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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Solltest du aber der Meinung sein, meinen Qwor entkommen zu können, darfst du dich gern wehren.«
    Vahidins Qualen steigerten sich. Er glaubte, dass sein Skelett aus ihm gerissen wurde, langsam, Knochen für Knochen, während ihm jemand ungelöschten Kalk in die offenen Stellen streute und Wasser darüber goss.
    »Ich habe...«, stammelte er und hob den Kopf. Die Schneide fuhr durch den Schädelknochen und zerschnitt das Gehirn — die
    Augen wurden schlagartig magentafarben. Mortvas Sohn hatte sich selbst gerichtet.
    »Fresst ihn«, befahl Tokaro seinen Qwor, und sie machten sich hungrig über den Leichnam her. Er wandte sich ab und ließ seine Blicke über den Wall schweifen. An einer Stelle hievten die Nicti eine Frau aus dem Dreck. Eine Frau, die er sehr genau kannte.
    Tokaro bewegte den linken Arm, mit dem er die Klinge führen musste. Seine blauen Augen wurden hart. »Shakan, Tharo - auf-gepasst«, sprach er leise, und die Qwor kamen gehorsam an seine Seite. Dann ging er langsam zu Estra.
    Die ersten Nicti sahen ihn. Es wurde gerufen, und einige Krieger rutschten mit gezückten Waffen den Hang hinab, um sich ihm in den Weg zu stellen.
    Tokaro hustete und spuckte Blut, doch er setzte einen Fuß vor den anderen. Er fürchtete nichts mehr. Selbst wenn die Nicti zehn Schritte hoch und stark wie zwanzig Krieger wären, er würde sich auf einen Kampf mit ihnen einlassen. »Für dich, Estra«, sagte er fest und senkte den Kopf. »Ich habe meinen Schwur nicht vergessen.«
    Brahim hielt sich noch immer die Arme vors Gesicht.
    Er fühlte sich leer und alt, es gab keinen klaren Gedanken, sondern lediglich ein lautes, anhaltendes Summen wie die Stimmen der Menschen auf einem belebten Marktplatz. Es machte ihm Angst, große Angst.
    Hast du uns geholfen?, vernahm er die klare Stimme der Seele, die ihn zuvor angesprochen hatte. Sie durchbrach das Summen wie Lichtschein in der Finsternis.
    Brahim lugte zwischen einem Spalt hindurch und sah die leuchtende Kugel vor sich. »Was möchtest du von mir?«
    Ich habe dir versprochen, dir einen Wunsch zu erfüllen, wenn du uns von ihr befreist, sprach die Seele. Es ist geschehen, nun nenne uns, was wir für dich tun können. Der Nekromant verstand nicht, doch er liebte es, der Seele zuzuhören, weil sie das Summen übertönte. »Zvatochna ist tot«, stellte er halblaut fest.
    Ja. Du bist der Einzige, der es voltbracht haben kann. Sonst gibt es niemanden mit deinen Kräften. Die Seele schwebte ein wenig
    abwärts. Beeile dich. Viele von uns möchten in die Erlösung.
    Brahim erhob sich und schaute zum Schlachtfeld. Die wenigen Soldaten des Geeinten Heeres rannten noch immer um ihr Leben, ein Teil der Nicti-Streitmacht folgte ihnen, der andere Teil strömte den Wall hinauf. Ihm wurde klar, dass er die verlorene Schlacht in einen Sieg verwandeln konnte. »Vernichtet die Nicti«, flüsterte er und zeigte den Umstehenden immer noch nicht sein Antlitz; schützend hielt er die Hände davor.
    Das sind die Grünhaarigen?
    »Ja«, nickte er abwesend und betrachtete die Seelen, die sich über dem Krater aufhielten. Wunderschön.
    So sei es. Danach ist unsere Schuld bei dir getilgt. Die Kugel flog davon und kehrte zu den anderen zurück.
    Gleich darauf eröffneten sie die Jagd auf die Nicti, die sich eben noch sicher geglaubt hatten, das Schlachtfeld als Sieger verlassen zu können. Brahim empfand Faszination und Bewunderung bei dem Anblick, und sein Verstand verlor sich darin. Das Summen wurde zu einem anhaltenden Ton, der sein Denken auslöschte.
    Er konnte den Seelen die ganze Zeit zuschauen, ohne etwas tun zu müssen. Elegant, ohne jeglichen Vergleich auf Ulldart, schwebten sie umher, durchbohrten die Fremden und zerrissen ihnen den Lebensfaden. Sie fielen wie Fliegen, eine Abwehr gab es nicht
    Brahim hatte keinerlei Vorstellung, wie lange seine Verbündeten benötigten, um die Nicti zu töten, doch irgendwann stoben die leuchtenden, flirrenden Kugeln in alle Richtungen davon.
    »Nein«, jammerte er und reckte eine Hand gegen die Wolken; er fühlte sich allein und verloren ohne sie. »Kommt zurück! Bitte, kommt zurück! Lasst mich nicht hier! Nehmt mich mit! Macht mich zu einer von euch!«
    Aber die Seelen verschwanden, ohne sich um ihn zu kümmern. Weinend sank er auf die Planken der Plattform.
    Die Hauptleute jubelten, und leise Rufe erklangen auch vom Schlachtfeld zu ihnen. Die Truppen hatten begriffen, dass sie verschont worden und darüber hinaus die Sieger waren. Das Geeinte Heer

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