Faulspiel (German Edition)
nichts Außergewöhnliches auf. Sie wurden nicht verfolgt oder beschattet. Das zeigte ihm, dass der Killer seine Planung schon abgeschlossen hatte, und der Zeitpunkt und der Ort des Attentates bereits feststanden. Der ehemalige Fremdenlegionär würde äußerst wachsam sein und musste dem Killer zuvorzukommen. Er hoffte inständig, dass ihm sein Instinkt und seine Erfahrung zum richtigen Zeitpunkt warnen würden.
Hans Wolf zermarterte sich sein Hirn darüber, wem er in seiner Abteilung trauen konnte und wem nicht. Er hatte sich die Personalakten von allen seinen Mitarbeitern besorgt und durchforschte jetzt jede einzelne Akte nach irgendeinem Anhaltspunkt, der ihn auf die Spur des Verräters bringen würde. Aber er konnte nichts Konkretes finden, so sehr er sich auch mühte. Er versuchte, sich auf seine Intuition zu verlassen und führte sich noch einmal jede einzelne Person vor sein geistiges Auge.
Irgendwie kam er nicht weiter.
Alle Szenarien, die sich in den letzten Wochen und Monaten in seiner Behörde ereignet hatten, spielte er noch einmal durch und versuchte, sich an jede Einzelheit zu erinnern.Schließlich kam er zu dem Tag, an dem Marcel Runge ihn in seinem Büro aufgesucht hatte. An diesem Tag hatte er das Notizbuch erhalten und es kopieren lassen. Wem hatte er den Auftrag dazu gegeben?
Es war Lahme.
Konnte Lahme korrupt sein?
Aus dem vor ihm liegenden Stapel suchte er sich Lahmes Personalakte heraus. Lahme war einige Zeit mit ihm zusammen bei der Sitte der Frankfurter Kripo gewesen. Er hatte auf Hans Wolf immer einen völlig loyalen Eindruck gemacht. Sicher war er sehr ehrgeizig, ein intelligenter Kerl und eigentlich ein guter Polizist und Staatsbürger. Zum BKA war er einige Jahre nach Wolf gekommen und war nach einigen Schulungen und Seminaren direkt in seiner Abteilung gelandet. Noch einmal nahm sich Wolf Lahmes Akte intensiv vor.
Die Akte war sauber.
Lahme kam aus geordneten Familienverhältnissen; sein Vater hatte Jahrzehnte als Streifenpolizist in Hanau gearbeitet. Schulabschluss Abitur, Note gut. Den Einstellungstest und die medizinische Untersuchung hatte er mit der Note sehr gut bewältigt. Anschließend Studium an der Polizeiakademie in Nienburg in Niedersachsen für den höheren Polizeidienst. Abschlussnote gut. Auch von seiner Dienststelle bei der Kripo hatte er einwandfreie Beurteilungen.
Lahme war ein richtiger Vorzeigepolizist.
Genau das war es, was Hans Wolf misstrauisch machte. Seine Akte war einfach zu sauber und geradlinig. Sein Instinkt sagte ihm, dass hier irgendetwas faul war. Lahme war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.
In einem persönlichen Gespräch bei einer Jubiläumsfeier hatte er Hans Wolf einmal erzählt, er sei zu gut für eine einzige Frau und daher ein leidenschaftlicher Junggeselle.Er könne sich nicht vorstellen, dass ihm eine einzige Frau im Leben reichen würde.
War das vielleicht der Ansatzpunkt dafür, korrupt zu sein?
Während seiner Zeit bei der Sitte hätte er genügend Möglichkeiten gehabt, die Frauen täglich zu wechseln. Vielleicht war in dieser Zeit jemand aus dem Milieu an ihn herangetreten? Vielleicht hatte er auch noch eine andere Schwäche? Je länger Wolf darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher war für ihn die Möglichkeit, dass Lahme der Maulwurf sein könnte.
Aber wie sollte er ihn entlarven? Er hätte ihn sicher eine Zeit lang observieren lassen können, wobei jedoch die Gefahr bestand, dass Lahme von der Sache hätte erfahren können und dadurch nur noch vorsichtiger geworden wäre. Vielleicht hatte er auch noch einen oder mehrere Partner, die mit ihm zusammenarbeiteten, dann würde die Aktion ohne Ergebnis verpuffen. Wolf musste sich schon etwas einfallen lassen, wovon nur er alleine wusste und sonst niemand. In dieser Sache durfte er nur sich selbst vertrauen.
Er nahm sich vor, Lahme einen absolut vertraulichen Auftrag in der Ermittlung gegen diesen Igor zu geben, um zu sehen, ob diese Anweisung bei Igor ankäme. Sollte dies der Fall sein, dann konnte nur Lahme der Informant sein. Langsam nahm er den Hörer seines Diensttelefons ab und wählte Lahmes Nummer. Nach kurzem Klingeln nahm der Kollege den Hörer ab. Hans Wolf forderte ihn auf, zu einer dienstlichen Besprechung in sein Büro zu kommen. Nur wenige Minuten später erschien Lahme in Wolfs Dienstzimmer.
„Nehmen Sie doch Platz, Herr Lahme!“
Wolf sah Lahme freundlich an, während er sich auf den Stuhl vor seinen Schreibtisch setzte, auf dem vor einigen Wochen
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