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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Tersion und sieh dir an, was er mit Baiuga getan hat. Meinem Land will ich nicht das gleiche Schicksal zuteilwerden lassen. Es gibt kaum einen Ort, an dem die schwarzhäutigen oder grün-haarigen Fremden nicht zu finden sind.«
    »Baiuga hatte einen Aufstand angezettelt und seinen Zorn herausgefordert.«
    »Das wird für einen Mann wie Nech keine Rolle spielen. Wenn er seinen Willen nicht bekommt, lässt er sich etwas einfallen, um ihn durchzusetzen. Gewalt ist ein sehr guter Hebel.« Perdor seufzte wieder kellertief, stand auf und wanderte durch den Raum, die Hände auf den Rücken gelegt. Der hellblaue Brokatrock, der erst vor Kurzem genau an seinem runden Körper gesessen hatte, spannte merklich vor dem Bauch und schaffte es nicht, das Wams darunter zu verdecken. Aus Sorge hatte er zu viel gegessen.
    »Es ist einfach ungewohnt für mich«, gestand er Fiorell und blieb vor der Bücherwand stehen. »Ich bin der Herr der Spione und habe mehrmals in den letzten Jahren versucht, den Kontinent vor allzu schweren Schlägen zu bewahren. Oftmals waren die Götter mit mir, aber jetzt sitze ich da, gefangen in meinem eigenen Königreich und zur Untätigkeit verdammt.« Sogar die grauen Korkenzieherlöckchen seines Bartes hatten ihre Spannkraft verloren und erinnerten an zerkochtes Sauerkraut. Fiorell sah, dass es schlecht um seinen Herrn bestellt war. »Ihr werdet doch nicht abdanken wollen, wie es der schwarze Mann von Euch gefordert hat, Majestät?«, erkundigte er sich besorgt. Dass er zunächst keine Antwort erhielt, ließ ihn unruhig werden. Perdor stand mit hängenden Schultern da und sah geschlagen aus.
    »Majestät?«
    »Ja, ja, ich höre dich, Possenreißer«, machte er und kehrte an
    den Schreibtisch zurück. Er wühlte in den Papierhaufen, ließ einzelne Blätter auf den Boden fallen, bis er das gefunden hatte, auf dem die Formulierung geschrieben stand, die seiner Regentschaft ein Ende setzen konnte. Für immer. »Da ist es«, hauchte er.
    »Und da wird es auch schön bleiben, Majestät!« Fiorell sprang auf, schnappte es sich und hopste rückwärts, weg von seinem Herrn. »Oder ich verwahre es bei mir, bis der Anflug von Niedergeschlagenheit vorüber ist. Ich und Ilfaris möchten nicht, dass Ihr eine Dummheit begeht.«
    »Ilfaris und du?« Perdor suchte etwas zum Werfen. »Ich bin König, Fiorell. Schaff dich her!«
    »Sofort, Majestät.« Er legte das Schriftstück in das kleine Kohleschälchen, in dem wohlriechende Hölzer schwelend verbrannten und dem Raum einen besonderen Wohlgeruch verliehen. Mit einem leisen Auffauchen ging das Papier in Flammen auf, dann marschierte Fiorell zu Perdor. Der König sprang auf und starrte ihn an, dann die züngelnden Lohen. »Bist du wahnsinnig?«, flüsterte er entgeistert.
    »Ihr wolltet, dass ich zu Euch komme, aber hattet mir nicht verboten, diese erpresserischen Zeilen zu verbrennen«, sagte er unschuldig. »Jetzt habe ich Euch eine schwere Entscheidung abgenommen, Majestät, und von mir aus kann mich Nech Farz...«
    »Fark, Fiorell. Du weißt, dass er Nech Fark heißt.« Aufseufzend ließ er sich in seinen Sessel sinken.
    »Auch wenn ich dir dankbar bin, mir diese Versuchung vom Hals geschafft zu haben, sind wir keinen Schritt weiter: Die Angorjaner sind immer noch da.« Sein Kopf wurde wieder wie ein Amboss. Fiorell sah zur Verandatür, wollte einen Witz machen und stutzte. »Sind sie nicht.«
    »Ich wette, dass du mich einmal mehr veralbern möchtest.«
    »Gut. Wetten wir«, erwiderte Fiorell rasch. »Ich setz…«
    Suchend blickte er sich um und entdeckte ein Gemälde von der
    Gegend in Ilfaris, in der er geboren worden war. »Ich setze meine Haarpracht gegen das Bild.« »Das ist ein Erbstück.«
    »Kommt schon, Majestät. Ihr habt es nicht vererbt bekommen. Es hat zum Schloss gehört«, feilschte Fiorell. »Ich nehme es auch ohne Rahmen.«
    »Entweder das Bild, oder du wirst einen Tag lang auf dem Turm stehen und laut kikeriki krähen«, änderte Perdor die Wette.
    »Abgemacht.« Schnell schlug der Narr ein und zeigte auf die Tür. »Schaut selbst.« Lachend ging er zur Wand und griff nach dem Bild.
    Perdor entdeckte wirklich niemanden. Seine Aufpasser waren verschwunden. »Wieso das?« Er runzelte die Stirn und ging zum Ausgang, schob die Vorhänge zur Seite und schaute hinaus auf die Veranda, die Stufen nach unten und den weiten Garten. Zwischen den frisch gestutzten Hecken eilten drei Angorjaner und hielten die Speere wurfbereit. »Was, zum Tzulan, geht da unten

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