Fatales Vermächtnis
Truppen angerichtet hatten. '. Das Flussbett lag bis zum Rand der Böschung voller Leichen: die Soldaten seines Bruders, Soldaten aus den verschiedensten Teilen Ulldarts und kaum welche aus seinen eigenen Truppen. Weiter unten bildete die eingestürzte Brücke einen Damm, als wolle sie der Flut der Toten Einhalt gebieten.
»Glorios«, fasste es Nech mit einem einzigen Wort zusammen und sah zum Grafen Pontainue, der auf dem Pferd neben ihm saß. Diesem war der Anblick von so viel Verderben nicht geheuer. »Den Sieg habe ich zu einem Teil dir zu verdanken. Dafür sollst du über die Maßen entlohnt werden.« Nech nickte einem seiner Wächter zu, und man reichte dem Grafen ein Säckchen. »Darin sind Diamanten, Graf Pontainue. Blutdiamanten, dem Anlass entsprechend«, lachte er und wandte sich dem Schlachtfeld zu. »Es war eine gute Idee, die Brücke zu präparieren. Und die Stelle für den Kampf hätte nicht passender sein können. Gut, dass du uns beraten hast.«
Pontainue verneigte sich und fühlte sich unwohl, weil sein Gewissen ihm keine Ruhe gewähren wollte. Er war das Bündnis mit dem leibhaftigen Tzulan eingegangen. Ein Ende des Paktes hätte seinen und den Tod seiner Familie bedeutet. Jedenfalls sagte er sich das immer wieder. »Vielen Dank, Allerhöchster Kaiser.«
Nech atmete tief ein und lachte kurz auf. »Ha! Das wird ihnen
eine Lehre sein! Niemand fordert einen Kaiser heraus.« Er winkte
hinter sich, und ein unbewaffneter Angorjaner in einer dunklen
Rüstung wurde vor ihn geführt; die Hände waren ihm auf den Rücken gebunden worden, die Finger waren sicherlich abgestorben. Die Wachen zwangen ihn auf den Boden. »Du bist der Melder, den mein verräterischer Bruder zu König Fronwar von Serusien gesendet hat?«
Weil der Mann keine Antwort gab, bekam er einen Hieb mit dem Lanzenstiel in den Rücken, und er nickte. »Ja.«
»Und wie lautete dein Auftrag? Ich höre es so gern!«
»Ich sollte dem König von unseren Kriegern berichten, die sich ihm anschließen wollten.«
Nech legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. »Dann schau dich gut um! Lauf nach Tersion und berichte deinem Kommandanten, was ich mit denjenigen Kriegern mache, welche Farkon gegen mich aussendet. Und richte meinem Bruder aus: Ich fürchte mich nicht vor ihm, sag ihm das. Er soll den Thron räumen, und das Blutvergießen hat ein Ende.«
»Ich bin nur ein einfacher Melder...«
»Dann soll es dein Kommandant nach Angor melden«, schrie Nech unvermittelt und trat nach dem Mann, der rückwärtsfiel und sich umständlich auf die Knie wälzte. Mehrere Soldaten rannten durch den Kies und zerrten Leichen hinter sich her. Sie waren aus den Trümmern der Brücke geborgen worden. Den Verletzungen und Schrammen auf den Rüstungen nach hatten die Steine sie erschlagen.
Nech erkannte unter ihnen den König von Serusien an seiner Rüstung und den Insignien. »Schneidet ihm den Kopf ab und sendet das Haupt an seine Familie«, befahl er. »Sagt ihnen, dass nicht ich es war, der ihn umgebracht hat, sondern mein Bruder und das Misstrauen der Völker Ulldarts. Ich habe diesen Kampf nicht gewollt.«
Die Soldaten trugen die Leiche einige Schritt zur Seite und hackten den Schädel ab. Sie legten ihn zusammen mit dem Siegelring und dem Schwert in eine Kiste und brachten sie weg. Nech bedeutete den Soldaten, den Melder auf die Beine zu stellen. »Und ich muss dir ebenso danken«, verhöhnte er den Gefangenen. »Ohne dich wäre es uns nicht gelungen, die Truppen so marschieren zu lassen, wie es am günstigsten für unsere Falle war. Du wirst verstehen, dass ich dir nichts schenken kann, abgesehen von deinem Leben. Doch das ist bereits mehr als großzügig, wie ich finde.« Er ließ ihn abführen. »Setzt ihn auf sein Pferd. Er soll
die Kunde meines überragenden Sieges verbreiten.«
Nech wandte sich ab und ritt umringt von seiner Leibgarde langsam am Ufer entlang. Die Blicke aus seinen braunen Augen schweiften über die übereinanderliegenden Leichen: mit Pfeilen gespickt, verstümmelt, manche merkwürdig weiß und scheinbar unversehrt, andere nichts weiter als ein Klumpen rohen Fleisches und nicht mehr als ein Mensch zu erkennen.
»Das Gesicht des Krieges«, sagte er abwesend. »Angor, ich danke dir für deinen Beistand.«
Er versank beim Anblick der Toten in Gedanken und erschrak, als er von einem seiner Leibwächter angesprochen wurde. Zwei Nicti standen in seiner Nähe und verneigten sich vor ihm; den rechten kannte er, er nannte sich
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