Faulspiel (German Edition)
psychischen Verfassung.
Doch der eigentliche Grund für Kerstners Trip in die Schweiz lag ganz woanders. Er wollte sich Max Kaiser zur Brust nehmen und mit aller Macht versuchen, ihn dazu zu bewegen, die ihm angebotene Vertragsverlängerung seines Clubs anzunehmen.
Niemals zuvor hatte er einen Spieler gesehen, der mit solch einem Ausnahmetalent gesegnet war. Max Kaiser war technisch unglaublich beschlagen, und manchmal sah es so aus, als hätte er das Ballgefühl mit der Muttermilch aufgesogen. Er hatte ein Auge für das Spiel und einen Torinstinkt wie kaum ein Zweiter.
Dieser Junge war Gold wert.
Er hatte das Spiel auf der Straße gelernt, und das sah man in seiner gesamten Körperhaltung und Spielanlage. Wenn er das Spielfeld betrat, spürte jeder im Stadion, dass dieser Spieler hier war, um zu gewinnen, nichts anderes kam für ihn in Frage. Dafür liebten ihn die Fans, selbst die der gegnerischen Mannschaft. Er war jung und völlig unverbraucht. Er hatte alles das, was ihn zum Idol der Massen machte.
Kerstner hatte seine eigene Philosophie, wie er diesen jungen, ehrgeizigen Spieler begeistern könnte. Er musste ihm die Möglichkeit geben, Siege und Erfolge zu feiern, nur so, davon war er überzeugt, konnte er Max Kaiser dazu bewegen, den Vertrag zu verlängern. Wenn man ihn unter Druck setzen würde, dann käme genau das Gegenteil dessen heraus, was sie eigentlich beabsichtigten.
Außerdem musste er ihn davon überzeugen, dass das letzte Spiel gegen die Bayern nicht geschoben war. Max Kaiser war seiner Meinung nach eine ehrliche Haut so wie seine gesamte Familie.
Sie mussten ihn anders benutzen.
Sein Einfluss auf die Fans war mit Geld nicht zu bezahlen, deshalb könnten sie eine Ikone aus ihm machen, mehr einen Popstar als einen Fußballspieler. Ein Garant für Millionenumsätze!
Schneider, dieser Dummkopf, würde das niemals begreifen, dazu mangelte es ihm an Kreativität und Intelligenz. Sein Auftreten erinnerte Kerstner immer an einen Holzklotz, den man in ein Schaufenster warf! Keine Spur von Einfühlungsvermögen und Diplomatie.
Wie konnten die hohen Herren im Hintergrund nur solch einen Holzkopf für die Durchsetzung ihrer Ziele einsetzen? Denen musste doch irgendwann klar werden, dass Schneider ihnen auf Dauer mehr schaden als nutzen würde!
Kerstner befand sich jetzt kurz vor München und würde in ein paar Stunden sein Ziel Nidau in der Schweiz erreichen. Er hatte schon eine klare Vorstellung davon, wie er den kleinen Max Kaiser umstimmen würde.
Inständig hoffte er, dass ihm dies noch vor Beginn der Europameisterschaft gelingen würde. Wenn die Späher der anderen Clubs erst einmal bemerken würden, was für ein Juwel dieser Kaiser war, dann hätte er bestimmt keine Chance mehr. Sie würden ihn mit Angeboten überhäufen und sich gegenseitig überbieten.
Marcel Runge hatte Wiesbaden erreicht und parkte seinen alten Peugeot in der Danziger Straße, nur ein paar Blocks von der Theaterstraße entfernt, wo sich das BKA befand.
Sein Freund Hans Wolf hatte ihn zwischenzeitlich noch einmal angerufen und ihn darum gebeten, etwas später zu kommen.
Der Vorfall an der Rezeption des Hotels in Frankfurt ging Runge nicht aus dem Kopf. Was für ein Zufall! Es musste sich um den Igor handeln, von dem Valerie ihm erzählt hatte. Dieser Satan in Menschengestalt! Die beiden anderen Figuren, die Schlägervisage und der Fahrer des Mercedes, passten auch genau ins Bild.
Was für ein Glück, in jeder Hinsicht! Einerseits für ihn und Val, denn wenn die Typen sie in dem Hotel gefunden hätten, dann hätte er bestimmt einen Sack voll Probleme zu lösen gehabt.
Andererseits wusste er jetzt, wen er vor sich hatte, und irgendwie nahm er diese Angelegenheit, zumindest soweit es Valerie betraf, persönlich. Jetzt hatte er ein passendes Gesicht zu diesem Dämon!
Diese nach außen gut getarnten teuflischen Züge hatten sich unauslöschlich in sein Gehirn eingebrannt. Vielleicht hatte sein Freund Hans Wolf noch ein paar Informationen für ihn.
Runge hatte die Theaterstraße erreicht, Hausnummer 11, hier befand sich der zentrale Eingang zum BKA. Nachdem er alle Sicherheitsvorkehrungen über sich hatte ergehen lassen, betrat er den Fahrstuhl. Das Büro von Hans Wolf befand sich im dritten Stock.
Runge klopfte an die Bürotür, Wolf saß an seinem Schreibtisch, auf dem sich hohe Aktenberge stapelten.
„Hallo, Hans, du solltest nicht so viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen, dann wäre deine Arbeit auch schnell
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