Faulspiel (German Edition)
schöne Frau wie Sie, Senorita, nicht ohne Grund so ganz alleine nach Venezuela kommt, um ein neues Leben anzufangen. Die Menschenhier sind etwas anders als in Europa. Wir lassen jedem seine Privatsphäre und fragen nicht danach, wer jemand ist oder woher er kommt. Zumindest so lange nicht, wie sich derjenige an unsere landesüblichen Sitten und Gebräuche hält.“
Madras musterte sie nachdenklich.
„Es hat im Laufe der letzten Jahrhunderte eine große Anzahl von Leuten gegeben, die versucht haben, auf Margarita Fuß zu fassen. Sie kamen mit den unterschiedlichsten Motiven. Da waren die spanischen Eroberer, die dieses Land unter ihr Joch zwingen wollten; es waren jede Menge Kriminelle dabei oder einfach nur Glücksritter, die das große Geld gesucht haben. Einige wollten aussteigen aus dem Stress und Leistungsdruck ihres Gesellschaftssystems. Doch die wenigsten sind lange hiergeblieben. Man muss dieses Land und die Menschen, die hier leben, lieben und verstehen lernen. Anders wird man hier nicht alt.
So vielfältig dieses Land ist, so vielfältig sind auch die Einwohner. Ein großer Teil der Bewohner unseres Landes sind Mestizen mit indianischer Herkunft und einer mehrere tausend Jahre alten Tradition. Unsere herausragenden Eigenschaften sind die Ruhe, mit der wir das Leben angehen, und unser Gerechtigkeitssinn.
Unrecht können wir nur schwer ertragen. Dies trifft besonders zu, wenn unser Rechtsempfinden von Menschen beleidigt wird, die nicht hierher gehören.“
Valerie hörte ihm interessiert zu, und Rodrigo Madras überlegte einen Moment, bevor er fortfuhr.
„Dieser Deutsche beleidigt unser Ehrgefühl und missachtet unsere Gastfreundschaft. Er entwickelt weder einen Sinn noch Verständnis für unsere Kultur und Tradition. Wir Venezolaner sind ein Volk mit hohen ethischen und moralischen Grundsätzen.
Senorita, Sie sind zwar noch nicht allzu lange hier auf Margarita, aber die Menschen, die hier leben, schätzen und lieben sie schon sehr. Sie werden es nicht zulassen, dass dieser Burro sich hier aufführt wie die spanischen Conquistadores vor 500 Jahren.“
Er lächelte, als er fortfuhr: „Glauben Sie mir, Guapa, dieses Problem wird sich von ganz allein regeln, da ist keine Eile geboten.“
So viel Intelligenz, Verständnis und Güte hatte Val dem Venezolaner nicht zugetraut. Sie spürte die Ruhe und die Sicherheit, die dieser kleine Kerl ausstrahlte, zum ersten Mal fast körperlich. Ohne dass er es wusste, hatte Madras es geschafft, ihr die Angst zu nehmen. Valeries Gesichtszüge entspannten sich zunehmend, und der Gedanke daran, dass sie nicht alleine war, verscheuchte ihre düsteren Vorstellungen.
Nachdem er mit Valerie Sattler gesprochen hatte, fühlte Lahme wieder dieses Gefühl von Macht, das er so liebte, in sich aufsteigen. Schon früh hatte er gelernt, die vermeintlichen Schwächen seiner Mitmenschen auszunutzen und für sich einen Vorteil daraus zu ziehen.
Auch diesmal war ihm das wieder gelungen. Er beglückwünschte sich selbst dafür. Diese Schlampe würde ihm erst einmal für einige Zeit zu Diensten sein, und er würde sie benutzen, wann immer er den Wunsch nach ihr verspürte. Was sollte sie auch anderes tun, als auf seinen Vorschlag einzugehen!
Wenn er dann genug von ihr hatte, dann könnte er sie immer noch meistbietend an den Mann bringen. Igor und seine Kumpane würden es sich bestimmt einiges kosten lassen, wenn sie die Hure zu fassen bekämen. Lahme streckte sich wohlig im erfrischenden Wasser des Pools, der sich in dem paradiesischen Hotelgarten befand, aus. Von einem Kellnerhatte er sich einen Ron Anejo mit Eis bringen lassen. Er liebte dieses himmlische Gesöff, das wie flüssiges Gold durch seine Kehle floss. Es betäubte die Sinne und rief eine eigenartige Euphorie in ihm hervor.
Darauf wollte er ein paar Stunden ruhen. Die venezolanische Schlampe hatte ihm letzte Nacht alles abverlangt und den letzten Tropfen Saft aus ihm herausgesaugt. Der Gedanke daran, dass ihm jetzt endlich alle Frauen dieser Welt zu Füßen liegen würden, und er ein Leben in Saus und Braus führen könnte, beseelte ihn, bevor er in seinem Hotelzimmer einschlief.
KAPITEL 12
Max Kaiser hatte eine lange Unterredung mit Jörg Hunold geführt. Zurzeit fühlte er sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Zu viele Dinge beschäftigten ihn, und er hatte das Gefühl, dass er sich nicht mehr richtig auf den Fußball und den Grund, warum er eigentlich in Wien war, konzentrieren konnte. Bis zum EM-Finale waren
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