Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Bald war er dem Ziel, Kensustria erobert zu haben, einen Sieg näher. Oder hatte seine Unruhe einen anderen Auslöser?
    »Seht Ihr schon etwas, Tai-Sal?«
    »Nein«, gab Ib'annim angespannt zurück. »Wie sieht es bei Euch aus?« Er hörte, dass sich der Nicti aufrichtete.
    »Sehr gut, Tai-Sal. Sie ahnen nichts.« Er brüllte einen Befehl. Als der Angorjaner den Mund öffnete, um seine Soldaten aus dem Graben zu jagen, bekam er einen Schlag in den Rücken, der ihm die Luft raubte und seine Brust in Flammen aufgehen ließ; unfähig sich zu bewegen, rutschte er ächzend an der Wand nach unten, sein Gesicht wurde durch den Dreck gezogen. Blut schoss ihm die Gurgel nach oben und lief ihm über die Lippen, das Kinn und den Hals hinab.
    Mi'in zog sein Schwert aus Ib'annims Rücken, drehte ihn mit dem Fuß um und sah ihn an. Seine Augen glommen grellgelb, die Züge wirkten animalisch und furchterregend. »Unsere Göttin hat den Pakt mit Angor aufgehoben. Sie ist nicht der Ansicht, dass wir einen schwachen Verbündeten brauchen, der mehr Ärger macht als er Vorteile bringt.«
    Ib'annim vernahm die Schreie seiner ahnungslosen Männer,
    die das Schicksal mit ihm teilten, hinterrücks erstochen zu werden. Zweitausend Tote innerhalb eines Atemzuges. Das Blut in seiner Kehle unterband jedes Wort, er hustete und spuckte nur.
    »Die Festung, die Ihr seht, ist schon lange verlassen. Auch wir können Hinterhalte legen, doch im Gegensatz zu Euch haben wir nicht einmal Verluste.« Mi'in ging vor ihm in die Hocke, steckte sein Schwert in den Boden und zog den Dolch. Er schlitzte den Ärmel des Tai-Sal auf und schnitt mit einer raschen Bewegung einen handtellergroßen Fleischbrocken vom Unterarm ab. Ib'annim schrie erstickt. Der Nicti schlug seine langen, scharfen Zähne hinein und biss einen Fetzen ab. »Schwarzes Fleisch schmeckt nicht schlecht«, stellte er zufrieden fest. Er wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln. »Ihr Angorjaner habt uns ein wahres Festmahl geliefert. Wenigstens dazu taugt ihr.« Er setzte zu einem zweiten Schnitt an, den Tai-Sal Ib'annim jedoch nicht mehr spürte. Dessen Herz stand still.
    Kontinent Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Turandei, Frühherbst im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Man sagt, dass du den Bediensteten verboten hast, den Kamin im Arbeitszimmer zu heizen, Fiorell.«
    Perdor stand auf der Schwelle, die Arme gegen die ausladenden Hüften gestemmt. »Soli mich der Tod holen?«
    »Er würde Euch kaum verfehlen, oder?« Fiorell saß am Schreibtisch und zeigte mit dem Federkiel auf den runden Bauch. »Ihr solltet nicht so dastehen, Majestät. Es betont Eure Ausladigkeit im vorderen Bereich besser als der Lichtkegel einer Blendlaterne. Wäre ein Kind hier und hielte einen Stock in der Hand, würde es
    voller Vergnügen auf Euch eindreschen und Euch eine Pauke mit Beinen nennen.«
    »So? Dann werde ich dir die Flötentöne beibringen!« Perdor
    eilte auf ihn zu und nahm ein Zierwaffeleisen von der Wand.
    »Noch besser: Ich verpasse deinem Possengesicht ein hübsches kariertes Muster, wenn du deine alten Narrenkleider schon nicht mehr anziehst!«
    »Haltet ein, ich ergebe mich!«, jammerte der Narr gespielt und hob die Arme über den Kopf. »Mein Anliegen ist ehrenhaft, Majestät.« Er linste zwischen einem Spalt hindurch.
    »Du möchtest Holz sparen?«
    »Nein.«
    »Dann sehe ich keinen Sinn darin.« Perdor holte zum Schlag aus.
    »Er hat auf mich gewartet, Majestät«, kam eine bekannte weibliche Stimme leise aus dem Kamin.
    »Ah, der Schornstein spricht wieder. Wie schön.« Perdor fing den Hieb ab und ließ das Eisen vor Fiorells Nase auf das Papier krachen. Er sah dem Narren aufmerksam ins Gesicht. »Was ist mit dir? Keine Rußflecke? Du hast deine Geliebte nicht einmal mit einem Kuss begrüßt?«
    Fiorell lächelte verschmitzt und nahm die Arme herab. »Ich habe dieses Mal besser aufgepasst. Und wenn man die richtige Stelle trifft...«
    Perdor winkte ab. »Ich möchte nicht wissen, wo dein Mund war, Possenreißer und Herzensbrecher. Tun wir so, als würden wir den Kamin entfachen.«
    Sie wandten sich um. Der König stellte sich neben Fiorell, der in aller Ruhe ein Feuer vorbereitete. Dabei sah er Paltenas Schuhspitzen, die Knie und ihre Augen, die im Licht aufglänzten und ihm einen liebevollen Blick schenkten. Sie war in die Hocke gegangen.
    »Ich grüße dich«, sagte Perdor gedämpft. »Ich habe sehnsüchtig auf neue Kunde gewartet, denn mehr als Gerüchte habe ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher