Faulspiel (German Edition)
einem Jahr redete keiner mehr von ihm!
Laurenz Kerstner, der Trainer, vertrat die Meinung, dass man Max noch etwas Bedenkzeit geben solle.
„Wir dürfen jetzt nichts übers Knie brechen. Er ist ein junger Kerl, und die Enttäuschung darüber, dass er am Samstag nicht spielen durfte, sitzt vermutlich noch tief. Nun lasst ihn erstmal die Europameisterschaft spielen, dann sieht die Welt garantiert wieder anders aus.“
„Sollte er aber bei der Euro eine gute Form haben, dann werden ihm die großen Vereine die Bude einrennen. Für das Ausland hat er eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag.
Wir müssen ihn unbedingt zu einer Unterschrift bewegen, um seinen Vertrag zu verlängern, sonst erhalten wir außer einer kleinen Aufwandsentschädigung nur eine lange Nase.
Ich glaube, dieser Schweinehund weiß ganz genau, was er tut!“
Schneiders Augen waren schmal und zusammengekniffen.
„Es gab in der Geschichte des Clubs noch nie einen Spieler mit derartigem Talent und Charisma auf dem Platz. DieFans liegen ihm jetzt schon zu Füßen. Der Junge ist wie eine Lizenz zum Geld drucken!“
Seine Stimme bebte vor Zorn.
„Der Junge ist halt ein Vollblut-Fußballer mit einem unglaublichen Instinkt und Zug zum Tor. Er ist schon technisch äußerst beschlagen und kann ein Spiel förmlich lesen. Das gibt es nicht so oft. Ich wünschte mir, wir hätten noch zwei oder drei von dieser Sorte, dann wären wir auf solche Spielchen wie am Samstag nicht angewiesen.“
Peter Abrahams Stimme klang traurig, indem er das aussprach. Manchmal fragte er sich, wie es eigentlich hatte so weit kommen können. Ausgerechnet er, der früher ein ständiger Verfechter des ehrlichen Sports war und in dieser Hinsicht keinerlei Kompromisse zuließ, war plötzlich in eine Situation geraten, aus der er keinen Ausweg mehr fand.
Er war nun schon Club-Mitglied seit fast 58 Jahren; sein Großvater gehörte zu den Gründern des Vereins und hatte vor einem ganzen Jahrhundert zu den Spielern der ersten Stunde gehört.
Sein Vater hatte mitgeholfen, die Jugendabteilung aufzubauen, in der auch er seinen ersten Kontakt zum runden Leder bekommen hatte. Allerdings hatte sein Talent nie für den großen Wurf gereicht. Er war wohl Jugend-Auswahl-Spieler, aber er hatte es immer nur bis auf Landesebene geschafft. Irgendwann hatte er beschlossen, dem Verein in anderer Form zur Seite zu stehen.
Seit fünfzehn Jahren war er nun Vorstandsmitglied und seit fast zehn Jahren Vorsitzender des Clubs.
Er hatte dabei mitgewirkt, den Verein zu strukturieren und ihm eine zunächst einwandfreie kaufmännische Führung verordnet.
In den neunziger Jahren schien das Jammertal zu Ende; neben dem sportlichen Erfolg stand der Club auch aufsoliden wirtschaftlichen Füßen. Er hatte als Vereinspräsident den Gang an die Börse gewagt und damit dem Club zu einem unglaublichen finanziellen Zufluss verholfen. Die großen Sponsoren gaben sich bei ihm die Türklinke in die Hand, und die Gelder flossen im Überfluss. Mittlerweile konnte das Stadion gekauft und ausgebaut werden. Die Zukunft des Vereins hatte nie rosiger ausgesehen!
Irgendwann war es dann passiert.
Er hatte sich mit seiner Tiefbaufirma gehörig verhoben und stand kurz vor dem Gang zum Konkursgericht. Die Firma war von seiner Familie seit Generationen aufgebaut worden, und er hätte damals die Schande wohl nicht überstanden. Sein Vater hätte ihm eine Pleite nie verziehen.
Sein gesamtes Vermögen stand auf dem Spiel, und er suchte krampfhaft nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Selbst seine Hausbank, mit der seine Familie schon seit zwei Generationen zusammenarbeitete, wollte ihm den finanziellen Hahn zudrehen.
Als wäre es gestern gewesen, konnte er sich noch an das abschließende Gespräch mit dem Vorstand seiner Bank erinnern. Er hatte einen Millionenkredit beantragt, um die entstandenen Liquiditätslöcher zu stopfen. Man hatte ihn einfach fallen lassen; Banker kannten keine Moral und keine Dankbarkeit. All die Jahre hatten sie eine Menge Geld durch seine Firma verdient, und jetzt, da er dringend Unterstützung brauchte, sollte er einfach abserviert werden.
Kurz vor seinem wirtschaftlichen Exitus waren einige Auftragsvermittler an ihn herangetreten, die ihm große Auslandsaufträge beschaffen konnten. Es handelte sich dabei um Straßenbauaufträge auf der ganzen Welt, unter anderem in Osteuropa und in einigen Ländern Afrikas. Die Auftragssummen nahmen astronomische Höhen an und beliefen sich zum Teil im dreistelligen
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