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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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selbst bereit war, den Namen preiszugeben.
    Karl steigerte sich in sein Elend hinein. »Ich kann nicht glauben, daß Donni etwas damit zu tun hatte … Ich kenne sie seit vier Jahren … Sie würde niemals …«
    Ich schenkte mir einen Spruch darüber, wozu Leute wie Donni gegen Geld fähig waren. »Gut. Weiter im Text. Man hat Sie gewürgt und Ihnen die Lampe ausgeknipst. Wann und wo sind Sie wieder aufgewacht?«
    »Weiß ich nicht genau. Es war mitten in der Nacht und irgendwo auf dem Land. Glaube ich. Den Geräuschen nach zu urteilen, die ich hören konnte. Ich war an Händen und Füßen gefesselt und hatte immer noch den Sack über dem Kopf. Wahrscheinlich befand ich mich im Inneren einer geschlossenen Kutsche oder etwas Ähnlichem. Ich kann es nicht genau sagen. Aber es wäre doch logisch, oder?«
    »Nach deren Logik schon. Was noch?«
    »Ich hatte schreckliche Kopfschmerzen.«
    »Kein Wunder. Reden Sie weiter.«
    »Schließlich kamen wir an ihrem Ziel an. Es war ein verlassenes Bauernhaus.«
    Ich ließ mir alle Einzelheiten genau schildern. Im Augenblick der Übergabe war für die Kidnapper das Risiko, sich zu verraten, immer am größten.
    »Sie hoben mich aus der Kutsche. Jemand durchschnitt die Seile um meine Knöchel. Dann flankierten mich zwei, packten meine Arme und brachten mich hinein. Drinnen warteten schon mindestens vier, wenn nicht sogar fünf oder sechs andere. Sie lösten auch die Seile um meine Handgelenke. Schließlich fiel eine Tür zu. Ich blieb lange regungslos stehen, bevor ich es wagte, den Sack von meinem Kopf zu nehmen.«
    Er machte eine Pause, um sich die Kehle zu befeuchten. Aus reiner Höflichkeit leistete ich ihm Schluck für Schluck dabei Gesellschaft, obwohl ich meine Kehle längst nicht so strapazierte. »Ein Bauernhaus, hm? Wie haben Sie das herausgefunden?«
    »Dazu komme ich gleich. Ich nahm also den Sack ab und fand mich in einem etwa sechzehn Quadratmeter großen Zimmer wieder. Es war bestimmt seit Jahren nicht mehr gesäubert worden. Ein paar Decken lagen herum, auf denen man schlafen konnte – alle stinkig und schmutzig – ein Pißpott, der nie geleert worden war, ein wackeliger, selbstgezimmerter Stuhl und ein kleines Tischchen mit einem kaputten Bein.«
    Er hatte die Augen geschlossen, als er sich erinnerte. »Auf dem Tisch stand eines dieser irdenen Krug-und-Schüssel-Sets mit einer verrosteten metallenen Schöpfkelle, aus der man trinken konnte. Der Krug war undicht, so daß das Wasser in die Schüssel sickerte. Ich stürzte etwa einen halben Liter sofort herunter. Dann trat ich ans Fenster, sah hinaus und versuchte, mich zu sammeln. Ich war zu Tode verängstigt und hatte nicht die geringste Ahnung, was eigentlich los war. Ich war fest davon überzeugt, politische Gegner meiner Mutter hätten mich entführt, um sie unter Druck zu setzen, bis ich wieder nach Hause kam und herausfand, daß Domina mich freigekauft hatte.«
    »Erzählen Sie mir mehr über das Fenster. Klingt so, als hätten die da einen Bock geschossen.«
    »Eigentlich nicht. Es war ein Fensterladen davor, und von außen war es mit Brettern verrammelt. Aber das Haus war alt. In dem Laden war ein Spalt, durch den man hinausspähen konnte. Wie sich herausstellte, nützte mir das, was ich sah, überhaupt nichts.«
    »Und wieso das?«
    »Wegen der Art und Weise, auf die sie mich freiließen. Sie gingen einfach und ließen mich zurück. Ich kam erst dahinter, als sie mir länger kein Essen mehr brachten.«
    »Haben Sie jemals einen von ihnen gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie hat man Sie dann verpflegt?«
    »Ich mußte mich mit dem Gesicht an die Wand stellen, wenn sie Essen brachten und die Teller abholten.«
    »Also haben sie mit Ihnen geredet.«
    »Einer von ihnen. Aber durch die geschlossene Tür. Und er sagte nur, es wäre mal wieder soweit, sich an die Wand zu stellen. Manchmal konnte ich hören, wie sie sich unterhielten. Aber nicht sehr oft. Sie hatten sich wohl nicht sonderlich viel zu sagen.«
    »Haben sie nicht mal besprochen, was sie mit ihrem Anteil machen wollten?«
    »Ich habe keinen von ihnen je über Geld sprechen hören. Das war einer der Gründe, warum ich die ganze Entführung für eine politische Sache hielt. Das und ihr Verhalten, nachdem sie mich stranguliert hatten. Sie haben mich anschließend sehr freundlich behandelt. Von Kidnappern, denen es nur ums Geld geht, hätte ich das nicht erwartet.«
    »Ist auch nicht üblich.«
    Er konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf die Vergangenheit.

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