Faulspiel (German Edition)
eingeladen werden. Wir haben noch einige schöne Jahre vor uns!“
Da war er wieder, sein Zynismus, selbst in dieser ernsten Situation konnte es Hans Wolf nicht lassen. Aber dies war auch eine der Eigenschaften, die Runge an ihm schätzte.
Einige Zeit später verließ er das Gebäude in der Theaterstraße 11 und schlenderte nachdenklich vorbei an Geschäften, die gerade schließen wollten, und Menschen, die noch schnell die letzten Einkäufe tätigten. Seine Gedanken waren bei Mia, seiner Frau. Er hatte sie nach ihrem Tod in Cluny beerdigt. Damals war die Welt für ihn zusammengebrochen!
Sie hatten Jean Pierre und dessen Frau Luise besucht; Robert war gerade einmal acht Monate alt. Mia wollte morgens für das Frühstück ein paar Lebensmittel einkaufen und war deshalb mit dem Auto in den nächsten Ort gefahren. Auf dem Rückweg von dem kleinen Geschäft gab es einen Verkehrsunfall. Ihr Wagen wurde von einem LKW förmlich überrollt und dabei völlig zerdrückt! Der Fahrer des LKW war weitergefahren! Mia war in dem total demolierten Kleinwagen mit furchtbarsten Verletzungen eingequetscht. Verbissen arbeiteten die Rettungskräfte der Feuerwehr stundenlang, um sie aus dem Schrotthaufen freizuschneiden. Trotz intensivster Rettungsmaßnahmen gelang es nicht, sie am Leben zu halten, und Mia verstarb zwei Tage nach dem Unfall im Krankenhaus.
Der Fahrer des LKW wurde nie gefunden, und Zeugen gab es keine!
Schon zu der Zeit hatte Runge mehrere ernste Drohungen erhalten, von denen er sich nicht hatte einschüchtern lassen. Er konnte den Mord bis heute nicht beweisen, und der Preis, den er für seine Hartnäckigkeit bezahlen musste, war immens hoch! Sie hatten ihm seine Frau und damit einen Teil seines Lebens und seiner Zukunft genommen!
Runge dachte lange Zeit, er würde an seinem Kummer zerbrechen. Jean Pierre und seine Frau hatten ihm damals sehr geholfen, nicht nur dadurch, dass sie sich um Robert gekümmert haben.
Er hatte sich vorgenommen, zunächst in der Schweiz den kleinen Kaiser zu treffen und anschließend das Grab seiner Frau in Cluny zu besuchen. Er würde ein langes Gespräch mit ihr führen müssen, auch und nicht zuletzt über Valerie Sattler.
Den Motor seines alten Peugeots hatte er gerade gestartet, als er ein leichtes Vibrieren in seiner Jackentasche spürte. Sein Handy klingelte, und auf dem Display erschien die Nummer von Max Kaiser.
„Guten Abend, Max! Wie war dein erster Tag im Trainingslager?“
„Heute ist noch nicht allzu viel passiert. Wir haben zunächst die Zimmer bezogen. Ich teile mir mein Zimmer mit Steffen. Das eigentliche Training geht erst morgen Früh los. Wir haben morgen vier Trainingseinheiten auf dem Programm.“
„Ja, die nächsten Wochen werden sicher sehr anstrengend für dich. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?“
„Die Stimmung ist bombig. Die meisten von uns können den Startschuss und das erste Gruppenspiel gar nicht abwarten. Wenn es nach mir ginge, dann könnte die Europameisterschaft auch schon morgen losgehen und nicht erst in sechs Wochen.“
„Das will ich dir gerne glauben. Das wird dein erstes richtig großes Turnier, und da kann ich mir schon vorstellen, dass du es nicht abwarten kannst, dich mit den Stars des internationalen Fußballs zu messen. Immerhin treffen hier die besten Spieler Europas aufeinander.“
Runge dachte bei seinen Worten, dass sich Max hinter diesen Euro-Millionären sicher nicht verstecken müsse. Er war jung, unverbraucht und sprühte vor Ehrgeiz und Tatendrang. Er werde bei diesem Turnier schon seinen Weg machen, da war sich Runge absolut sicher. Er freute sich schon darauf, Max spielen zu sehen. Die Leichtigkeit und die Selbstverständlichkeit, mit denen er den Ball behandelte, waren ein richtiger Augenschmaus!
„Wann werden wir uns sehen?“, wurde Runge aus seinen Gedanken gerissen.
„Ich bin jetzt noch in Deutschland, weil ich einen wichtigen Termin beim BKA in Wiesbaden hatte. Dort arbeitet ein alter Freund von mir. Ich werde die Nacht durchfahren und bin dann gegen Morgen in Bern. Für die nächsten vier Wochen habe ich mir dort ein Hotelzimmer reserviert. Vielleicht können wir uns morgen Abend treffen.“
„Du hattest einen Termin beim BKA? Was gab es denn so Wichtiges?“
„Das erzähle ich dir, wenn wir uns sehen. Was denkst du, wann können wir uns treffen?“
Max Kaiser überlegte einen Moment.
„Die letzte Trainingseinheit endet morgen Nachmittag um 17 Uhr. Anschließend ist Abendessen. Von 20 bis 23
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