Fatales Geheimnis: D.C. Affairs 1 (German Edition)
hingezogen fühle. Und ich weiß, dass du ebenso empfindest. Du hast vor sechs Jahren so empfunden, und du tust es immer noch, auch wenn du es nicht willst. Wären wir uns unter anderen Umständen wiederbegegnet, wäre es sicher genau wie damals zwischen uns.“
„Ich muss jetzt hineingehen.“ Ihr bestimmter Ton sollte das Auf und Ab ihrer Gefühle kaschieren. „Johns Eltern warten sicher schon auf mich, und ich will das Ganze nicht unnötig in die Länge ziehen. Also, kommst du nun mit?“
„Ja.“ Er öffnete die Tür. „Ich komme.“
Drinnen trafen sie Freddie. „Die O‘Connors sind schon da“, informierte er sie und zeigte dann auf die geschlossene Tür eines Konferenzraumes. „Und die Demokraten aus Virginia, mit denen der Senator unmittelbar vor dem Mord essen war, sitzen dort drin.“
Sam schaute von der einen zur anderen Tür. „Bringst du bitte Mr Cappuano und die O‘Connors zum Senator?“, wandte sie sich an Freddie.
„Kein Problem.“
Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Größtmögliche Sensibilität“, flüsterte sie.
„Absolut, Boss. Keine Sorge.“
„Ich komme nach“, sagte sie an Nick gewandt.
Er nickte und folgte Freddie in den Raum, in dem Graham und Laine O‘Connor mit ihrer Tochter und einem Mann warteten, den Sam für Royce Hamilton hielt. Die beiden O‘Connors schienen über Nacht um Jahre gealtert zu sein.
„Senator und Mrs O‘Connor, mein Partner, Detective Cruz, wird Sie jetzt zu Ihrem Sohn bringen. Ich werde in wenigen Minuten bei Ihnen sein.“
„Danke“, sagte Graham.
Nach einem tiefen Atemzug zwang Sam sich, nicht mehr an das intensive Gespräch zu denken, das sie gerade mit Nick geführt hatte. Dann betrat sie den Raum, in dem zwei stämmige Männer saßen und auf sie warteten. Sie schätzte die beiden auf Ende sechzig oder Anfang siebzig.
Als sie eintrat, standen sie auf. „Gentlemen“, begrüßte sie die beiden und schüttelte jedem die Hand. „Detective Sergeant Sam Holland. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie gekommen sind.“
„Wir sind völlig am Boden zerstört“, erklärte Judson Knott, der sich als Vorsitzender der Demokratischen Partei Virginias vorstellte. „Senator O‘Connor war uns und den Menschen im Staat Virginia ein lieber Freund.“
„Ich bin nicht auf warme Worte aus, Mr Knott, sondern auf eine Vorstellung davon, wie der Senator seine letzten Stunden verbracht hat“, erwiderte Sam.
„Wir haben uns mit ihm im Old Ebbitt Grill getroffen“, klärte Richard Manning, der stellvertretende Vorsitzende, Sam auf.
„Wie oft gingen Sie zusammen essen?“
Die beiden Männer tauschten einen Blick. Dann antwortete Knott: „Vielleicht jeden zweiten Monat. An dem betreffenden Abend haben wir ihm angeboten, den Termin zu verschieben, weil am nächsten Tag die Abstimmung war. Aber er meinte, sein Stab habe alles unter Kontrolle.“
„Welchen Eindruck machte er auf Sie?“
„Er wirkte müde“, antwortete Manning ohne zu zögern.
Knott nickte zustimmend. „Er sagte, er habe in den vergangenen zwei Wochen Zwölf- und Vierzehnstundentage gehabt.“
„Worüber haben Sie während des Abendessens gesprochen?“
„Über die Pläne für den Wahlkampf“, erwiderte Knott. „John wollte sich im nächsten Jahr zur Wiederwahl stellen, und obwohl er ein sicherer Sieger war, nehmen wir nichts als selbstverständlich. Wir bereiten uns schon seit Monaten auf den Wahlkampf vor, doch jetzt …“ Seine blauen Augen trübten sich, seine Stimme versagte. „Es ist eine solche Tragödie.“
„Wann sind Sie an dem Abend auseinandergegangen?“
„Ich würde sagen, so gegen zehn“, antwortete Knott.
„Und wohin wollte er von dort aus?“
„Er sagte, er wolle gleich nach Hause ins Bett“, sagte Knott.
„Wer wird seinen Platz im Senat einnehmen?“
„Diese Entscheidung trifft der Gouverneur“, erklärte Manning.
„Gibt es noch keinen Favoriten?“
Knott schüttelte den Kopf. „Um ehrlich zu sein, haben wir noch nicht einmal darüber gesprochen. Im Augenblick stehen wir alle unter Schock. Senator O‘Connor war ein liebenswerter Mensch. Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass jemand ihm etwas Böses wollte.“
„Gab es niemanden in der Partei, der eifersüchtig auf seinen Erfolg war oder es auf seinen Posten abgesehen hatte?“
„Nur sein Bruder“, meinte Manning voller Verachtung. „Terry hat sich als Riesenenttäuschung entpuppt.“
„War seine Eifersucht groß genug, um den Senator umzubringen?“
Knott
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