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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Anführern der Nicti zu sprechen?«
    »Nein. Es könnte uns den Vorteil der Überraschung rauben.« Paltena sah sie an. »Aber wir haben die Zusage von Farkon Nars'anamm, dass er uns seine Truppen weiterhin borgt, ähnlich wie bei dem Angriff auf Baiuga, als wir Nech geschlagen haben. Nach Möglichkeit möchte er seinen Bruder lebend in die Finger bekommen.«
    »Wie wir es schon einmal vorgesehen hatten«, fügte Perdor bitter an. »Ich wollte den Möchtegern-Kaiser gefesselt an Angor ausliefern, aber nun bin ich auf deren Hilfe angewiesen.« Er wirkte tief unglücklich.
    »Majestät, das ist das erste Mal, dass Ihr in einer derartigen Bedrängnis seid und in der Falle sitzt wie noch niemals zuvor«, sprach ihm die junge Spionin zu. »Ich verstehe, dass es Euch schwerfällt, die Arbeit anderen überlassen zu müssen.«
    »Das hat weniger etwas mit Arbeit zu tun, sondern damit, dass ich mich vollständig in die Hände von König Fronwar und Fürst Arl von Breitstein begebe! Mich und mein Land! Meine Untertanen!«, machte er sich Luft, und sogleich hielt Fiorell warnend den Zeigefinger an die Lippen. Paltena wusste nicht, wie sie den König noch zu beruhigen vermochte. »Ihr könnt ihnen vertrauen, Majestät.«
    »Ich würde es gern, mein Kind«, seufzte er. »Möge Ulldrael der Gerechte uns beschützen und den Menschen von Ilfaris gnädig sein, wenn der Angriff des Geeinten Heeres beginnt.« Er setzte sich in den Sessel und lugte zu den Pralinen. Rasch nahm er sich eine. »Werde ich vorher in Kenntnis gesetzt?«
    »Ich schaue wieder vorbei, Majestät«, versprach sie ihm.
    Fiorell tat so, als wolle er nach dem Kamin sehen, fegte darin herum und gab seiner Liebsten zum Abschied einen Kuss, ehe sie sich den Schlot hinaufschwang.
    Paltena verschwand in den Schacht, und die schwarzen Bröckchen wurden von Fiorell zusammengefegt. »Da geht sie hin«, meinte er leidend.
    »Und sie kommt wieder.« Perdor nahm die Schale mit Pralinen, ging zur Verandatür und öffnete sie, um die frische Frühlingsluft hereinzulassen. Ein angorjanischer Soldat stand keine Armlänge von ihm entfernt, und er grinste hinunter in den Garten. »Was gibt es denn?«
    »Frettchen«, sagte der Mann amüsiert. »Sie versuchen, die Biester zu fangen, um ihr Fell an den Speer zu heften, aber sie sind einfach zu flink.« Perdor bot ihm ein Konfektstück an, und der Angorjaner kostete nach kurzem Zögern davon. »Sehr freundlich von Euch, Majestät.«
    »Nicht der Rede wert.« Kauend und schwelgend verfolgten sie, wie die beiden anderen Krieger zwischen den Rabatten hin und her sprangen, mit den Speeren stocherten und doch nichts erreichten. Perdor genoss das Schauspiel, und als Fiorell sich zu ihnen gesellte und die Angorjaner mit anfeuernden Rufen unterstützte, musste er herzhaft lachen. Unauffällig gab er Fiorell ein Zeichen, die Rußspuren rund um den Mund zu entfernen.
    Die Krieger nahmen es ihm nicht übel und stimmten in das Gelächter ein. Sie gaben auf und kehrten auf die Veranda zurück.
    »Hier.« Der König hielt ihnen die Schale mit den Köstlichkeiten hin, und sie griffen zu. Als Perdor in ihre Gesichter schaute, glaubte er Wissen darin zu erkennen: das Wissen, dass es mit der Eintracht bald vorbei sein würde.
    Kontinent Ulldart, Nordwesten Borasgotans, Kulscazk, Spätfrühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Vahidin schritt an den Wiegen entlang, in denen sein Nachwuchs lag. Mehr als sieben gesunde Kinder waren nicht geboren; die übrigen waren grausamst entstellt zur Welt gekommen und gleich danach gestorben. Keine der Hebammen hatte es mehr gewagt, Hand an die Neugeborenen zu legen.
    »Sieben«, raunte Vahidin und besah sich jedes einzelne Kind. »Vier Mädchen und drei Jungen.«
    Obwohl sie vor wenigen Tagen erst das Licht der Welt erblickt hatten, besaßen sie bereits eine ungewöhnliche Größe, und ihre Auffassungsgabe lag weit über der eines herkömmlichen Menschensäuglings. »Zwei Waffen für mich, die restlichen an meine Kinder«, sagte er und winkte Lukaschuk zu sich. »Wir verschwinden. Lade die Kinder und die dazugehörigen Mütter in die Wagen. Wir ziehen uns nach Osten zurück, am besten an die Küste. Dort wird uns niemand vermuten, und wir können sie in Abgeschiedenheit großziehen.« Er streichelte einem Jungen den silberhellen Schopf und sah, dass er lachte; scharfe Zähne blitzten auf. »Hast bringt niemandem etwas. Erst muss mein zweites Heer alt genug sein und meine Schule durchlaufen

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