Fauler Zauber
rumgevögelt.«
»Eine Professionelle, die ihren Job liebt? Ungewöhnlich. Sie muß dir jede Menge Freier in die Kneipe geschleppt haben.«
»In Scharen. Wünschte, ich hätte hundert wie sie. Auch wenn sie pervers war.«
Ich warf ihr wieder den Garrett-Blick zu, diesmal unter Zuhilfenahme der anderen Braue.
»In diesem Geschäft muß man tolerant und verständnisvoll sein, Garret, das weißt du. Aber deine Toleranz wird ganz schön strapaziert, wenn ein wunderschönes Menschenmädchen Riesen als Freier bevorzugt. Da hört mein Verständnis auf. Selbst Riesenfrauen wollen mit diesen Verrückten nichts zu schaffen haben. Ich würde eher einen Vampir oder einen Werwolf als Kunden akzeptieren, bevor ich einen Riesen reinlasse.«
Sie hatte sich ereifert, also ließ ich sie weiterquatschen und nutzte es aus, daß sich ihre Feindseligkeit gegen ein anderes Ziel als mich richtete. »Na ja«, warf ich nur einmal ein. »Es gibt ja immerhin diesen sexuellen Mythos von wegen Größe und so.«
Ich wollte sichergehen, daß sie ihr ganzes Gift verspritzte.
»Schwachsinn. Reiner Schwachsinn, Garrett. Und du redest hier mit einer Expertin, mein Lieber.« Weiter ging es mit der Haßtirade.
Schließlich ging ihr die Luft aus. Ich legte das Zwei-Taler-Goldstück auf den Tisch direkt vor ihre Nase. »Allein die Story über die Riesen ist zwei Taler wert. Wenn du noch mehr ausspuckst, kannst du noch einige Ahnen des alten Königs kennenlernen.«
Sie musterte mich. »Es geht um Mord, nicht? Und einen einflußreichen Klienten. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Du bist auf dem Kriegspfad. Auf Kopfgeldjagd. Du bist dumm, mein Junge. Du spielt immer noch mit den Mordbuben.«
»Ich bin hinter einer Nutte namens Donni Pell her, die vielleicht etwas weiß, was ich unbedingt erfahren muß.«
»Du weißt schon alles, Garrett. Ich kann dir für dein Geld nur noch einen Kuß als Glücksbringer geben.«
»Erzähl mir mehr über ihre Herkunft. Ihre Familie. Du kennst doch alle Täubchen. Wie lange war sie hier? Woher kam sie?«
»Sie hat keine Familie mehr. Die ist vor vier Jahren an der Pest verreckt. Deshalb habe ich ihr auch die Geschichte von ihrem Onkel nicht abgenommen. Sie war fast drei Jahre bei mir. Sie hat mir manchmal wegen ihrer Freier mehr Ärger gemacht, als die ganze Sache wert war. Und über sich selbst hat sie nur Lügen erzählt wie die anderen auch, aber für gewöhnlich kitzle ich die wahren Lebensgeschichten aus den Mädchen raus. In den schlimmen, einsamen Nächten.«
»Ist mir klar.«
»Ihre Eltern waren Bauern mit einem beachtlichen Grundbesitz in der Nähe von Lichfield.«
»Wette, daß ich dorthin finde, ohne mich einmal zu verirren«, knurrte ich.
»Was war das?«
»Vergiß es. Dieser Zwilling da auf dem Tisch fühlt sich offenbar einsam so allein. Was kannst du mir noch über Donni erzählen?«
»Du weißt alles, Garrett.« Sie griff nach der Münze.
»Was ist mit Raver Styx' Mannsvolk? Karl und Karl.«
Ihre Augen glänzten. »Ist einer von ihnen erledigt worden?«
»Noch nicht.« Sie brauchte wohl ein bißchen Sonne, um in Schwung zu bleiben. Ich zeigte ihr einen anderen Zwilling.
»Der Junge war Donnies Stammfreier. Angeblich hatte sie Mitleid mit ihm. Ich glaube, sie mochte ihn irgendwie. Er behandelte sie wie eine Lady und hatte auch keine Angst davor, sich mit ihr sehen zu lassen. Sein Vater hat sie auch ein paarmal besucht, aber das war rein geschäftlich. Ich will über diese Familie nicht mehr reden, Garrett. Dieses Weib ist pures Gift.«
»Sie ist doch gar nicht in der Stadt, Lettie.«
»Aber sie kommt wieder. Du hast gekriegt, was du wolltest. Verschwinde. Zieh Leine, bevor ich es mir anders überlege und doch noch Leo rufe.«
Ich legte das zweite Zwei-Taler-Goldstück neben das erste. »Wir wollen doch Leos Nickerchen nicht stören, nein?«
»Raus, Garrett. Und laß deine häßliche Fratze hier nicht mehr blicken. Sonst kannst du dir gleich 'ne neue kaufen.«
Sie liebte mich wirklich, die fette, alte Lettie.
17. Kapitel
Ich sah kurz bei Lou Latschs Stall und Hufschmiede vorbei und mietete eine leichte Kutsche. Sie sollte mich in ein paar Stunden von zu Hause abholen. Er sollte sie bis unter das Verdeck aufrüsten. Lou Latsch warf mir einen neugierigen Blick zu, hütete sich aber, Fragen zu stellen. Nachher erzählte ich ihm noch etwas, was er lieber nicht hören wollte.
Der alte Dean glaubte, er könnte mich bestechen. Er sprach zwar immer noch nicht mit mir, tischte
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