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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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abzuschneiden. Gefällt’s dir nicht?«
    Wenn du noch wie mein Vater aussehen würdest, würde es mir gefallen , dachte sie. Es erstaunte sie selbst, wie sehr der neue Jakub sie verunsicherte.
    »Ich denke, es ist wichtiger, dass es Lilinn gefällt, oder?«, fragte sie spitz. Jakubs Miene verfinsterte sich. Er schnaubte und schob die Fäuste in die Taschen. Jade konnte beinahe hören, wie die unsichtbare Tür zwischen ihnen ins Schloss fiel.
    »Jakub, sei doch nicht gleich eingeschnappt, ich meinte doch nur …«
    »Dann gefällt es dir eben nicht. Warum frage ich dich überhaupt! Wenn jemand kein Stirnband trägt, ist er für dich ohnehin hässlich, habe ich recht?« Beinahe erleichterte es sie zu sehen, dass es doch noch der jähzornige, empfindliche Jakub war, der vor ihr stand.
    »Wage nicht, dich auch noch zu verkleiden, alter Mann!«, konterte sie. Und endlich glätteten sich Jakubs Züge – zumindest ein wenig.
    »Kann mich beherrschen«, gab er zurück. »Es reicht, dass meine Tochter aussieht, als hätte ich sie den Flussleuten abgekauft.« Und er fügte mit einem Seufzen hinzu: »Ich muss heute den Fahrstuhl reparieren. Du wirst es nicht glauben, aber die zwei Barbaren aus dem Nordland haben den Fahrstuhlknopf zerschmettert.«
    Ich weiß , hätte Jade beinahe erwidert.
    Lilinn merkte man gar nichts an, keine Regung, kein Lächeln, keine Verlegenheit. So als wären Jade und sie sich nie in der Nacht begegnet.
    »Hast du Jakub etwa gebeten, sich zu rasieren?«, platzte Jade heraus, sobald sie sich einen Becher mit heißem Tee geholt hatte.
    Es gab ihr einen Stich, wie beiläufig Lilinn die Schultern zuckte.
    »Es ist sein Gesicht. Ich habe nur erwähnt, dass er mir ohne Bart besser gefallen würde. Anscheinend hat er sich den Rat zu Herzen genommen.«
    Jetzt war Jade doch verunsichert. Lilinn und sie waren immer noch Freundinnen, oder nicht? Warum verstellte sie sich dann? » Kennst du sie gut? « Diese Frage, die Faun ihr gestellt hatte, fiel ihr wieder ein. Bei der Erinnerung an ihre Begegnung fühlte sie, wie ihr Herz einen Satz machte und losgaloppierte.
    »Ist etwas, Jade? Du bist so still!« Lilinn entging wirklich nichts!
    Rasch senkte Jade den Kopf und schüttelte den Kopf. Wunderbar! Sie verdächtigte Lilinn, misstraute ihr und urteilte über sie. Dabei hatte sie selbst viel mehr zu verbergen. Sie wagte sich gar nicht vorzustellen, was Lilinn und Jakub davon halten würden, dass sie den Rebellen Warnungen zukommen ließ. Von den verwirrenden Gefühlen, die sie für Faun hatte, ganz zu schweigen.
    *
    Als das Geräusch des Fahrstuhls erklang, hätte sie beinahe den Tee verschüttet. Sie wollte schon aufspringen, doch im letzten Augenblick besann sie sich und zwang sich dazu, den Becher ruhig abzustellen und wie beiläufig aus der Küche zu gehen.
    Sie hatte gedacht, Faun noch für einige Augenblicke allein zu treffen, doch diese Hoffnung wurde enttäuscht. Die beiden Nordländer waren bereits auf dem Weg zur Tür. Tams Hund blieb stehen und sah sich im selben Augenblick nach Jade um, als auch Faun ihre Gegenwart bemerkte.
    Sein Anblick nahm ihr den Atem. Er trug ein schwarzes Festgewand. Mattierte Goldstickerei prangte an einem langen Umhang. Schmal geschnittene Hosen aus Wildleder und ein uniformähnliches Wams ließen ihn noch schlanker und größer erscheinen. Und offenbar hatte er ebenso wenig geschlafen wie sie. Er war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, was ihn paradoxerweise noch schöner erscheinen ließ. Jade wollte ihm schon verstohlen zulächeln, als er die Brauen zusammenzog und abrupt den Blick abwandte. Das war wie ein Schlag in den Magen.
    »Das Bootsmädchen, das keines ist!«, sagte Tam mit seinem freundlichen Lächeln. »Auch unterwegs in die Stadt, Jade Livonius?«
    »N … nein«, antwortete sie. Die Abwehr und stechende Arroganz in Fauns Haltung erschütterten sie. Im Moment konzentrierte er sich darauf, den Ärmel über dem Verband zurechtzurücken. Ablehnung strahlte aus dieser Geste. Er schluckte mehrmals, nur daran sah sie, dass er nicht ganz so unbeteiligt war, wie er wirkte.
    Das kann doch nicht sein! Bisher war es Fassungslosigkeit gewesen, nun aber kroch langsam die Wut in ihr hoch. Jade ballte die Hände zu Fäusten.
    »Gehst du auch nicht zum Hafen?«, fragte Tam. »Ach nein, vermutlich nicht. Deine Freunde von der Fähre haben heute und morgen noch genug zu tun, bis die Turbinen wieder richtig funktionieren.«
    »Ich habe hier ebenfalls mehr als genug zu

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