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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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anzusehen.
    Doris und Marsha waren schon auf die Dächer der beiden Gebäude geklettert. Sie befestigten die Seile und warfen sie hinunter. In Großmauls Hütte gingen die Lichter aus. Eierkopf und ich standen vor dem baumelnden Seil. »Schaffst du das?«
    »Kümmer du dich lieber um dich selbst, Garrett. Jetzt hält mich nichts mehr auf.« Er kletterte hoch, und ich hielt das Seil gespannt. Eierkopf kraxelte wie ein Siebzehnjähriger, der noch nie in seinem Leben auch nur eine Schramme erlitten hatte. Sattler folgte ihm. Er hatte nicht nur eine, sondern zwei Armbrüste um die Schultern geschlungen. Danach kam Paddel. Garrett war natürlich der Glückliche, der die Nummer abziehen durfte, ohne daß ihm jemand den Strick hielt.
    Als ich endlich oben war, war Marsha Großmaul schon aufs Dach gesprungen. Eierkopf hangelte sich an dem Seil herüber, das der Groll zurückgeworfen hatte. Sattler lehnte an den beiden Schornsteinen, an denen die Seile befestigt waren, und hatte eine Armbrust auf ein Fenster im obersten Stockwerk gerichtet. Durch Ritzen der geschlossenen Fensterläden drang Licht.
    Ich fragte mich, ob man gehört hatte, wie Marsha auf dem Dach gelandet war. Aber was sollte Großmaul trotz dieser Vorwarnung wohl machen, wenn zwei Tonnen Groll über ihn hereinbrachen?
    Paddel stand schon neben Marsha. Eierkopf und ich folgten. Ich redete mir ein, die Leere unter mir wäre Wasser – und zwar einen Zentimeter unter meinen Zehen.
    Scheiße. Es funktionierte nicht.
    Sattler blieb, wo er war. Er band das Seil los, damit Marsha es rüberziehen konnte, und nahm seine tödliche Wacht wieder auf.
    Marsha knotete ein Ende des Seils zu einem Garrett-Geschirr und legte es mir an. Während ich wie ein Wurm am Haken zappelte, fragte ich mich, was mit Großmaul und seinen Jungs los sei. Waren sie taub? Oder saßen sie irgendwo gackernd in der Ecke und warteten, was wir zu der Überraschung sagten, die sie extra für uns aufgebaut hatten?
    Gleich würde ich es rausfinden.
    Mittlerweile dämmerte das Morgengrauen, und ich sah Morpheus, der in einer ähnlichen Schlinge hing. Und zwar wie ich am falschen Ende. Doris zog ihn hoch und ließ ihn dann über die andere Seite des Gebäudes hinunterbaumeln.
    Das Universum schwenkte um, und ein Abgrund tat sich unter mir auf. Ich drehte mich um und sah Sattler, der auf das Fenster zielte – oder wollte er mir einen Scheitel ziehen? Ich war mit meiner Frisur so zufrieden, wie sie war.
    Marsha zwang mich gegen die Ziegel und dann vor das Fenster. Ich konnte durch die Lamellen des Fensterladens linsen.
    Zuerst sah ich nix. Kein Anzeichen für einen Hinterhalt, keine Aufregung, rein gar nichts. Nur ein leeres Zimmer. Dann öffnete ein häßliches Ding die Tür, streckte seine häßliche Fratze rein und sagte etwas Unverständliches zu einem Unsichtbaren. Der Rücken des anderen tauchte kurz in meinem Gesichtsfeld auf, als er dem Ekelpaket zur Tür hinaus folgte. Seine Haltung sagte mir, daß er verärgert war.
    Ich winkte. Eierkopf band die Angelschnur an irgend etwas fest. Sie ließen mich zappeln.
    Offenbar war der Rapport von der anderen Seite auch günstig. Marsha beugte sich über den Rand und holte einmal mit der Keule kräftig aus. Eine Sekunde später schwenkte er Eierkopf an seinem ausgestreckten Arm über TunFaire hinweg und schnippte ihn durchs Fenster. Eierkopf klemmte mich im Vorbeiflug unter seinen Arm und nahm mich mit rein. Unmittelbar danach kam Paddel angesegelt.
    Das Zimmer war – bis auf die Wanzenkolonien in den Schlafkojen – unbewohnt. Eierkopf und Paddel liefen zur Tür, während ich wie eine Motte im Spinnennetz mit den Seilen kämpfte. Irgendwo im Haus war eine Riesenkeilerei im Gange.
    Ein Bursche stürmte gerade in dem Moment durch die Tür, als Eierkopf davor stand. Sie spielten ›Rubbel den Knubbel‹ – Nase gegen Faust. Na ja, es war eigentlich kein fairer Wettkampf. Der Riese klappte seine Augen unter die Schädeldecke und ging zu Boden. Eierkopf verpaßte ihm noch einen. Offenbar war er etwas mißgestimmt.
    Ich befreite mich endlich und hetzte hinter Eierkopf und Paddel her. Der schmale Flur endete zur Linken in einer Sackgasse. Wir wandten uns nach rechts. Im gleichen Moment stürzte ein Pärchen Riesen-Mischlinge aus einem anderen Schlafraum. Sie hatten genauso wenig Glück wie ihr Vorgänger. Eierkopf hatte wirklich eine Stinklaune.
    Mittlerweile herrschte oben auf dem Dach ein munteres Treiben. Die Grolle gaben mit ihren Baumstämmen den Takt an:

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