Faulspiel (German Edition)

Papiere. Geburtsurkunde, Führerschein und Pass! Das ganze innerhalb von drei Tagen, sonst wird aus unserem Geschäft nichts, und ihr geht alle hoch und verbringt die nächsten fünfzehn Jahre in einem staatlichen Hotel.“
    „Du hast wohl schlecht geträumt heute Nacht, was denkst du, woher ich in so kurzer Zeit so viel Knete auftreiben soll? Ich glaube, du weißt nicht genau, mit wem du dich hier anlegst. Die Leute sind einige Nummern zu groß für dich! Du hängst genauso in der Sache drin wie wir, und wenn sie uns kassieren, dann schnappen sie auch dich, mein Freund!“
    „Das kann gut sein, aber es gibt für mich Mittel und Wege, um da mit einer sehr geringen Strafe herauszukommen. Ich könnte mich auch als Kronzeuge zur Verfügung stellen. Dann käme ich sicherlich mit einer Bewährungsstrafe davon, aber euch hätten sie richtig am Arsch!“
    „Du willst uns doch nicht etwa drohen! Wenn ich das so weitergebe, dann bist du morgen ein toter Mann! Alter Junge, überlege dir genau, was du als nächstes sagst!“
    Unvermittelt zog Ritchie eine Waffe aus der Tasche und hielt sie Lahme an den Kopf. Es war eine Browning 9 mm.
    „Du kannst dir sicherlich vorstellen, was mit deiner Rübe passiert, wenn ich abdrücke!“
    Lahme zuckte zusammen; jetzt war er derjenige, der Schweißperlen auf der Stirn hatte.
    Mit allen Mitteln versuchte er, ruhig zu bleiben. In den psychologischen Schulungen beim BKA hatte man ihm beigebracht, wie er mit solchen Situationen umzugehen hatte. Aber die Realität war entschieden anders als die Theorie. Er hatte das Gefühl, irgendetwas würde ihm die Kehle zuschnüren, sein Mund war trocken und die folgenden Worte presste er förmlich heraus.
    „Immer mit der Ruhe, niemandem ist damit geholfen, wenn du jetzt durchdrehst. Die Sache ist ganz einfach. Ich habe Kopien von allen Unterlagen und Informationen, die uns zur Verfügung stehen.
    Du erinnerst dich bestimmt an die Hure, die du mir vor ein paar Jahren zum Zeitvertreib geschickt hattest? Die Aufzeichnungen stammen von ihr. Irgend so ein Reporter hat sie uns gebracht! Ich denke, es wäre sehr wichtig für alle Beteiligten, wenn ihr so schnell wie möglich die Unterlagen erhaltet.“
    Ritchie überlegte einen Moment. Er wusste nicht genau, ob er diesem korrupten Bullen trauen konnte. Für einen Moment übermannte ihn die Versuchung, einfach abzudrücken und damit dem Possenspiel ein Ende zu bereiten. Dieses korrupte Schwein hatte es nicht anders verdient. Doch dann besann er sich eines Besseren. Vorsichtig nahm er die Browning von Lahmes Kopf. Dieser Kerl hatte Recht, er musste dieseNotizen um jeden Preis erhalten und dann mit Igor entscheiden, was zu tun sei. Sonst wären sie alle am Arsch!
    „Wann können wir die Unterlagen haben?“
    Lahme atmete tief durch. Ihn beschlich das Gefühl, dass er dem Teufel noch einmal von der Schüppe gesprungen war. An seinem gesamten Körper hatte sich kalter Schweiß gebildet. Sein Pulsschlag beruhigte sich allmählich.
    „Ich sagte bereits, in drei Tagen! Wir tauschen das Geld und meine neuen Papiere gegen die Informationen aus, und als kleinen Bonus gebt ihr mir das Video, das ihr linken Säcke damals von mir und der Hure gedreht habt, noch obendrauf. Versucht nicht, mich zu linken, ich werde gleichzeitig einen verschlossenen Umschlag bei einem Notar hinterlegen, worin sich eine umfassende Aussage von mir befindet und wenn ich nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bei dem Notar vorspreche, geht die Aussage zum BKA.“
    Ritchie wusste zu gut, dass er keine andere Wahl hatte. Er musste diesem korrupten Schwein ein Vermögen hinterlegen, um sich und Igor vor dem Knast zu bewahren.

    Max Kaiser saß in der Hotel-Lobby und wartete auf Marcel Runge. Bei der Europameisterschaft hatten sie schon zwei Spiele hinter sich. Gegen Polen 2 : 0 gewonnen und gegen Kroatien 1 : 2 verloren. Irgendwie fehlten der Mannschaft die Frische und die Spielfreude, die sie noch bei der letzten WM oder der Qualifikation zur Europameisterschaft an den Tag gelegt hatten. Die ganze Mannschaft wirkte in ihren Aktionen gehemmt. Vielleicht lastete die Favoritenbürde auch zu sehr auf den Schultern der jungen Spieler.
    Jetzt ging es im letzten Spiel der Vorrunde gegen Österreich. Dies würde vermutlich das schwerste Spiel der Gruppenphase werden, denn die Österreicher hatten eine ganzeNation im Rücken, und was das bewirken kann, hatte man nicht nur bei der letzten WM in Deutschland gesehen. Unglaubliche mentale Kräfte konnten