Faulspiel (German Edition)
gedroschen würden. Schuldige würden gesucht und gefunden werden.
Meistens musste der Trainer dran glauben, denn er war immer das schwächste Glied in der Kette. Ein Bauernopfer, oftmals war er in die Skandale gar nicht eingeweiht. Er bekam vom Vorstand oder Management seine Anweisungen und hatte sie zu befolgen. Den Spielern wurde ein Maulkorb verpasst, und wenn die Sache nach hinten losging, wurdeder Trainer gefeuert. Gegen eine entsprechende Abfindung selbstverständlich.
Funktionäre und Spieler machte man sich über Geschenke oder finanzielle Zuwendungen gefügig.
Einer seiner Informanten, der lange Zeit einer Berufsgruppe angehört hatte, die sich mit Spiel- und Wettmanipulationen befasste, hatte Runge berichtet, dass die Mittels- und Kontaktleute extra geschult wurden.
Hauptinhalte der Schulungen waren in erster Linie psychologische Aspekte. Man versuchte, sich in die Psyche der Zielperson hineinzuversetzen und sie tiefenpsychologisch zu analysieren. Gesucht wurden vermeintliche Charakterschwächen und spezifische Vorlieben. Anschließend wurden die Ergebnisse der Analyse in Teams besprochen, bevor eine Entscheidung darüber gefällt wurde, auf welchem Weg man der Person begegnen wollte. Dies betraf Spieler in gleichem Maße wie Funktionäre und Schiedsrichter.
Wenn man die Schwächen der zu manipulierenden Person gefunden hatte, wurden sie beim nächsten Treffen gnadenlos ausgenutzt. Das Opfer wurde entweder bestochen, erpresst oder in sonstiger Art und Weise unter Druck gesetzt. Damit brachte man die Zielperson in ein Abhängigkeitsverhältnis, aus dem es irgendwann kein Entkommen mehr gab. Ziel dieser Maßnahmen war meistens, Fußballspiele und andere Sportereignisse so zu manipulieren, dass der Verlauf, der Ausgang oder das Ergebnis eigentlich schon vorher feststanden. Es wurden dann bei internationalen Buchmachern, vorwiegend im asiatischen Raum, Unsummen von Wetteinsätzen platziert.
So oder so ähnlich war es wohl auch Holger Kranbaum ergangen.
Valerie hatte dem Reporter erzählt, dass er sich in eine Internet-Community für außereheliche Affären und Seitensprüngeeingeloggt hatte. Dabei fiel er regelmäßig auf gefakte Teilnehmerinnen herein, die ihn in einem Chat-Room über seine intimsten Geheimnisse plaudern ließen.
Kranbaum wähnte sich immer in anonymer Sicherheit des Internets.
Allerdings wurde er über seine Mail- und IP-Adresse lokalisiert und identifiziert. Anschließend erstellte man ein sexualpsychologisches Profil von ihm, und das Ergebnis war dann Valerie.
Schon bevor sie den direkten Kontakt zu ihm suchte, hatte sie sich via Internet-Chat mit ihm unter einer anderen Identität in Verbindung gesetzt. Kurze Zeit später war es um ihn geschehen.
Danach war es eine Kleinigkeit, ihn in eine sexuelle Abhängigkeit zu bringen. Dies geschah, ohne dass er es merkte.
Diese Abhängigkeit in Verbindung mit der Angst davor, dass alles auffliegen könnte, machte ihn zum Spielball ohne eigenen Willen und Gegenwehr.
Eigentlich hätte Runge Mitleid mit Kranbaum haben müssen, aber er verspürte nur abgrundtiefe Verachtung.
Bastarde wie er und seinesgleichen, Menschen mit einer kaum zu überbietenden Geltungssucht und Profilneurose waren Schuld daran, dass dieser einst so ehrliche und wunderbare Sport zu dem verkommen war, was er heute darstellte. Schon bald würde er diesem Treiben ein Ende bereiten, ihm fehlten nur noch einige wenige Teile, um das Puzzle zu komplettieren. Dann käme die Wahrheit ans Licht, und er würde dafür sorgen, dass jede Menge Köpfe rollten.
Sein vorrangiges Ziel war, diesen Sport wieder sauber zu machen, damit zukünftig ein Meister auch ein Meister war und nichts anderes! Dies wollte er um jeden Preis und mit solcher Intensität, dass er es sich zu seiner Lebensaufgabegemacht hatte, jeden Judas und jeden Pharisäer ans Messer zu liefern!
Schon Morgen würde er sich mit Kranbaum treffen und den Rest der Geschichte erfahren, die er eigentlich schon kannte. Er würde diesem Hundesohn keine andere Möglichkeit lassen, als seine Machenschaften öffentlich zuzugeben und alle Zusammenhänge aufzudecken. Allein der Gedanke daran ließ seinen Adrenalinspiegel steigen und sein Herz rasen. Noch nie in den letzten Jahren war er seinem Ziel so nahe!
Immerhin hatte er die Aufzeichnungen auf seinem Tonbandgerät, nicht nur von Valerie und Kranbaum, sondern von allen Informanten, mit denen er Kontakt hatte. Sieges-sicher verließ er das Stadion; das Spiel war schon lange
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