Fatales Vermächtnis
Grünhaare jede verfügbare Waffe.
»Eine nette kleine Falle für die Nicti«, amüsierte er sich. Der Rückzug der Kensustrianer war berechnet, um die Feinde in die Reichweite der Bombarden zu locken. Gegen diese Feuerkraft brachte auch die Überzahl nichts. Die Kugeln und Kartätschen würden die Leiber samt Rüstungen zerfetzen und sie als Bröckchen durch die Luft schleudern.
Das Vorhaben schien aufzugehen. Die Nicti setzten wie von Sinnen in dem Glauben nach, dass sie die Verteidiger in die Flucht schlugen; keiner achtete auf die Bombarden. Dann donnerten sie los.
Es war ein imponierender Anblick, wie die Festung Rauch und Feuer spie und die Erde um die Nicti explodierte. Dreck-und Staubfahnen schössen schritthoch in die Luft, zerfetzte Körper wurden umher geschleudert, Gliedmaßen regneten nach kurzer
Zeit nieder.
Die Angreifer verschwanden in dem blutigen Nebel, und ihre Schreie ertönten, um in der nächsten dröhnenden Bombarden-salve unterzugehen. Die Schlacht schien entschieden I bis die flirrende Wolke aus Seelen angriff.
Vahidin sah die schimmernden, kugelförmigen Seelengebilde durch die Mauern fliegen, und die Geschütze verstummten. Wie leere, hungrige Mäuler verharrten sie in den Luken, ohne eingeholt und mit Pulver sowie Kugeln gestopft zu werden. Die Bombardiere waren die ersten Opfer der Seelen geworden.
Ein Teil der geisterhaften Heerschar stürzte sich auf die Kensustrianer vor der Festung. Sie fuhren durch die Soldaten hindurch und rissen ihnen die Seelen aus dem Leib, schreckten sie zu Tode; andere nutzen ihre Kräfte und hoben die Feinde an, um sie gegen die Mauern zu schleudern oder in die Höhe zu reißen und fallen zu lassen.
Die Tore der Festung wurden aufgesprengt, und die überlebenden Nicti stürmten das Bauwerk. Vahidin beobachtete das animalische Treiben der Nicti, die auf ihre Gegner barbarisch eindroschen und sogar die Zähne ins Fleisch der Toten schlugen, um Bissen herauszureißen. Er flog dorthin, von wo die Wolke aus Seelen gekommen war, um nach Zvatochna zu suchen. Dabei achtete er immer noch darauf, dass er nicht bemerkt wurde. Der Angriff, dem er beim letzten Zusammentreffen knapp entkommen war, war ihm noch in guter Erinnerung. Er stieß auf ein Heerlager der Nicti, wo sich die Verstärkung
aufmachte, die erste Welle zu unterstützen. Die Befehlshaber hatten abwarten wollen. Wo steckst du? Vahidin erkannte Zvatochna nirgends - und
stutzte, als er eine Menschenfrau umringt von Nicti sah. Ihre Aura schimmerte äußerst merkwürdig und besaß etwas von -
Zvatochna? Wie hast du das geschafft?
Aus der Ferne konnte er dieses Wunder nicht richtig erkunden, und so musste er näher heran, auch wenn er Gefahr lief, dabei entdeckt zu werden.
Vahidin schaffte es, hinter ein Zelt zu gelangen, das nicht weit von der Menschenfrau entfernt war, und studierte die Aura. Sie sah leblos und lebendig zugleich aus, ein Teil deckte sich mit den Nicti, der andere mit der Aura eines Menschen. Eines sterbenden Menschen. Vahidin gelangte immer mehr zur Vermutung, dass Zvatochnas Seele in sie eingefahren war.
Wenn er die Haltung der Grünhaare richtig deutete, war die Frau ihre Befehlshaberin. Sie ist nahezu perfekt für meine Halbschwester, befand er.
Er wusste nicht genau, wie sehr Zvatochna auf die Frau Einfluss nehmen und sie steuern konnte, doch mit ihr erwuchs eine nicht zu vernachlässigende Bedrohung sowohl für Kensustria als auch für Ulldart.
Vahidin rang mit sich, ob er einen Angriff wagen sollte.
Es gab keine schützenden Seelen in der Umgebung der Frau, die Nicti sahen ihn nicht. Aber er entschied sich anders. Zvatochna würde ihn sicherlich vorher bemerken und angreifen oder die Seelen zu Hilfe rufen.
Lieber wollte er Lodrik und Soscha von seiner Entdeckung berichten. In diesem Kampf benötigte er Verbündete.
Vorsichtig wandte er sich um und stahl sich davon, bis er sich weit genug entfernt glaubte, um aufzusteigen und zu beschleunigen.
Kontinent Ulldart, Königreich Serusien, Frühherbst im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
Vahidins Geist kehrte in den Körper zurück, und er richtete sich
auf.
Vor ihm saß Lodrik, der ihn erwartungsvoll anschaute. »Du
siehst aus, als hättest du Neuigkeiten«, begrüßte er ihn. Soscha erschien neben ihm, die Hände vor dem Bauch zusammengelegt.
»Ich habe sie gesehen«, sagte Vahidin. »Aber sie ... ist in eine Frau eingefahren. Eine Menschenfrau, welche die Nicti befehligt, wie ich glaube.« Er rieb sich die
Weitere Kostenlose Bücher