Fauler Zauber
nur mit ihren Klamotten auf dem Leib abhaute, ging es ihr eben nicht dreckig genug.
Ihre Augen funkelten erneut. »Aber wenn wir es schaffen, Garrett, dann paß auf deinen Hintern auf.«
Es gibt eine Grenze, bis zu der man Menschen veralbern kann, ohne sich selbst aufzugeben. Aber es gibt auch eine Grenze, bis zu der man sich selbst verarschen kann. »Hut ab vor deiner Zuversicht. Falls wir das Gold finden.«
»Wenn, Garrett. Wenn.«
»Gut. Wenn wir es finden, dann solltest lieber du auf deinen entzückenden Hintern aufpassen, Amber.«
Wir grinsten uns idiotisch an.
»Komm ich hier auf demselben Weg raus, wie ich reingekommen bin?«
»Wär das Beste. Laß dich nicht von den Dienern erwischen. Und paß auf die Dragoner auf.«
Ich gab ihr einen Kuß, mit dem ich unsere Abmachung besiegeln wollte. Sie machte daraus ein Versprechen für die Zukunft. Schließlich schaffte ich es, sie abzuschütteln und flüchtete.
Ich war abgelenkt. Das ist die typische Wirkung, die solche kleinen Miststücke auf einen haben können. Ich fegte um die Ecke und hätte fast Karl Senior und Domina Dount über den Haufen gerannt.
Glücklicherweise waren sie ebenfalls abgelenkt. Sehr abgelenkt sogar. Wenn sie überhaupt gemerkt hätten, daß noch jemand drittes da war, hätten sie ihn vermutlich für einen launischen Diener gehalten. Ich gab Fersengeld und dachte über andere Fluchtwege nach.
Amber lag vollkommen falsch. Willa Dount ließ keineswegs Badewasser gefrieren.
Und jetzt wußte ich auch, wo sie Daddy im Griff hatte. Falls das überhaupt noch wichtig war.
Aber diese Grübeleien halfen mir überhaupt nicht, endlich hier wegzukommen. Ich wußte, daß ich mich hoffnungslos verirren würde, wenn ich noch zwei Minuten so weitermachte. Glücklicherweise fand ich eine Stelle, an der ich durch zwei Vorhänge einen Blick auf die wirkliche Welt erwischte. Ich erkannte den Flur wieder.
Mir blieb nichts anderes übrig, als loszugehen und so zu tun, als hätte ich was Wichtiges vor.
Das klappte auch gut, bis ich den Hof vor dem Hauptausgang erreichte.
Der Fettsack Courter mußte ausgerechnet in diesem Moment von draußen reinkommen. Er wollte gerade dem Pförtner etwas sagen, als er mich sah. Seine Augen wurden kugelrund, seine Visage knallrot, und er blähte sich auf wie ein Frosch beim Quaken. »Was, zum Teufel, machen Sie hier?«
»Mann, dasselbe könnte ich Sie fragen. Haben Sie sich hier nicht ein bißchen in der Tür geirrt, hm? Lakaien wie Sie sollten Gemüse putzen …«
Ich war dicht genug dran, und er holte aus. Obwohl ich nicht genau weiß, warum. Eigentlich hatte er keinen Grund dafür, denn so heftig war ich ihm gar nicht auf die Zehen getreten. Ich fing den Schlag ab, packte sein Handgelenk und ging weiter, wobei ich ihn hinter mir herzerrte. »Ts, ts. Wir sollten Höherstehenden gegenüber etwas höflicher sein.«
Damit ließ ich ihn los und trat hinaus. Er war mittlerweile wieder etwas abgekühlt und ging fluchend zurück. Ich sah mich derweil nach den vier Clowns um, die mir auf den Fersen gewesen waren, bevor Amber mich reingelassen hatte. Von ihnen war nichts zu sehen.
Es war schon verdammtes Pech, so enttarnt zu werden. Ich konnte nur hoffen, daß die Sache sich wieder einrenkte und nicht zu einem Aufruhr führte. Amber würde mit Willa Dount schon klarkommen, vor allem, wenn sie an das viele Gold dachte. Was Junior anging, hatte ich allerdings meine Zweifel. Für ihn gab es keinen besonderen Grund zu verheimlichen, daß er mit mir gesprochen hatte.
Vermutlich war es das Beste, sofort zu Lettie Farens Kneipe zu gehen.
16. Kapitel
Ich brauchte etwas länger, als ich vorgehabt hatte, obwohl die Verspätung mich nur ein paar Sekunden aufhielt. Beim Verlassen der Oberstadt merkte ich, daß sich jemand an mich gehängt hatte. Es dauerte nicht lange, bis ich entdeckte, wer es war. Mein Kumpel Bruno aus der Kneipe.
Warum folgte er mir?
Weitere fünf Minuten später hatte ich herausgefunden, daß er allein war. Anscheinend handelte es sich um eine persönliche Angelegenheit. Ich hatte seine Gefühle verletzt, und nun juckte es ihn wohl, sich zu rächen.
Ich bog in eine geeignete Passage ein, die ich kannte, und drückte mich in eine schattige Nische. Bruno tauchte ein paar Sekunden später auf. Er wollte sich wohl meine Blödheit zunutze machen. Doch wo war ich? Er konnte niemanden sehen und fluchte.
»Nicht nötig, den Göttern die Schuld zu geben. Es ist keineswegs alles verloren, Bruno. Ich
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