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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fast sicher, dass Zvatochna kein Unheil mehr anrichten kann.« Schwankend richtete er sich auf. »Lasst Eure
    Männer Holz bringen, Commodore. Jeder Fetzen soll verbrannt werden und zu Asche vergehen. Erst danach hat Ulldart sicher Ruhe vor ihr.« Torben setzte sich unter einen Baum und senkte die Stirn auf die Knie.
    Er fühlte keine wahre Befriedigung. Man konnte eine Tote nicht mehr für ihre Taten zu Lebzeiten bestrafen, und das fand er
    niederschmetternd.
    »Sie hat viel zu wenig für das gebüßt, was sie den vielen Menschen angetan hat, ihr Götter«, betete er und schloss die Augen. »Ihr wart zu gnädig zu ihr. Hättet ihr sie mir gelassen, hätte sie einen Eindruck von dem Leid erhalten, das sie anderen brachte.« Er bohrte die Absätze in die weiche Erde. »Lasst ihre Seele für immer verloren sein und niemals mehr zur Ruhe kommen, das ist alles, was ich von Euch möchte.«
    Feuer knisterte und prasselte, der Wind wehte stinkenden Qualm zu ihm. Die Männer warfen die zerstückelten Gliedmaßen nacheinander in die Flammen.
    Die Leere in Torben war nicht von ihm gewichen.
    Er hatte sich zwar nicht der Illusion hingegeben, dass mit Zvatochnas Tod all seine Lebensfreude zurückkehrte, aber er hatte auf eine kleine Erlösung oder eine Verbesserung gewartet. Es lag daran, dass er zu spät gekommen war. Zu spät, derjenige zu sein, welcher der Nekromantin den entscheidenden Stoß versetzte.
    Schritte näherten sich ihm. »Auch wenn Ihr es vielleicht nicht hören möchtet: Ich bin froh, dass wir sie als Leichnam vorgefunden haben«, sagte Sotinos zu ihm.
    Torben hob den Kopf und seufzte. »Ich verstehe das, Commodore.«
    Sotinos setzte sich neben den Rogogarder; beide schauten schweigend zu, wie die Männer die Lohen anfachten und sogar ihren Branntweinvorrat opferten, um das Feuer heißer und höher werden zu lassen. Schwarz stiegen die Wolken in den Himmel.
    »Besser so als ein verlustreicher oder gar aussichtsloser Kampf gegen sie«, hob Sotinos nach einer Weile an zu sprechen. »Es ist
    ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Seelen, die an sie gefesselt waren, zu den Göttern fahren durften.«
    Torben nickte. »Das ist es.« Er ahnte, dass es niemals eine besondere Waffe an Bord der Fiorell gegeben hatte, einmal von der tiefen Freundschaft der beiden ungleichen Männer abgesehen. Er fragte nicht weiter nach, es fiel nicht ins Gewicht.
    Sotinos sah ihn an. »Kehren wir zurück und erstatten Perdor Bericht?«
    »Tut das, mein junger palestanischer Freund. Aber ladet mich zuerst auf Verbroog ab.«
    »Das klingt, als hättet Ihr dort dringend etwas zu tun.«
    Der Rogogarder dachte an das kleine Zimmer, in dem er gesessen hatte. »Wer weiß. Wenn ich dort bin, werde ich mir etwas einfallen lassen, was mich beschäftigt. Sie suchen immer Freiwillige, die beim Aufbau der Festungsanlagen helfen.«
    Sotinos kniff die Augen zusammen. »Ihr wollt kein Kommando über ein Schiff übernehmen?«
    Torben hob einen Ast vom Boden auf und schabte mit dem Fingernagel die dünne Rinde ab. » Es zieht mich nicht mit einem eigenen Schiff aufs Meer hinaus.« Er sah zu den Flammen, in denen die Überreste der Nekromantin vergingen. »Ich muss erst verstehen, dass ich am Ende meines Rachewegs angelangt bin. Ich werde einen neuen Sinn für mein Leben suchen.«
    »Ein Freibeuter wie Ihr findet immer einen Sinn, Kapitän.« Sotinos erhob sich und reichte Torben die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Kommt, ich segle Euch nach Hause.« Er wies einen seiner Matrosen an, die heiße Asche in einen Lederrucksack zu packen. Perdor sollte das bisschen, was von der gefürchteten Zvatochna Bardric übrig geblieben war, mit eigenen Augen sehen. Kontinent Ulldart, Nordwesten Borasgotans, Frühsommer im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Lodrik rastete in einem Gehöft und wurde wegen seiner Kleidung misstrauisch beäugt. In einer nachtblauen Robe, einem zerschlissenen Mantel und mit Säcken darüber konnte man in Borasgotan nicht erwarten, wie ein normaler Wanderer behandelt zu werden. Man ließ ihn nicht ins Haus, sondern verwies ihn auf die Scheune, in der er übernachten sollte. Niemand kam zu ihm, um sich mit ihm zu unterhalten.
    So saß er allein auf einem Strohhaufen und schaute durch das geöffnete Tor hinaus in den strömenden Regen. Pfützen hatten sich am Boden gebildet, und es sah aus, als wäre das Gehöft von einem See umgeben. Das bedeutete für Lodrik, wieder einen Tag in nassen Stiefeln und nasser Kleidung unterwegs zu sein. Seine

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