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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Nicti. »So ein mächtiges Reich, das zersplittert und sich selbst schwächt.« Das Funkeln in den Bernsteinaugen verriet Schadenfreude und Boshaftigkeit. »Eure Heimat wird eine leichte Beute, Tai-Sal.«
    »Der allerhöchste Kaiser Nech wird schon bald gewonnen haben und die Einheit des Kontinents hergestellt haben«, antwortete Ib'annim unverzüglich. Er sah nach rechts und links, wo Angorjaner und Nicti nebeneinander und vermischt in den Stellungen auf einen Befehl warteten. »Was kommt nun, Mi'in? Habt Ihr eine Wunderwaffe, um die Wände der Festung zum Einsturz zu bringen?«
    Mi'in betrachtete ihn lange schweigend. »Ich möchte Euch zunächst erklären, was sich hinter dem Waffenstillstand mit den Kensustrianern verborgen hatte. Ihr seid unser Verbündeter und habt ein Recht auf die Wahrheit.«
    Der Tai-Sal war überrascht. »Eine Taktik, um Vorbereitungen zu treffen, nehme ich an?«
    »Eine freundliche Frist. Seht, wir sind nach Ulldart gekommen, um die Kensustrianer zu vernichten und die Nachfahrin einer Frau, die mitten unter schrecklichen Kreaturen lebte, zu einer Göttin zu erheben. Zu unserer Göttin.« Der Nicti lächelte. »Das Signum unserer Göttin ist ein heiliges Amulett, welches ihr zu einem Teil gestohlen wurde. Sie hat sich allein auf den Weg begeben, um es unter allergrößten Gefahren zurückzuholen.« Mi'in zeigte mit seinem Fernrohr über den Graben hinweg auf die Festung. »Das Amulett verleiht ihr Kräfte, die Kräfte unserer Göttin Lakastra.«
    Ib'annim glaubte zu verstehen. »Daher die Verzögerung! Ihr musstet warten, bis sie mit dieser Waffe zurückgekehrt war!«
    »So ist es. Wir sind sehr glücklich, weil wir das höchste Wesen, das es in unserem Glauben gibt, in unseren Reihen wissen. Der Sieg über die Kensustrianer, die Abtrünnigen und Lästerer, ist damit so sicher wie der Aufgang der Sonnen.« Mi'in strahlte über
    das ganze Gesicht.
    »Ich bin gespannt, was diese göttliche Macht mit dem künstlichen Berg anrichtet«, gestand der Tai-Sal.
    »Sagt, die Nachricht über die Rückkehr Eurer Göttin hat sich auch bis zu meinem Herrn herumgesprochen, oder kommt es mir zu, ihm von der erfreulichen Entwicklung zu berichten?«
    »Kaiser Nech wird unserer Göttin schon bald von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Denn wenn ich mich richtig entsinne, betrachtet auch Ihr den Kaiser als einen Gott?«
    »Als den Stellvertreter des Gottes Angor, ja.« Ib'annim hatte vor seiner Abreise an die kensustrianische Front Zweifel gehegt, ob die Unternehmung auf Ulldart überhaupt zu einem guten Ende führen konnte. Diese Kunde weckte berechtigte Zuversicht.
    Der Nicti grinste und zeigte seine langen, kräftigen Eckzähne. »Dann wird es sehr spannend werden.«
    Er hob sein Fernrohr und betrachtete die Festung erneut. »Es ist ruhig. Die Frevler fürchten sich vor uns«, sagte er leise lachend.
    Ib'annim stutzte. »Was meintet Ihr damit, dass es spannend wird?«
    »Wenn zwei Götter aufeinandertreffen, wird lediglich einer von ihnen Bestand haben. Und Angor wird unserer Göttin weit unterlegen sein.« Mi'in rief Befehle nach rechts und links den Graben entlang; die Nicti zogen ihre Schwerter. »Es geht gleich los, Tai-Sal Ib'annim.«
    Der Angorjaner war alarmiert, doch nicht wegen des bevorstehenden Angriffs. »Ihr redet mir zu wirre Dinge, Mi'in. Droht meinem Herrn Gefahr?«
    »Nein, Tai-Sal. Es wird ihm kein Haar gekrümmt.«
    Ib'annim war jedoch zu beunruhigt, um die Beschwichtigung ernst zu nehmen. »Ihr...«
    Mi'in zog sein Schwert. »Erst der Angriff. Danach erkläre ich es Euch, wenn Ihr es immer noch wissen möchtet.«
    Der Angorjaner knirschte mit den Zähnen, zog die schwere
    Klinge und packte den Schild. »Woran erkennen wir, wann es losgeht?«
    »Achtet genau auf die untere Reihe der Festungsmauer. Die Steine werden aufglühen und durch die Macht unserer Göttin zum Schmelzen gebracht«, wies ihn der Nicti ein. »Das Gewicht der Quader darüber wird sie zusammendrücken, und dann stürzt
    ein Teil ihres Bollwerks ein.« Mi'in hob sein Fernrohr und bedeutete ihm, es ebenfalls in die Hand zu nehmen. »Ihr achtet auf die linke Seite, Tai-Sal. Sobald Ihr ein Glühen seht, gebt Euren Soldaten den Angriffsbefehl. Meine Krieger werden sofort folgen.«
    Ib'annim war beeindruckt, obwohl er es nicht wollte. Nech
    besaß keine solchen Kräfte. Er starrte und wartete.
    Die Stille lastete schwer auf ihm, die Anspannung kroch in ihn und brachte seine Nackenhärchen dazu, sich aufzurichten.

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