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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Läufer.«
    Tokaro kauerte sich in den Busch und wurde durch die Tarnung seiner Rüstung unsichtbar. Er verschwand zwischen den Ästen und Blättern. »Deine Götter mögen dir schnelle Beine geben.«
    »Die hatte ich schon immer.« Lorin spurtete die Schneise entlang und gab sich keinerlei Mühe, leise zu sein.
    Auch wenn er sich noch so sehr anstrengte, meldete sich eine leise Stimme in ihm, die ihn davor warnte, seinem Halbbruder zu sehr zu vertrauen. Er wollte nicht daran denken, was geschehen würde, wenn Tokaro nicht erschien.
    Aber seine Vorstellungsgabe hielt die passenden Bilder parat.
    Kontinent Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Düra'is (Süden), Spätfrühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Wer nicht wusste, worum es sich bei dem gewaltigen Bau aus Sandstein, Marmor und unzähligen Säulen handelte, nahm an, es sei ein Theater. Die Kuppel, die herausragte und weithin sichtbar war, legte die Vermutung nahe, dass sich darunter die Bühne befand.
    Die Ausmaße versprachen reichlich Platz - allerdings hatte das Herzogtum Dürai's in dem Landstrich, in dem sich das Bauwerk befand, kaum Einwohner. Selbst wenn diese ihren gesamten Tierbestand mitgebracht hätten, wäre es nicht eng darin geworden.
    Brahim Fidostoi blieb vor der langen Treppe stehen, legte den Kopf in den Nacken und schaute die riesige Front entlang, erst nach rechts, dann nach links; dabei wischte er sich den Schweiß von der Stirn, dem Hals und dem Nacken. Er war die Wärme, wie sie hier herrschte, nicht gewohnt. Was die Ilfariten einen kühlen Frühling nannten, galt ihm als Sommer.
    Dies war sein neues Zuhause, wobei es ihm sehr einsam und still vorkam. Gab es überhaupt noch andere Menschen hier?
    Der einstige Hajduk hatte den Rat des Modrak befolgt und war nach der Ankunft in der Garnison unverzüglich nach Süden gereist, um bei König Perdor mit seiner Botschaft vorstellig zu werden. Der König hatte ihn daraufhin fürstlich entlohnt und ihn nach Rücksprache mit Kabcara Norina der Ersten rekrutiert: Brahim würde die Ausbildung eines Magiers erhalten!
    Nun stand der aufgeregte Mann, der sich niemals hatte träumen lassen, mit seinen mehr als vierzig Jahren einen Neubeginn zu wagen, vor seinem Heim. Frau und Kinder würden ihm bald nach Ilfaris folgen, der König kümmerte sich um alles.
    »Ah, da ist er ja!«, hallte ihm die Stimme einer jungen Frau aus dem Säulenwald entgegen, dann zeigte sie sich. Sie hatte lange blonde Haare, ein ansprechendes, vielleicht etwas breites Gesicht und trug eine Tunika. Die Füße steckten in offenen Sandalen, und ihre Haut war sehr braun. Er schätzte, dass sie aus Ter-sion stammte. Sie wandte sich nach hinten. »Kommt schon.« Dann eilte sie die Stufen hinab. Jetzt sah Brahim, dass sie keine fünfzehn Jahre alt war.
    Hinter den Säulen erschien ein Mann, sicherlich über sechzig, wie er an dem grauen Haar und der leicht gebeugten Haltung erkannte. An der Seite trug er ein Kurzschwert; er hatte von Kopf bis Fuß
    Leder angelegt, was angesichts der Temperaturen nicht unbedingt die beste Wahl war. Auch er näherte sich, und Brahim erkannte, dass er an der rechten Schulter ein turitisches Militärabzeichen trug. Somit war auch seine Herkunft geklärt.
    Die junge Frau stand vor ihm, machte einen Knicks. »Ich grüße Euch, Hajduk Fidostoi. Mein Name ist Alsa, und das ist Ormut.« Sie deutete auf den alten Mann, der lange benötigte, um zu ihnen zu gelangen.
    »Keine Umstände. Bleibt doch lieber oben«, rief Brahim ihm zu. »Es strengt Euch zu sehr an.«
    »Sagt das nicht«, raunte Alsa. »Er ist sehr...«
    »Was glaubt Ihr, wer Ihr seid, Jungspund?«, rief Ormut prompt und reckte sich. »Ich habe Schlachten und Kriege überstanden, habe mein Leben für die Freiheit Ulldarts aufs Spiel gesetzt, und Ihr wollt mir verbieten, eine Treppe nach unten zu gehen? Ihr, ein einfacher Beamter?«
    Alsa seufzte und zwinkerte Brahim zu. »Willkommen an der Universität zur Erforschung der magischen Künste und Phänomene«, sagte sie. »Valeria hat es vorgezogen, sich im Innern zu verkriechen. In den Kellern, wenn man es genau nimmt.«
    »Und die anderen?«
    »Welche anderen?«, meinte sie irritiert. Sie erklomm die Stufen,
    und Brahim folgte ihr. Auf halber Höhe trafen sie auf
    Ormut.
    »Er denkt, es gibt noch mehr außer uns«, lachte er, wie es alte Menschen gern taten, wenn sie etwas besser wussten, und schlug mit der flachen Hand auf das glatte Geländer. »Nein, Hajduk, wir vier sind die

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