind so spät noch wegfahren zu sehen. Mit Will auf dem Arm ging sie in die Küche.
    Sie wollte gerade das Licht anmachen, als sie einen Schatten an der Wand bemerkte. Ein heftiger Schlag traf ihren Hinterkopf.
    Sie sank zu Boden, und Will entglitt ihren Händen. Dann wurde es schwarz vor ihren Augen. Das Letzte, was sie hörte, war Wills Schrei.
    »Mama!«

73
    Als Ellen wieder zu sich kam, lag sie mit dröhnendem Schädel auf dem Küchenboden. Sie versuchte zu schreien, aber ihr Mund war mit Packband zugeklebt. Sie versuchte, ihre Hände zu bewegen, doch sie waren auf dem Rücken zusammengebunden. Die Schultergelenke taten ihr weh. Auch an den Füßen war sie gefesselt. Sie sah zum Esszimmer hinüber.
    Will.
    Der Schreck fuhr ihr durch alle Glieder. Im Wohnzimmer klingelte ihr Handy - unerreichbar für sie. Hinter ihr ertönte plötzlich ein schroffes, reißendes Geräusch. Sie rollte sich zur Seite - und sah etwas Furchtbares.
    Will lag auf der Seite, auch sein Mund war zugeklebt. Er wimmerte entsetzlich und zitterte am ganzen Körper. Ein Mann kniete über ihm und band ihm mit Packband die Füße zusammen.
    »Aufgewacht?«, fragte der Mann Ellen mit einem hämischen Grinsen.
    Es war der Mann vom Strand. Es war Rob Moore. Er sah älter aus als auf dem Foto mit Amy und trug jetzt einen nach unten hängenden Schnurrbart. Sein struppiges braunes Haar fiel auf den Kragen eines alten schwarzen Mantels. Er hatte Jeans und Stiefel an. Ein roter Plastikkanister mit einem langen Ausgussrohr stand neben ihm auf dem Fußboden. Da war wohl Benzin drin, denn in der Küche stank es danach. Ellen versuchte zu schreien.
    »Es geht doch nichts über Mutterliebe.« Moore kicherte.
Dann biss er mit einem schiefen Schneidezahn das Klebeband ab.
    Tränen liefen über Wills Wangen, sein Gesicht war von Angst gezeichnet. Ellen rutschte näher zu ihm und schlug mit ihren gefesselten Füßen auf den Boden.
    Moore stand auf und verzog die Lippen zu einem Grinsen. Dann trat er Will ins Gesicht. »Noch eine Bewegung, und ich zertrete ihn wie eine Fliege.«
    Will brach wieder in Tränen aus, seine Wangen waren rot. Moore drückte seinen Fuß auf das Gesicht des Kindes. Ellen erstarrte vor Angst.
    Will kniff die Augen zusammen, und seine Stirn zog sich zusammen vor Schmerz. Sein kleines Gesicht war voller Schmutz und Schnee. Wollte Moore ihn wirklich töten?
    Ellen versuchte wieder zu schreien und warf verzweifelt den Kopf hin und her.
    »Zurück auf Anfang, Lady. Und halt endlich deine verdammte Schnauze.«
    Ellen rutschte zurück. Mit dem Hinterkopf stieß sie gegen den Herd. Ihre Augen flehten um Gnade.
    »Wie lieb du mich ansiehst!« Moore lockerte ein wenig den Druck auf Wills Gesicht. Will rang nach Luft.
    Hoffentlich konnte er noch atmen. Hoffentlich war sein Kopf nicht verletzt. Hoffentlich hielt sein Herz diesem Terror stand.
    »Und dabei hab ich gedacht, dein Lover hätte es dir ordentlich besorgt«, sagte Moore.
    Wie bitte? Er musste sie also verfolgt haben. Ob er auch bei der Trauerfeier gewesen war? Und was hatte er mit dem Benzin vor? Aus Ellens Kehle drangen röchelnde Laute.

    »Halt endlich die Klappe.« Moore nahm den Fuß von Wills Gesicht. Wills Tränen vermischten sich mit dem Dreck von Moores Stiefelsohle.
    Sie nahm mit ihrem Kind Augenkontakt auf. Ein hilfloser Versuch, ihm zu versprechen, dass alles

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