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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hart und doch so vertraut, dass sie voller Erleichterung lächelte, die Arme um einen Körper schlang und in eine feste Umarmung sank.
    »Mein Mädchen«, murmelte Jakub in ihr Haar. »Meine Kleine. Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.«
    Jade ließ es zu, dass er sie in seinen Armen wiegte wie damals, als sie kaum zwei Jahre alt gewesen war, heimatlos und müde. Erst nach einer ganzen Weile lösten sie sich voneinander, doch sie blieben sich so nah, dass Jade die fiebrige Wärme spüren konnte, die von ihm ausging.
    »Ich war beim Präfekten«, sagte Jakub heiser. »Und danach beim Zehnthaus. Aber ich konnte nichts für Elanor tun.« Seine Stimme bekam den zornigen Klang, den Jade so gut an ihm kannte, und brachte die ganzen Bilder dieses Tages zurück. »Und dann habe ich das Horn gehört.«
    Jade suchte nach Worten, nach einem Trost vielleicht, aber Jakubs undurchdringliche Miene verunsicherte sie. Verfluchte er Lilinn? Fühlte er sich betrogen?
    »Ich habe mit ihr gesprochen«, sagte sie schließlich leise. »Sie hat vor den Leuten der Lady behauptet, der Spiegel und die Karten, die du im Keller versteckt hattest, würden ihr gehören. Sie hat deinen Kopf gerettet, Jakub.«
    Wieder irritierte es sie, dass er kaum reagierte. Nur seine Hände waren zu Fäusten geballt.
    »Sag doch etwas!«, rief sie. »Liebst du sie noch? Machst du dir Sorgen? Bist du gar nicht überrascht?«
    »Ja und nein«, sagte Jakub mit mühsam beherrschter Stimme. »Bevor ich jemanden ins Larimar lasse, stelle ich Nachforschungen an. Ich hatte schnell herausgefunden, was mit ihrer Familie passiert ist. Ihr war es gelungen, aus dem Palast zu fliehen. Sie nahm ihren neuen Namen an, lebte im Untergrund und verliebte sich in einen Mann, der ihr übel mitgespielt hat. So weit ist es eine ganz gewöhnliche Geschichte. Ich habe geschwiegen, weil ich dachte, sie will ein neues Leben beginnen, im Verborgenen, bei uns. Aber sie spielte ihre Rolle so gut, dass ich nicht einmal geahnt habe, dass Rache ihr wichtiger ist als alles andere.«
    »Die Liebe zu dir war keine Rolle«, entgegnete Jade.
    Jakub schluckte schwer. »Du warst im Keller?«
    Jade nickte. »Zeit, auch unsere Masken abzulegen, Jakub. Ich weiß von deinem Spiegel und den Echo-Königen. Ich kenne die wahre Gestalt der Echos und alle Lügen, die du mir mein Leben lang aufgetischt hast. Aber jetzt will ich endlich die Wahrheit hören! Ich weiß, ich …« Sie zögerte und holte Luft, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. Es fühlte sich nicht gut an, ihre schlimmste Befürchtung auszusprechen. »… Ich habe eine Verbindung zu den Echos. Ich bin die Einzige, die ihre Spiegelbilder sehen kann. Und manchmal höre ich sie im Traum.«
    Jakub seufzte und blickte seine Fäuste an. »Sie haben dich also gefunden.«
    »Gib mir endlich eine Antwort!«, schrie Jade.
    »Stell mir die richtige Frage«, gab Jakub plötzlich ebenso zornig zurück. »Stell sie mir … noch einmal«, fügte er dann leiser hinzu. »Die Frage, die ich dir nie beantwortet habe.«
    Jade schnaubte. »Also gut: Wer hat damals geweint?«
    Jakub schloss die Augen. »Das Mädchen, das du im Wasser siehst«, sagte er. »Deine Schwester.«
    Jade war nicht fähig, etwas darauf zu erwidern. Sie hatte das Gefühl, mit einem Mal alles in einer kristallinen, schneidenden Schärfe wahrzunehmen. Jeder Ton sirrte, jede Farbe leuchtete so grell, dass sie die Augen zumachen wollte.
    »Aber … das ist unmöglich … ich habe kein Wasserblut«, stammelte sie.
    »Du bist meine Tochter«, sagte Jakub. »Ich bin ein Mensch. Aber deine Mutter – Tishma –, sie gehörte zu den Echos.«
    Jade griff hastig zu der Tasche, in der das Foto verborgen war.
    »Ich weiß«, sagte Jakub. »Du siehst eine Menschenfrau auf dem Bild. Aber so einfach ist es nicht. Dieses Aussehen hat sie gewählt, weil sie sich den Menschen nahe fühlte. Sie war eine Mittlerin und diente den Tandraj-Königen. Sie glaubte immer daran, dass Echos und Menschen dieselbe Sprache sprechen können und sich nicht misstrauen müssen.«
    »Sie … war tatsächlich ein Echo?«, flüsterte Jade. »Aber wie kann das sein?«
    Jakub lächelte ratlos. »Wie ist es möglich, dass Wesen sich verlieben und manche Seelen sich kennen, gleichgültig in welcher Gestalt sie leben? Ich weiß es nicht. Ich habe es einfach nur erlebt. Aber du hast recht mit dem, was du über die Echos herausgefunden hast. Im Winterkrieg wurden unzählige von ihnen getötet, aber viele haben ihre Körper rechtzeitig

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